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Studiengebühren für ReicheDer Privilegierten-Kampf

Sowohl in Hamburg als auch in Hessen wollen die Parteien aus dem linken Lager Studiengebühren abschaffen. Ist das wirklich links oder beginnt Chancengleichheit nicht ganz woanders?

Acht von zehn Kindern aus gebildeten Familien schaffen es zur Hochschule, bei den Arbeitern sind es knapp zwei. Bild: dpa

Österreich zum Beispiel könnte einem die Augen öffnen. Als dort vor ein paar Jahren Studiengebühren eingeführt wurden, schäumten die Studierenden auch hierzulande. Keine Hochschuldebatte, ohne dass die bösen Ösis als Unmenschen angeprangert wurden. Die Studentenzahlen fielen in den Keller, die Studienanfänger blieben der Uni fern. Die austrische Praxis schien die Theorie zu bestätigen: Studiengebühren sind ungerecht und sie schrecken vom Studium ab.

Seltsam nur, dass Gebührengegner Österreich inzwischen gar nicht mehr gern zitieren. Das Schweigen kommt nicht von ungefähr. Die Studentenzahlen in den Alpen sind auf einem Allzeithoch, kaum jemand lässt sich vom Studium abschrecken. Und das beste: Wie die Pilger wandern deutsche Medizinstudenten ins glückliche Österreich ein - trotz des Bezahlstudiums.

Aber in Deutschland gehen sie jetzt wieder auf die Straße. In Hamburg und Hessen kämpfen Studenten darum, dass die Studiengebühren abgeschafft werden. Unterstützt werden sie von der parlamentarischen Linken, von SPD, Grünen und Linkspartei, die in schöner Eintracht die Campusmaut als einen Verstoß gegen die Chancengleichheit skandalisieren. Das ist nur auf den ersten Blick eine wunderbare Fusion von außerparlamentarischer und parlamantarischer Linker. Es ist eine verkehrte Welt.

Gerecht wäre es nicht etwa, Studiengebühren abzuschaffen, sondern sie für zehn Jahre in Deutschand flächendeckend einzuführen. Nur ein kleiner Teil von etwa 35 Prozent der Jugendlichen schafft es durch die Ausleseschule überhaupt bis an die Hochschulen. Und dieser Teil zählt auch noch zu den Schönen und Reichen des Landes. Unter diesen Umständen ist es geradezu notwendig, von privilegierten Eleven einen finanziellen Beitrag fürs Studium zu verlangen. Denn Erhebungen des Deutschen Studentenwerks zeigen: Der Anteil der Arbeiterkinder an den Hochschulen ist in den letzten 25 Jahren weiter gefallen. Es kommen praktisch nur noch Kinder von Beamten, Akademikern und Selbständigen an die Unis. Acht von zehn Kindern aus gebildeten Familien schaffen es zur Hochschule, bei den Arbeitern sind es knapp zwei.

Wenn Studierende sich trotzdem als die Verlierer des Bildungssystems stilisieren, ist das kein Witz, sondern ein gesellschaftlicher Skandal. Spätere Staatssekretäre, Professoren, Journalisten, Richter und Manager schlüpfen in die Rolle der Robin Hoods des Bildungssystsems und spielen die Rächer der Entrechteten. Zur gleichen Zeit schmort ein Anteil von rund 20 Prozent Schülern in Haupt- und Sonderschulen - um die sich niemand kümmert, für die keiner demonstriert. Die haben so gut wie keine Chance auf Ausbildungsplatz, Beruf oder Teilhabe am gesellschaftlichen System.

Besonders schlimm ist die Situation da, wo jetzt eine starke Linke die Studiengebühren wegmachen will - in Hamburg und Hessen. In diesen Ländern gibt es mit die schlechtesten Hauptschulen der Republik, Schulen, die laut einer Studie des Max-Planck-Instituts (MPI) für Bildungsforschung als unrettbar verloren gelten. 70 Prozent der Hamburger Hauptschulen und über die Hälfte in Hessen sind so schlecht, dass MPI-Direktor Jürgen Baumert kaum verhüllt ihre Schließung fordert. Wegen der ungünstigen sozialen Mischung seien dort "außerordentlich schädliche Auswirkungen auf die Leistungsentwicklung von Jugendlichen" zu beobachten. Ein, wie die Forscher sagen, Marienthaleffekt setzt ein - die Schüler geben sich auf und ziehen sich gegenseitig runter. In sieben von zehn Hauptschulen der Hansestadt ist das so, und in fünf von von zehn in Hessen.

Hat jemand schon mal gehört, dass die Linkspartei die sofortige Schließung dieser Idiotenschulen gefordert hätte? I wo. Die Linkspartei sorgt sich nicht etwa um die da unten, sondern um die da oben. Ihre Maßnahme zur Herstellung von Bildungsgerechtigkeit heißt: Weg mit den Unigebühren, Gratisstudium für die Reichen! Auf Karl Marx sollte sich die Linke dabei nicht berufen. Denn der schrieb einst: Solange nur sehr wenige Studenten und Schüler Zugang zu höherer Bildung haben, ist Gebührenfreiheit ein Subventionsprogramm für das Bürgertum. Und ist also abzulehnen. Sagt Marx.

Das Bildungssystem steht Kopf. Kindergärten kosten teilweise bis zu 400 Euro pro Monat, und bereits in der Grundschule werden Schüler mit zehn Jahren einer harten Auslese unterzogen. Die Studenten ficht das nicht an. Sie fordern die Abschaffung von monatlich 83 Euro Studiengebühren und das Verbot jeglicher Auslese für Elitekurse an Hochschulen. Verkehrte Bildungswelt. Es wird Zeit, sie auf die Füße zu stellen.

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42 Kommentare

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  • A
    Ayse

    ich verstehe die ganze aufregung unter den kommentatoren nicht.

    wird vergessen, dass mit studiengebühren gleichzeitig auch die möglichkeit gegeben wird, diese zu finanzieren?

  • HS
    Hamburger Student

    Was ist das für ein Schmarn?

    Hab ich verpasst, dass die taz jetzt zu Axel-Springer gehört?

     

    Auf die sogenannten "Argumente" will ich lieber gar nicht eingehen (haben die über mir schon getan) - nur mal richtigstellen:

    Die Studiengebührengegner in Hamburg fordern explizit "Gebührenfreie Bildung von der Kita bis zu Hochschule"

     

    Was versucht die taz mit solchenArtikeln? Politik machen? Skandalisieren? Leserklientel vergraulen?

  • S
    Student_T

    Das ist ja eine großartige Logik! Nach dem Motto: "Das System ist schlecht, dann können wir es ja ruhig noch schlechter machen!"

     

    Die paar Arbeiter u. Migrantenkinder, die es bis zum Studium geschafft haben, kann man dann ruhig als "Kollateralschäden" opfern. Und diejenigen, die durch Gebühren abgeschreckt werden tauchen ohnehin in keiner Statistik auf. Super!

