Suche nach dem Staatsoberhaupt: Beste Chancen für Wulff
Unionspolitiker sollen Vorbehalte gegen Ursula von der Leyen geäußert haben. Beste Chancen scheint jetzt Niedersachsens Ministerpräsident zu haben.
BERLIN dpa | Überraschende Wende: Der niedersächsische Regierungschef Christian Wulff (CDU) gilt jetzt als neuer Favorit für den Posten des Bundespräsidenten. Allerdings sei bisher noch keine endgültige Entscheidung gefallen, hieß es am Donnerstag in Berlin. Damit sind die Chancen von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) gesunken, Nachfolgerin des am Montag zurückgetretenen Horst Köhler zu werden. Gegen von der Leyen sprechen Widerstände in der Union - und das Problem, sie in ihrem Schlüsselressort zu ersetzen
"Der Gedankenprozess ist weit gediehen", hieß es am Donnerstagmittag in Koalitionskreisen. Für Wulff müsste kurzfristig eine Nachfolge in Niedersachsen gefunden werden. "Die Gespräche werden konstruktiv geführt", sagte FDP-Chef Guido Westerwelle in Berlin. Es gebe keinen Zweifel daran, dass die Koalition einen gemeinsamen Kandidaten nominieren werde, betonte der Außenminister und Vizekanzler.
Am Abend wollte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Unions- Ministerpräsidenten beraten. Dabei könnte die CDU-Chefin ihre Entscheidung über die Köhler-Nachfolge präsentieren. Westerwelle wollte am Abend mit den Vize-Ministerpräsidenten der von seiner Partei mitregierten Länder sprechen.
Formal entscheiden die Parteigremien über einen Kandidaten als Köhler-Nachfolger. In der CSU hieß es, dass auch Wulff von der Partei als Präsidentschaftskandidat mitgetragen werden könne. Von der FDP hat Merkel ebenfalls freie Hand für einen Vorschlag bekommen. Am 30. Juni soll der neue Präsident von der Bundesversammlung gewählt werden - sie besteht aus 622 Bundestagsabgeordneten und 622 Ländervertretern.
Grünen-Chef Cem Özdemir warnte im Nachrichtensender n-tv: "Frau Merkel ist aufgefordert, hier nicht Parteipolitik zu machen." FDP-Fraktionsvize Jürgen Koppelin hatte im Inforadio Bedenken gegen von der Leyen angemeldet. Sie sei in bestimmten Bereichen durchsetzungsfähig, aber für die jüngere Generation ein "Antityp". Er begründete dies mit ihren Plänen als Familienministerin zum Sperren von Internetseiten.
Das Ziel der schwarz-gelben Koalition ist es, die Köhler-Nachfolge bis zum Wochenende zu regeln. Am Sonntag und Montag will das Bundeskabinett bei einer Klausur über die Sparpläne beraten. Merkel hatte angekündigt, eine Persönlichkeit zu finden, die "eine Chance hat, von allen akzeptiert zu werden".
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“