     

    Ich fand das "Gerechtigkeits-Argument" der Gebührenbefürworter schon immer hochgradig zynisch: "Die Krankschwester zahlt mit ihren Steuern das Studium für den Arztsohn" Eine Argumentation bei der die schreiende Bildungsungerechtigkeit hierzulande als Grundvoraussetzung akzeptiert und mitgedacht wird. Selbstverständlich wäre der Krankenschwester wesentlich mehr gedient, wenn ihre Kinder ( oder gar sie selbst!) gebührenfrei studieren könnten.

     

    NOCH EIN KLEINER REALITÄTS-CHECK!

    Studienkosten in Hamburg pro Semester:

    500 Euro ( Gebühren ) + 250 Euro ( Semsterbeitrag incl. Semesterticket ) = 750 EURO!

     

    Ich weiß, 83 Euro pro Monat klingt weniger - aber warum diese permanenten rhetorischen Kniffe und Scheinargumente? Wird es nicht langsam mal Zeit die Sinnhaftigkeit von Studiengebühren ernsthaft zu diskutieren?

  • T
    Tricky

    Leider falsch gerechnet, Herr Füller.

     

    Beispiel:

    An der Ruhe-Universität Bochum kosten das Semester nicht nur 500 ?.

     

    500,-? Studienbegühr+

    208,79? Sozialbeitrag

    =708,79?

    macht pro Monat

    118,13?

    ..was ein Studierender für sein Studium allein ausgibt. Ich kann mir durchaus vorstellen, daß Herr Füller persönlich noch unter einfacheren Bedingen studieren konnte und jetzt ein leichtes Spiel hat, nachfolgende Generationen mit einer gewissen Häme zu betrachten, die in Anbetracht einer nachgewiesenen Verarmung der Studierenden durchaus als zynisch gewertet werden kann.

  • CB
    Claus Berger

    Jetzt bezeichnet Christian Füller auch noch Hauptschulen als "Idiotenschulen". Es ist nicht mehr nur ärgerlich, sondern schlichtweg unfassbar, was sich dieser "Bildungsexperte" in der taz alles erlauben darf.

    Schade, dass es in der taz nicht zu einer differenzierten Sichtweise in der Bildungspolitik reicht.

  • L
    Liebling

    Sehr geehrter Herr Füller!

    Ich habe bei den Protesten gegen die Studiengebühren mitgemacht und bin auch noch immer der Meinung, dass die Einführung von Studiengebühren ungerecht ist. Man muss den Studenten, die im Großen und Ganzen erwachsene Menschen sind, Verständnis entgegenbringen, dass sie ihr Studium selbst finanzieren wollen, doch abzüglich 700Euro pro Semester, die in dem ein oder anderen Bundesland gezahlt werden müssen und wegen der z.T.hohen Lebenskosten, bleibt trotz 2 oder 3 Nebenjobs wenig übrig. Zumal der Student durch die neu eingeführten Bachelorstudiengänge wenig flexibel ist, was aber gemeinhin Arbeitgebern enorm wichtig ist ...

    Aber es ist nicht meine Art über gelegte Eier zu diskutieren: nehmen wir mal an, die Studiengebühren werden flächendeckend eingeführt, gut, dann will ich aber selbst darüber entscheiden für welchen "gesellschafltich sinnvollen"(!)Zweck meine gezahlten Gebühren verwendet werden. Ich würde liebend gern in die Verbesserung der Schulbildung bzw. in Reformen des Bildungssystems investieren. Warum kann ich das nicht mit den 600 oder 700 Euro? Seien wir mal ehrlich: es wird in diesem und anderen Ländern für irgendwelche Prestigeprojekte Geld zum Fenster rausgeschmissen und plötzlich fehlt das Geld und man muss es bei Studenten, Auszubildenden etc. wieder reinholen:

    es werden millionenschwere Zäune gebaut, um eine kleine Gruppe von Menschen von einer großen Gruppe von Menschen zu trennen. Wenn das sozial bzw. sinnvoll ist, dann heiß ich Hugo.

    MfG

  • SR
    Sebastian Rau, zahlender Student

    Der Text intendiert kaum eine inhaltliche Auseinandersetzung mit seinen Thesen. Auch drängt sich der Eindruck auf, dass der Autor kürzlich Teilnehmer eines Auditings des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) der Bertelsmann-Stiftung gewesen ist (?Jeder ist unseres Glückes Schmied?).

    Dennoch muss eine Gegenposition dargestellt werden, um den längst nicht mehr im Beginn befindlichen Anfängen zu wehren: Was Herr Füller geflissentlich übersieht, ist zunächst die Tatsache, dass es ja mitnichten um lediglich 83,- ? im Monat geht, die hier aufgebracht werden müssen. Sondern um weitere 83,- ?, die zusätzlich zu den anderen 600-700,- ? für Miete, Lebensmittel, Strom, Lernmaterialien, evtl. Kranken- und Pflegeversicherung etc. anfallen. Was sich dann schnell mal auf 10.000 ? jährlich summiert. Und die wollen ? sofern man einer Arbeiterfamilie entstammt ? erst einmal verdient sein. Wollte Herr Füller an dieser Stelle auf die leider immer noch sehr rigiden BAföG-Regelungen verweisen, wäre das ebenfalls nicht hilfreich.

    Auch verrät der Artikel Unkenntnis hinsichtlich der Vorschläge der so bezeichneten parlamentarischen Linken. Diese fordert mit der Einführung der Gesamtschulen selbstredend die Abschaffung der ?Idiotenschulen?. Dass der Anteil der Arbeiterkinder an den Hochschulen sinkt, ist ja gerade die Folge der Einwirkung dieses Schulsystems mit seiner immer früher einsetzenden harten Selektion sowie der zunehmend höheren finanziellen Belastung der Geringverdiener.

    Was die Begriffe ?Chancengleichheit? und ?Chancengerechtigkeit? betrifft, so ist

    ? wie so oft ? auch hier eine unzulässige Synonymisierung zu konstatieren. Denn wo über das Verständnis von Chancengleichheit noch Konsens erzielt wird, ist Chancengerechtigkeit beliebig und nicht mehr als eine bis zur Unkenntlichkeit verbiegbare neoliberale Worthülse. Fakten zu schaffen, von denen aus sich dann trefflich in die eigene Tasche wirtschaften lässt, ist das große Verdienst der ?there-is-no-alternative?-Fraktion. Denn es mag ja sein, dass mittlerweile auch jemand für Kindergartenplätze Abgaben angeordnet hat. Aber daraus die Rechtmäßigkeit der Einführung von Studiengebühren ableiten zu wollen, ist geradezu grotesk. Genauso grotesk wie beispielsweise die als geboten verkaufte Forderung der öffentlichen Arbeitgeber, die Angestellten müssten aus Gerechtigkeitsgründen jetzt ebenso viele Wochenstunden arbeiten wie Beamte. Dass den nicht streikberechtigten Beamten die höhere Wochenarbeitszeit von ihren Dienstherren unlängst zuvor diktiert worden ist, geht im Rummel dann verloren.

    Ebenso wird auch Marx mal eben in einen völlig unhaltbaren Zusammenhang gestellt und, zumindest was die Studienbedingungen betrifft, heute gar der Anschluss Deutschlands an Österreich postuliert. Ausgleichende Gerechtigkeit?

    Wenn schon Bezahlstudium, dann würde nur die ausschließliche Heranziehung der Reichen hierzu bei gleichzeitiger Gewährung eines staatlichen Studienhonorars für die Unterprivilegierten einen Anflug von Chancengleichheit bedeuten. Die Einführung von Studiengebühren hat ? abgekürzt ? derzeit jedenfalls folgenden Effekt: Wer nicht zahlen kann, ist raus, wodurch sich die Ungleichheit immer stärker reproduziert. Und die Insolventen sind im Regelfall nicht die, welche die Zeilen des Autors ihre Heimatmelodie nennen.

    Das Bildungssystem steht Kopf ? stimmt. Der Autor offenkundig auch. Und das Gewicht auf seinem Gehirn trägt nicht gerade zur Leistungsoptimierung seiner grauen Zellen bei. Nichts gegen provokante Artikel. Die hier aufleuchtende Halbbildung aber ist aller Wahrscheinlichkeit nach weder entgegen besseren Wissens noch allein aus ideologischen Gründen dokumentiert worden. Mit Rücksicht auf den intellektuellen und Informationsanspruch ihrer Leserschaft sollte die taz zukünftig auf Stammtischtexte aus der Feder eines Christian Füller verzichten.

  • A
    Anne

    Was von vielen kritischen Beiträgen nicht bedacht wird, ist das Argument von bernhard wagner, dass Studis aus finanziell benachteiligten Elternhäusern die Gebühren - wenn schon solche überhaupt - über BAFöG oder Ähnliches komplett erstattet bekommen könnten (aber auch ... bekommen müssten).

    Zurecht verweist b. w. aber auf das Problem der Grenzziehung, denn das Vermögen u. Einkommen im Land gliedert sich ja nicht einfach wie zwei auf einander liegende Blöcke - ein großer (die Schicht der Armen) und ein darauf liegender kleiner (Schicht der Reichen) -, sondern ist eine Pyramide mit Tausenden Abstufungen. Um dieser Tatsache wenigstens annähernd gerecht zu werden, müsste auch die Erstattung solcher Gebühren gestaffelt erfolgen, und je höher die Gebühren wären, umso höher müsste auch der Grenzbetrag des Vermögens der Eltern sein, ab dem (nach oben hin) die Erstattung der Gebühren aufhört. Allerdings wären solche Berechnungen ein ziemlicher bürokratischer Aufwand (wie ja schon beim BAFöG u.a.). weitgehend zustimmen möchte ich auch z.B. dem Kommentar von anke zoeckel.

  • JD
    Johannes Dörrbecker

    Es ist bedauerlich gerade in der Taz einen so schlechten Artikel zu lesen. Natürlich ist eine Pro-Studiengebühren-Meinung auch lesenswert, allerdings nur, wenn sie gut begründet ist. Die Argumentation in diesem Artikel ist meiner Meinung nach falsch und zudem wurde auch nicht richtig recherchiert, was das Thema Hauptschule und Linkspartei angeht.

    Unglaublich, dass jemand für so eine unprofessionelle Leistung auch noch Geld bekommt

  • M
    matthias..

    Warum könnt Ihr die Kommentare eigentlich nicht zeitnäher freigeben? so viele Kommentare werden hier auch nicht gemacht, dass man den Überblick verlieren könnte.

  • I
    Incredible

    Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen so dummen Artikel in der taz gelesen zu haben.

    Im Grunde ist dazu schon alles gesagt. Nur ein Aspekt fehlt mir. Christian Füller geht davon aus, dass alle Akademiker reich sind, was für seine Generation auch weitestgehend zutreffen mag. Heute verdienen aber oftmals Menschen mit einer Berufsausbildung deutlich mehr als so manche Akademiker - und sie fangen einige Jahre früher damit an.

    Warum sollten also Akademiker per se mit einer Sondersteuer bestraft werden? Wäre es nicht wesentlich sinnvoller, einfach die Vermögenssteuer wieder einzuführen, die Erbschaftssteuer zu erhöhen und eventuell auch die Einkommensteuer für Reiche?

  • S
    Stefan

    Das meinst Du doch nicht ernst liebe taz !?!

  • RF
    Regina F.

    So als Arbeiterkind im Studium kann man da ja nur sagen: Danke für den Hinweis, aber ich hab auch so schon gemerkt, dass wir nicht erwünscht sind. Und, tolle Idee zu dem ganzen Stress zwischen Jobben, Studieren und sich in der "Freizeit" noch gegen Studiengebühren zu engagieren, sollen wir jetzt auch noch die Kindergärten und die Hauptschulen reformieren. Dass die Zahl der weiblichen Studenten seit Einführung der Studiengebühren zurückgeht, ist dann auch in Ordnung, die sollen mal lieber auf den Kindergarten sparen. Polemisch, gebe ich zu, aber die Art, wie Herr Füller hier das Klischee vom faulen Studenten zeichnet, welcher nichts anderes zu tun hat, als gegen die falschen Sachen zu protestieren, ist erstens völlig jenseits der Realität und zweitens einfach nur Bildzeitung.

     

    Besonders übel ist aber auch, dass er einfach mal voraussetzt, dass alles Studieren zu großem Reichtum führt. Als gebe es all die Leute nicht, die die ganzen ungemütlichen Sachen studieren, die eben niemand "kaufen" will. Dann ist das Biologiestudium halt nur noch für die, die in der Gentechnik ihren Job haben wollen und nicht mehr für die kritischen Geister. Für die, die's immer noch nicht gemerkt haben, wenn diese Hochschulreformen durch sind, und das sind sie bald, kann die Freiheit der Wissenschaft auch ganz aus dem Grundgesetz gestrichen werden.

  • S
    StPatrick

    Die "Schönen und Reichen" finanzieren doch längst den Löwenanteil der Staatsausgaben (und die sog. "Arbeiterkinder" mit). Das sollte doch wohl genug sein.

  • K
    Konrad

    Was für eine Welt wollen wir?

     

    Jeder zahlt seine Schule, Studium, Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Rentenvorsorge, ... selber und dafür zahlen wir alle wenig Steuern?

     

    Oder zahlen wir viel und vor allem für jeden nach seinem Einkommen angemessene Steuern und lassen den Staat kostenlose Bildung, Krankenpflege , Rentenvorsorge für alle garantieren?

     

    Ich bin mir sicher ich verdiene als (Natur-)Wissenschaftler später nicht wenig Geld, und könnte meine Rente wohl selber stemmen, die Bildung meiner Kinder bezahlen etc.

    Trotzdem ist mir die 2te Variante oben viel lieber, selbst die CDU sollte das kapieren wenn sie auf das C in ihrem Namen wert legt.

     

    Wenn ich gegen Studiengebühren demonstriere geht es mir vor allem auch darum für eine Welt zu kämpfen in der ich leben will.

     

    Das ein TAZ-Redakteur sich hier derart für die erste Sichtweise einsetzt ohne neu Argumente zu bringen, verwundert mich extrem.

    Im Sinne journalistischer Freiheit kann man alles schreiben, aber was war der Grund den obigen Artikeln nochmal zu kopieren, das gab es doch alles schon exakt in diesen Worten in der konservativen Presse.

  • J
    jan

    Aufschlussreich, auf welchen Level dieses Pamphlet bleibt: Es studieren sowieso nur reiche Kinder auf Kosten der arbeitenden Bevölkerung, also sollen sie bezahlen, Kindergärten kosten auch viel Geld, die Hauptschule ist schlecht, also müssen Studiengebühren her. Alles in allem: gruseliger Logik-Spam.

     

    Fehlende soziale Chancengleichheit, wie wir sie heute an der Uni erleben, ist Folge der immer mehr zurückgefahrenen staatlichen Unterstützung für Studierende ergo der sukzessiven Verteuerung des Studiums in den letzten zwei Jahrzehnten. Studiengebühren ohne Stipendien sind nur der letzte Stein in der Mauer, welche die Privilegien einer Minderheit zulasten von Chancenfreiheit und eigentlich unverzichtbarer Leistungsgerechtigkeit sichern soll.

     

    Das Mehr an Steuerzahlungen, das Akademiker später im Berufsleben aufbringen, gleicht ihre Studien"kosten" aus, und für den Rest der Gesellschaft bleibt immer noch genug übrig.

     

    Auf die beliebte stumpfsinnige Aufhetzung "Kindergarteneltern" gegen "Studenteneltern" muss man nicht eingehen - als wüchsen die Kleinen nicht irgendwann auch zu Studenten heran.

     

    Die Hauptschule muss dringend reformiert werden: aber gerne. Ein Argument für Studiengebühren ist das aber nicht.

  • AZ
    anke zoeckel

    Es wird Zeit, meint Christian Füller, die Bildungswelt vom Kopf auf die Füße zu stellen. Leider bricht sein Text genau an der Stelle ab, an dem er beginnt spannend zu werden. Die praktische Handhabung der kopfstehenden Bildungswelt bleibt also dem ratlosen Leser überlassen. Lediglich einige Merksätze sind ihm von Seiten des Verfassers mit auf den Weg gegeben:

     

    1) Beamte, Akademiker und Selbständige sind grundsätzlich reich und schön. Sie lieben all ihre Kinder abgöttisch, weshalb sie nicht nur problemlos in der Lage, sondern auch liebend gern bereit sind, monatlich lächerliche 83,- Euro über den für Unterkunft, Verpflegung und Nebenkosten anfallenden Betrag hinaus auf deren Konten zu überweisen.

     

    2) Jeder Absolvent einer bundesdeutschen Universität oder Hochschule wird später Staatssekretär, Professor, Journalist, Richter oder Manager und gehört damit zwangsläufig nicht nur dem bereits oben erwähnten Kreis der Schönen und Reichen an, sondern auch dem bürgerlichen Unterdrückungsapparat. Es ist also im Sinne des Grundgesetzes gerecht, Studenten vorbeugend mit einem angemessen hohen Schuldenstand in ihre Karriere zu schicken.

     

    3) Arbeiter sind anno 2008 ausnahmslos mindestens so arm dran, wie zu Zeiten von Karl Marx. Ihre Kinder werden ausschließlich vom total ungerechten Bildungssystem dieses Landes am Aufstieg gehindert und nicht etwa auch von ihren Eltern, die mit einem Blick über den Plasmagroßfernseher hinweg auf den BMW vor der Tür die Meinung vertreten, man könne in Deutschland durchaus auch ohne den ganzen Bücherscheiß was werden, das sähe man ja an ihnen.

     

    4) Jene Haupt- und Sonderschüler, denen unfähige Pauker das Thema Motivation nicht in einem Umfang nahe zu bringen vermögen, der sie zum erfolgreichen Aus- und Aufbruch aus Standes- und Familienbanden und zur Einnahme von Spitzenpositionen im gesellschaftlichen System befähigt, muss man ab sofort ein bedauernswertes Opfer der parlamentarischen Linken nennen. Die Linke nämlich ist ein ganz besonders intriganter Haufen. Sie züchtet, von keinem außer von Herrn Füller durchschaut, mit ihrer angeblichen Bildungspolitik lediglich die eigene (Protest-)Wählerschaft nach.

     

    5) Die Linkspartei ist keine Ostpartei mehr, sondern mindestens gesamtdeutsch. Sie sorgt sich nicht länger um die Kinder und Enkel jener Ossis, die als Söhne und Töchter der Arbeiterklasse unter Marx-Porträts in Plattenbauschulen ihr Abitur abgelegt haben und nun befürchten, das eigenhändig ins Grüne gemauerte Häuschen zwecks Zukunftssicherung noch zu Lebzeiten an die zwar talentierten aber dauerklammen Enkel abtreten zu müssen. Sie denkt vielmehr Tag und Nacht ausschließlich an die verwöhnten Gören der Zumwinkels und Mehdorns, deren Väter zu bequem oder zu geizig waren, ihnen einen Platz in Harvard oder Princeton zu organisieren.

     

    Solange nur sehr wenige Schüler Zugang zu höherer Bildung haben, ist Gebührenfreiheit ein Subventionsprogramm für das Bürgertum. Sagt, angeblich, Karl Marx. Und also ist sie abzulehnen. Sagt, nachweislich, Christian Füller. Ich liebe sie, diese (offenbar gewollten) kultur-historischen Missverständnisse!

  • HA
    Holger App

    Leider hat der Autor recht - und dennoch entwickelt man beim Lesen das intensive Bedürfnis, ihm eine reinzuhauen. Vielleicht läge eine Lösung darin, die Studiengebühren für die Tochter abzuschaffen (denn auch aus den "oberen Schichten" schaffen es die Söhne mit geringerer Wahrscheinlichkeit an die Uni) und dafür mit den Erträgen aus der Vermögenssteuer, die Papi dann wieder zahlen darf, beitragsfreie Kindergärten für alle einzurichten? dann heult die Kleine aber darüber, dass ihr Erbe geringer ausfallen wird ...

  • FK
    friedhelm kraus-behringer

    Gib es eigentlich keine andere Meinung zu Bildungsthemen in der taz Redaktion?

  • FW
    Frank Wörler

    Ich kann, im Gegensatz zu Herrn Füller, nur begrüßen, dass inhaltliche Entscheidungen wieder Gegenstand politischer Parteiprogramme werden. Nachdem jahrelang eine einflussreiche Beraterlobby versucht, Sachthemen dem öffentlich-demokratischen Prozess zu entziehen und in, von den Lobbyisten finanzierten, Fachtagungen zu verhandeln, sehen wir hier eine Rückkehr zu parlamentarischen Grundprinzipien.

     

    Dass dieser Impuls von den linken Parteien aufgegriffen wurde, spricht für diese. Auch die Grünen müssen nun Farbe bekennen: Ist man den Ideologen aus Gütersloh hörig und drückt deren Vorstellungen gegen den Wählerwillen durch - oder beweist man, dass man noch eigenständig denken kann.

     

    Der Hamburger Ex-Wissenschaftssenator Jörg Dräger wurde für seine Treue zur Bertelsmann-Doktrin zwar gut entlohnt - er wurde neuer Vorstand des CHE - allzu viele Strohmänner wird man den Wählern aber nicht mehr vorsetzen können. Dazu ist ihnen das Thema Bildung zu wichtig: Die Abschaffung der Studiengebühren hat eine parlamentarische Mehrheit. Nicht nur die betroffenen Studenten sind gegen Studiengebühren. Wer dies übersieht, begibt sich ins politische Niemandsland.

  • LT
    Lani Tran Duc

    Sehe das genauso wie Dragan Martinovic, habe mich sehr über den Artikel von Christian Füller geärgert.

    Es wäre vorallem interessant zu recherchieren wohin das Geld der Studiengebühren wirklich fließt. Denn von einigen Unis weiß ich zum Beispiel, das Gelder an sozialen Stellen gekürzt wurden, und Gelder stattdessen in Exzellenz Initiativen gebuttert wurden. Sozial gerecht?

  • BM
    B. Matthiesen

    Ich bin zwar nicht links, aber denke, dass die Linken in Ihrem bestreben Studiengebühren, zumindest in Ihrer jetzigen Form, abzuschaffen, Gutes tun und dass das auch inhaltlich zum linken Gedanken passt.

    Wieder einmal höre ich ein Super-Argument a la "Warum soll der Fabrikarbeiter vom Fließband dem Arztsohn das Studium bezahlen". Anscheinend sieht der Autor des Artikels nicht, das die Studiengebühren das Problem des geringen Anteils von von Studenten der sog. bildungsfernen Schichten, abgesehen von schlechteren schulischen Chancen, noch verschärfen. Man kann doch nicht sagen, es studieren eh' wenige aus bildungsfernen Schichten also verwehre ich es auch noch den wenig übriggebliebenen. Was passiert denn, wenn das Schulsystem endlich sozial ausgewogener wird und mehr Abiturienten auch aus Arbeiterschichten kommen würden. Da wären wahrscheinlich auch Menschen wie der Autor des Artikels, die ersten, die sich über soziale Ungerechtigkeit beim Studium aufregen würden. Und es glaubt doch keiner im ernst, dass die Gebühren dann wieder abgeschafft würden.

    Die Kosten eines Studiums bestehen im Übrigen nicht nur aus 83 EUR im Monat, erst recht nicht mit einem Studiengang, der nicht im Heimatort angeboten wird und unter Berücksichtigung einer nicht angetretenen Ausbildung(Opportunitätskosten). 580,- EUR Bafög im Monat sind heute nicht ausreichend um den Studienalltag einfach zu bestreiten. Wobei ich, als Student aus der Arbeiterschicht, weiß, wovon ich da spreche und mir zusätzlich noch neben dem Studium was dazuverdienen muss. Wenn nun mein Studium sich dadurch verlängert, ich also noch mehr Studiengebühren zahle und am Ende der Regelstudienzeit, die im Durchschnitt übrigens um 3 Semester überschritten wird, kein Bafög mehr bekomme, scheint das aus Sicht des Autors linke Politik zu sein?

    Ein Subventionsprogramm für das Bürgertum ist die Abschaffung der Studiengebühren auch nicht. Subvention des Bügertums wäre beispielsweise ein Bafög für alle o.ä. Man subventioniert das Bürgertum ja auch nicht durch den kostenlosen Besuch eines Gymnasiums, obwohl hier ja auch schon weniger aus der bildungsfernen Schicht zu finden sind.

    Das Kindergärten zu teuer sind, ist im auch kein Argument für Studiengebühren, da ja auch stets betont wird, dass sie nicht der Entlastung der Länderkassen dienen, sondern den Hochschulen zusätzlich zugute kommen sollen. Das Kindergärten zu teuer sind ist ein Argument auch diese Beiträge zu senken bzw. abzuschaffen. Denn es gilt doch das Bildungssystem so zu gestalten, dass auch ein Arbeiterkind die Chance auf eine gute Ausbildung haben soll, die im Idealfall vom Kindergarten bis zum Hochschulabschluss reicht. Das eine durch das andere zu substituieren spricht jedoch nicht für Gerechtigkeit im Bildungssystem.

    Bildung, das gilt vom Kindergarten bis zur Hochschule, ist die Lösung der meisten gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Probleme unseres Landes, da ist soziale Ausgewogenheit nicht links oder rechts, sondern vernünftig und das einzige, was Deutschland wirklich voranbringt, da nur so möglichst viele daran Teilhaben.

  • A
    Anna

    Das es noch andere Ungerechtigkeiten als Studiengebühren gibt ist ja richtig, auch in anderen Bildungsbereichen müsste viel verändert werden. Aber deswegen die eine Ungerechtigkeit damit zu rechfertigen, dass andere Schieflagen noch nicht beseitigt wurden, finde ich etwas fragwürdig. Studiengebühren werden ja wohl kaum zu einer Erhöhung der Anzahl der Studierenden aus sozial schwächeren Familien führen.

    Auch wo die Zahl 85 Euro Studiengebühren herkommt, würde mich interessieren. Jeder Semesterbeitrag den ich kenne ist höher.

  • H
    HuHoFe

    Nun...wer annimmt, dass Kinder von Akademikern und Selbstständigen automatisch Geld haben ist ganz schön auf dem Holzweg. So einen bescheuerten Artikel habe ich selten gelesen.

  • O
    Ombat

    Ist es gerecht die Leute, die es aus eher "bildungsfernen" Schichten zur Uni gebracht haben, dafür mit Schuldenbergen und einem Leben teilweise unter Hartz IV Niveau zu bestrafen, weil sie in einer scheinbar ignorierbaren Minderheit sind?

  • FP
    Florian Peters

    Alte Hüte werden nicht zu hippen Caps, indem man sie alle paar Wochen demonstrativ durch die altlinken Szeneviertel trägt - und genauso wenig wird Christian Füllers immergleiche Leier über die soziale Wohltat Studiengebühren spannender, wenn er sie immer mal wieder in der sich immerhin doch noch irgendwie links und szeneaffin gebärdenden taz zum Besten gibt. Mit Rekurs auf Marx die soziale Umverteilungswirkung von Studiengebühren hochleben zu lassen, macht eigentlich nur eines zum x-ten Male deutlich: Wer sich auf eine rein materialistische Argumentation einlässt, verbaut sich beim Thema Bildung selbst die Einsichten.

     

    Klar: derzeit sind die Chancen, überhaupt ein Studium aufnehmen zu können, extrem unfair verteilt. Zu glauben, dass Studiengebühren daran etwas verbessern, weil der Staat dadurch ja Ressourcen generiert, die er umgehend in bessere Schulen für alle Kinder, gerade die aus bildungsfernen Schichten stecken wird, ist gelinde gesagt ziemlich weltfremd. Der Mensch ist eben kein homo oeconomicus, und wie alle Erfahrungen aus den Bundesländern, die Gebühren eingeführt haben, beweisen, sind es gerade die AbiturientInnen aus sozial weniger privilegierten Elternhäusern, die durch die zusätzlichen Kosten vom Studium abgeschreckt werden, und seien es "nur" 83 Euro im Monat. Sie entscheiden sich lieber für eine Ausbildung - und nehmen SchulabgängerInnen ohne Abitur die knappen Ausbildungsplätze weg. So verschärfen Studiengebühren schon im Hier und Jetzt die soziale Selektivität unseres Bildungssystems, anstatt sie zu mindern, wie Füller schwadroniert.

     

    Die Chancengleichheit, um deren Wiederherstellung es einer modernen Linken gehen muss, kann sich aber auch perspektivisch wohl kaum in einer für alle gleichen Chance auf Zurichtung für die ökonomischen Verwertungsinteressen des kapitalistischen Systems erschöpfen, wie es den Bertelsmann-Sink-Tanks und den neoliberalen Wirtschaftsforschungsinstituten vorschwebt, wenn auch sie seit kurzem ein Ende des aus der Ständegesellschaft überkommenen gegliederten Schulsystems fordern. Für diese ist Bildung nichts anderes als eine ökonomische Ressource, in die sich zu investieren lohnt - eben auch in Form von Studiengebühren.

     

    Wer Chancengleichheit in einem emanzipatorischen Sinne versteht, darf diese ökonomische Seite von Bildung nicht leugnen, muss jedoch zugleich auch deren immateriellen Wert, ihr befreiendes Potenzial für den Einzelnen und ihre fundamentale Bedeutung für Kritik an und Selbstverständigung in modernen demokratischen Gesellschaften in den Blick nehmen. Und deshalb muss er trennen zwischen der Forderung nach kostenfreier öffentlicher Verfügbarkeit von Bildung in Form von kostenfreien Kindergärten, Schulen und Hochschulen - und der in allen diesen Phasen grundsätzlich vom Nutzer der jeweiligen Bildungseinrichtung selbst (oder seinen Eltern) zu tragenden Finanzierung des Lebensunterhalts während der für die Ausbildung investierten Zeit. Nur wer diese Differenzierung macht, kann für eine Chancengleichheit eintreten, die diesen Namen auch wirklich verdient. Indem sie die für eine gerechtere Gesellschaft notwendigen Entwicklungspotenziale selbst noch zur Ware degradieren, sind Studiengebühren (wie alle anderen Bildungsgebühren) auch langfristig unsozial und ungerecht.

  • T
    TmS

    Ich habe den Artkel mit viel Interesse, aber auch mit viel Kopfschütteln gelesen.

    Als Student ist man es aber schon gewohnt auf einer gewissen Art und Weise einigen Ressentiments der Gesellschaft und der Poltik ausgeliefert zu sein - und begegnet diesen auch dann und wann.

     

    Klar muss man viel am Bildungssystem verändern, auch zum Wohle der Hauptschulen, aber deswegen andere "Bildungs-Gruppen" zu beschneiden wäre sehr fatal und eindimensional.

    Ich frage mich warum man nichts von Hauptschüler-Protesten liest? Oder auch sonst weniger von anderen Schülerndemonstrationen? Fehlt das politische Interesse? Die Studentendemos waren auch selbst oprganisiert und unsere Demonstrationen beschäftigten sich thematisch neben den STudiengebühren, vor allem auch mit der Bildung im Allgemeinen.

    Es kann STudenten ja aber nicht negativ angerechnet werden, dass sie sich vor allem auch für ihre eigene Belange interessieren.

    Und Im Gegensatz zu manchen Nicht-Studenten, sehe ich als Student beim Thema "Studiengebühren" nicht nur die Statistiken und Zahlen, die besagen, dass es viel mehr "reiche" als "arme" Studenten gibt und dass man deshalb auch ruhig Gebühren einführen könnte, weil die Reichen es sich leisten könnten - sondern auch die Schicksale der "Armen".

    Viele meiner "privilegierten" Freunde -da Studenten!!!- stammen aus einfachen Verhältnissen und müssen sich sogar jetzt schon Geld dazu verdienen, weil sie kein Bafög kriegen, die Eltern aber auch nicht genug Geld haben um ihre Kinder zu unterstützen. Diese Arbeitszeit geht natürlich von der Studienzeit ab. (Und das sogar OHNE den zeitintensiven, sehr fordernden Bachelor). Und als hier in S-H die Frage aufkam, ob es Studiengebühren geben sollte, sagten viele, dass sie dann ihr Studium abbrechen müssten/ würden. Ist das Vertreiben der letzten nicht so wohlhabenden Studenten und eine damit endgültige Etablierung einer homogenen und wohlhabende Studentenschicht an der Universität etwa eine Chancengleichheit?? Ist DAS links??

  • BW
    bernhard wagner

    Überlegenswert v.a,. weil Besteuerung großer Kapitalvermögen und gleichzeitige Steuerhinterziehungsbekämpfung großer Summen zur Fianzierung öffentlicher Aufgaben bis auf Weiteres wohl leider eher unrealistisch sind.

    Ein (kleiner) Denkfehler ist aber z.B. die Gleichsetzung von "gebildete Eltern = reiche Eltern", mindestens gibt es unter den formal gebildeten extrem große Vermögensunterschiede, von erwerbslosen AkademikerInnen bis zum Großaktionär mit Hochschulabschluss (z.B. in Betriebswirtschaft).

    Die Minderheit von Studis aus finanziell benachteiligten Elternhäusern müsste aber die Gebühren über BAFöG oder Ähnliches komplett erstattet bekommen! Ein Problem ist dabei aber dann die Grenze (die evtl. abgestuft zu ziehen wäre), denn wenn Eltern z.B. nur recht knapp über dem Freibetrag liegen, werden deren Kids dann auch nicht gerade gerecht behandelt (weil sie dann auch die selben hohen Gebühren zahlen müssten wie die Multimillionärskinder). Letztgenanntes Grundproblem spräche wieder eher für eine Finanzierung über Vermögenssteuer & Steuerfluchtbekämpfung etc, was auch langfristig sowieso nötig wäre (zusammen mit Sparen bei Rüstungshaushalt u.a.), um vieles zu finanzieren zu können, was sonst auf der Strecke bleibt, z.B. öffentliche Schulen etc. zu sanieren u.s.w.

  • SS
    Sebastian S.

    Also so einen Quatsch hab ich wirklich schon lange nicht mehr gelesen.

    Studiengebühren sind also nach Meinung des Autoren nötig. Hat er sich mal Gedanken darüber gemacht, was diese gerade für Arbeiterkinder bedeuten die studieren möchten? Es stimmt zwar das es nicht viele sind, aber durch solche Maßnahmen werden es bestimmt noch weniger. Und dann ist auch das letzte bisschen Bildungsgerechtigkeit in diesem Land nachweislich dahin.

    Was die sog. Idiotenschulen angeht: Natürlich fordert die (gesamte) Linke deren Abschaffung. Oder wie sonst ist die Forderung nach Gemeinschaftsschulen (gemeinsames lernen bis zur 10. Klasse) zu verstehen ?

    Hier hätte der Autor ja noch nicht mal recherchieren müssen, sondern nur mal die Glotze einschalten brauchen. Frau Ypsilanti redet ständig davon. Und auch der Senat in Berlin beschäftigt sich mit deren Einführung.

    So einen Dünnpfiff ausgerechnet in der taz lesen zu müssen ist echt traurig...

  • OG
    Olaf Götze

    Es wird Zeit, Christian Füller, der immerwieder mal die Gelegenheit nutzt, seine polemischen Ergüsse Pro Studiengebühren in der taz breitzuwälzen, abzusetzen. Vielleicht schreibt er ja auch mal anders, wenn er HartzIV kriegt und seinen Kindern ein Studium ermöglichen will.

  • K
    Kopfnuss

    Selten solchen Unsinn gelesen!

    Wer sich gegen Studiengebühren ausspricht, lehnt deshalb Aktivitäten in anderen Bereichen (Grund/Hauptschule) doch nicht automatisch ab.

     

    Das eine tun ohne das andere zu lassen lautet die Devise; aber das kann sich der Autor wohl nicht vorstellen?!?

  • AF
    Alexander Fritz

    Die Tatsache, dass ein Großteil der Studenten aus einem eher wohlhabenden Elternhaus stammt, rechtfertigt noch lange nicht die Einführung von Studiengebühren. Vor allen Dingen nicht, wenn durch diese Gebühren gerade der minimale Teil von Studenten, der eben keinen gutbürgerlichen Hintergrund vorweisen kann, ungleich härter getroffen wird und womöglich letzten Endes ganz von weiterführender Bildung ausgeschlossen ist. Das unser Schulsystem unsozial ist und den Zugang zur Hochschule für diese Gruppe noch erschwert, tut dem keinen Abstrich. Weitaus sinnvoller wäre es eine Akademikersteuer einzuführen und so diejenigen bezahlen zu lassen, die auch von dem Hochschulsystem profitiert haben und es sich leisten können.

    Wenn schon Studiengebühren für Reiche, dann auch richtig und zum Beispiel Bafögempfänger von den Studiengebühren befreien. Der Protest gegen Studiengebühren ist leider so erfolglos, weil sich tatsächlich viele Studenten, die Gebühren problemlos leisten können, aber diejenigen, denen es nicht so geht, sind eine kleine Gruppe, die auf die Solidarität der anderen angewiesen ist.

    Ich frage mich, was die Häme und Schadenfreude darüber, dass die Reichen jetzt auch endlich für ihre Bildung bezahlen müssen, bringen soll, wenn diese Tatsache doch nur manifestiert, dass die Hochschule wirklich nur noch etwas für Reiche ist und sein wird. Anstatt diese Entwicklung, die durch das selektive Schulsystem schon schlimm genung ist, durch die Einführung von Studiengebühren zu verstärken, sollte man lieber Überlegungen anstellen, wie man Kindern aus sogenannten bildungsfernen Schichten erfolgreich die Türen zur weiterführenden Bildung öffnet. Bestimmt nicht durch Studiengebühren!

  • MM
    Max Meier

    War der Autor wirklich nüchtern, oder welche anderen Chancen hat er verpasst, als er diesen Artikel schrieb?

     

    Erst fragt er, ob Chancengleichheit nicht früher, als bei den Studiengebühren anfange. Es fragt sich, wer solches behauptet hat. Natürlich fängt die in der KITA an und schon da ist sie nicht gegeben. Dann meint er, die eh schon gegebene Undurchlässigkeit des Hochschulsystems sei eine Rechtfertigung der Gebühren. In andere Bereiche übertragen, würde solche Gedankenlogik etwa bedeuten: Warum keine Atomwaffe bauen, wenn wir eh schon AKW´s haben, warum keine Angriffskriege führen, agesichsts der Existenz der Bundeswehr?

     

    Und schließlich meint er, z.B. in Hamburg fordere niemand die Abschaffung der Hauptschule. Spätestens hier sei dem Autor geraten, zu einfachsten Recherchenmethoden zu greifen. Hat dazu in seiner Ausbildung nicht gereicht? In HH gibt es eine - von den Linken mitgetragene - Volksinitiative für die Gemeinschaftsschule unter dem Titel "Eine Schule für Alle". Plakate dafür kleben tausendfach in der Stadt. Wem muss man erklären, dass damit die Abschaffung der Hauptschule einher gehen würde?

  • B
    Bildungsbefreier

    Nach Atomindustriepropaganada gibt die TAZ bei der Studiengebührenthematik dem konservativen Lager Raum und bringt sich damit immer weiter nach rechts...

     

    Als status quo war Ende der Sechziger das gebührenfreie Studium erkämpft worden, so dass es am naheliegendsten war dieses als minimum zu behalten allerdings gehört zu dem Protest gegen Studiengebühren der Leitsatz:

    "Freie Bildung für alle"

     

    Dazu gehört die Forderung

    - nach mehr Ausbildungsplätzen,

    - der Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems, - der Einführung von elternunabhängigem Bafög für alle

    - und die Enttarnung von Eliteunis als Abbau der Hochschullandschaft

    u. a.

     

    Seit Anfang der 90'er basiert die Politik im wesentlichen auf der neoklassischen Wirtschaftstheorie, die Grundlage für die neoliberale Ideologie ist.

    Aufs Bildungswesen übersetzt heißt das:

    - Frühestmögliche Selektion

    - Freiräume minimieren

    - Kosten auslagern

    -und so die maximale kapitalisitsche Verwertung eines jeden Bürgers erreichen. Zum Glück finden das noch viele Leute zum Kotzen, denn es führt zur sogenannten "Prekarisierung"

    Im Rahmen der Proteste kam es zur Vernetzung mit Schülerinnengruppen und Hartz4 Protestlern.

     

    Das im vorliegenden Artikel die Studentenwerksstudie nicht zur Unterstützung der oben genannten Forderungen, sondern stattdessen in den CDU Kanon von der sozialen Gerschtigkeit von Studiengebühren geblasen wird ist lächerlich. Support your local Unterschicht!

     

    Zum weiterlesen:

    http://www.abs-bund.de/

    http://hessen.uebergebuehr.de/

    http://www.chancentod-des-jahres.de/

    http://de.indymedia.org/2008/02/207174.shtml

    http://www.bb-goettingen.de/1049

  • R
    Rasmus1982

    Beginnt die Chancengleichheit nicht anders wo? Gegenfrage: Beginnt sie irgendwo? Und sollte sie irgendwo aufhören?

    Man kann es nicht leugnen, in großen teilen studieren die Privilegierten. Ist dass jedoch ein Grund für Studiengebühren? Sorgen diese Gebühren nicht für weniger Chancengleichheit?

    Viele Schulen sind unterfinanziert, Kindergärten können viel Geld kosten, und z.B. Meisterschulen sind auch nicht kostenlos. Auch werden Förder- und Hauptschüler zusehends von der Gesellschaft abgekoppelt. Dem "Prekariat" mangelt es an Bildung und Chancen, viele Menschen müssen für ihre Ausbildung zahlen, dieses Prinzip sollte man nicht stützen sondern umkehren! Um Menschen mehr Chancen zu geben und um diesem Land eine nachhaltige positive wirtschaftliche Entwicklung zu gewährleisten, brauchen wir allen Ortes, in Kindergärten, Schulen, Berufsausbildung, Meisterschulen, Studium und Weiterbildung, ein qualitativ hochwertiges Angebot an kostenfreier Bildung ohne Selektion und Elitenbildung! Solidarität ist in diesem Zusammenhang das Zauberwort. Meiner Erfahrung nach stellen sich die Studenten, die sich gegen Studiengebühren engagieren, gerne auf die Seiten derer die bessere Bildung und Bildungschancen fordern. Man sollte nicht dafür sorgen dass die Anderen genau so wenig haben wie man selbst sondern dass alle vom Reichtum dieses Landes profitieren.

  • DM
    Dragan Martinovic

    Es wäre zu empfehlen sich zuerst mit dem Programm einer Partei ( Die Linke) zu beschäftigen, bevor falsche Aussagen getroffen werden. Die Linke setzt sich in Hessen für eine Gemeinschafts-(Einheits)schule ein. Man könnte denken dieser Beitrag kommt vom politischen Gegner und nicht von einem unabhängigen Journalisten.

  • A
    A.M.

    Interessant, dass Armeen von Studenten die am Rande des Existenzminimums und darunter leben, z.T. OHNE Bafög zu bekommen, jetzt angeblich zu den "Reichen und Schönen" gehören sollen. Vielleicht sollte man für solch einen Beitrag auch mal die Realitäten unter den Studenten ansehen, die nicht Jura, Medizin und BWL studieren und im Schnitt unter vollkommen konträren Bedingungen studieren.

    Alles in allem ein erschreckend realitätsfernen Beitrag!

  • A
    Andreas

    Bei diesem Artikel geht die gewollte Provokation leider sehr zu Lasten der Qualität - sicher gibt es auch vor der Hochschule viel Bedarf für Reformen. Aber das ein Groß der Studentenproteste diese nicht fordert ist ebenso falsch, wie die Schlussfolgerung absurd ist, diese Misere durch Studiengebühren zu zementieren (da ja sowieso "nur noch Reiche" studieren).

     

    Wirr!

  • CJ
    Christoph Jensen

    Netter Versuch zur Abwechslung mal einen Artikel pro Studiengebühren zu schreiben, nur leider enthält er kein einziges Argument. Chancengleichheit bei der Bildung mag zwar auch durch andere Faktoren bestimmt werden, aber was hat das mit Studiengebühren zu tun? Was ändert es daran, dass diese überflüssige Gebühr Kinder weniger gut situierter Eltern von den Unis fernhält und die Zahl der Studienanfänger sinken lässt?

  • NF
    Nikolaos Fanélon-Chassagne

    Ich kann der These, es sei ungerecht, dass Kinder aus Schichten mit geringeren Chancen auf ein Studium bzw. deren Eltern das Studium von einigen wenigen über Steuern subventionieren, sehr gut vertreten. Jedoch scheint mir in diesen Artikel das Problem am falschen Ende angepackt zu sein. Die These mit der Gerechtigkeit durch Studiengebühren wird vor allem durch sehr kapitalistisch geprägte (und meist vom Elternhaus eher wohlhabenden) Studenten vertreten, so zum Beispiel der christdemokratischen Studentenorganisation. Doch wird Gerechtigkeit hergestellt, wie es oft polemisch zu Felde geführt wird, wenn nur die bezahlen, die studieren? Es gibt bei der Sache zwei Haken. Erstens sind Studiengebühren nur ein geringer Teil der Hochschulfinanzierung, der Rest wird weiterhin durch Steuergelder abgedeckt, die auch Nicht-Studenten und deren Eltern zahlen müssen. Zweitens ist es etwas kurzsichtig, Gerechtigkeit darin zu sehen, dass Schichten, die nicht studieren weil sie es sich nicht leisten können, nicht dafür bezahlen müssen. Es bleibt doch weiterhin ungerecht, dass Begabte vom Studium ausgeschlossen werden. Außerdem werden auch die Steuergelder von Fußgängern für den Autobahnbau verwendet, die Abgaben von Verbrauchern zur Subvention der Arbeitsplätze von Kohlekumpeln etc. Man müsste dieses Problem weiter an der Wurzel anpacken. Zum Beispiel in dem man Kindern aus so genannten "sozial schwachen" Familien die Möglichkeit zum Ablegen des Abiturs zumindest offener hält, als sie es jetzt ist, sofern diese Kinder intellektuell dafür geeignet sind, also in dem man die Durchlässigkeit der einzelnen Schultypen erhöht, beispielsweise durch die Förderungen kooperativer Gesamtschulen mit Kursen in einzelnen Fächern auf unterschiedlichen Niveaus. Studiengebühren sind durchaus sinnvoll, doch sollten sie vom Einkommen der Eltern abhängig gemacht werden. Die Rechtmäßigkeit so einer Praxis wäre mit der Unterhaltspflicht von Eltern für ihre jungen erwachsenen Kinder zu begründen. Unter einem bestimmten Einkommen, dass eine Unterstützung der Kinder nicht mehr erlaubt, müsste es "negative Studiengebühren" geben, also gewissermaßen eine Art Bafög.

  • KF
    Kai Fabian

    So ein Unsinn! Nur weil Kindergärten Geld kosten, heißt es doch nicht, dass Studenten das befürworten. Oder weil die Linke die Abschaffung der Studiengebühren fordert, heißt es nicht, dass sie desolate Schulsysteme fordert (im Gegenteil einmütig fordert die parl. Linke (SPD,Grüne,LINKE) die Einführung von Gesamtschulen.

     

    Auch sollte man mal nachdenken, ob vielleicht auch Beamtenkinder mit dem Bezahlen der Studi-Gebühren zu kämpfen haben oder sich Kinder arbeitsloser Akademiker die so einfach leisten können.

     

    Anstatt den "schönen und reichen Studenten" ihre Ablehung der Campus-Maut vorzuwerfen, mit geradezu billigen Parolen, sollte man mal ein Blick auf die Realität wagen.

     

    Studiengebühren nur für Reiche? Gerne!

     

    Aber nicht jeder Student ist reich!

  • K
    kathleen

    so werden aber aus den wenigen Arbeiterfamilien-Studenten noch weniger.