piwik no script img

Studie zu Kita-PlätzenGefragt und gut

Die Nachfrage nach Kita-Plätzen wächst. Der Grund: Auch westdeutsche Eltern haben mittlerweile erkannt, dass Kitas ihren kleinen Kindern nicht schaden.

Der Run auf die begehrten Kita-Plätze: Ab 2013 soll jedes Kind unterkommen. Bild: dpa

BERLIN taz | Der Ausbau von Kita-Plätzen geht nicht so schnell vonstatten, wie die Nachfrage danach wächst. Das ist das Fazit des Ländermonitors "Frühkindliche Bildungssysteme 2010" der Bertelsmann-Stiftung, der am Montag vorgestellt wurde. Danach bringen Eltern ihre Kinder stärker als bisher in Kitas und zu Tagesmüttern.

Durchschnittlich jedes fünfte einjährige Kind besuchte laut Studie eine frühkindliche Bildungseinrichtung. Wobei der Anteil im Osten bei fast 60 Prozent liege. Von den Zweijährigen im Westen besuchten 2009 rund 30 Prozent eine Kindereinrichtung. Bei den Dreijährigen liege die Quote bei etwa 80 Prozent.

Als Ursachen für den erhöhten Bedarf nannte Kathrin Bock-Famulla von der Bertelsmann-Stiftung auf taz-Nachfrage eine veränderte Haltung im Westen, dass "eine Kita nicht schädlich ist für ein Kind". Darüber hinaus sah die Studienleiterin des Bildungsmonitors einen Effekt durch das Elterngeld: "Durch das Elterngeld sind Eltern nach einem Jahr gezwungen, in den Beruf zurückzukehren." Vor allem aber sei es für Kinder gut, wenn sie rechtzeitig eine Bildungseinrichtung besuchen. "Die Politik ist in der Verantwortung", lautet das Fazit der Bertelsmann-Mitarbeiterin: "Es müssen ausreichend Betreuungsplätze zur Verfügung gestellt werden." Ab 2013 ist Eltern ein Kita-Platz für ihre unter dreijährigen Kinder gesetzlich garantiert.

Erstmalig untersuchte die Bertelsmann-Stiftung die Höhe der Investitionen für frühkindliche Bildung. Hier klafft eine große Lücke zwischen den einzelnen Bundesländern, so das Ergebnis der Studie. Berlin und Hamburg führten die Skala mit rund 3.400 Euro Investition für jedes unter sechsjährige Kind an. Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bayern bilden mit durchschnittlich 2.000 Euro pro Kind das Schlusslicht.

"Die Ausgaben in neuen Bundesländern sind deshalb so hoch, weil dort überwiegend Ganztagsbetreuung angeboten wird", sagte Kathrin Bock-Famulla. In Niedersachsen und Schleswig-Holstein gebe es fast nur Halbtagsbetreuung. Dafür sei im Westen allerdings der Personalschlüssel besser: mehr ErzieherInnen für weniger Kinder.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

3 Kommentare

 / 
  • L
    lulu

    Ich glaube eher, dass Eltern erkannt haben, dass sie es sich nicht leisten können länger aus ihrem Beruf fern zu bleiben.

    Außerdem gibt es eine Menge Kitas, die Kindern schaden, denn es gibt genug unmotivierte Erzieherinnen oder sie sind ausgebrannt und überfordert, was man an den berechtigten Streiks der Erzieherinnen sieht.

    Ich habe nichts gegen Fremdbetreuung, aber gegen den Zwang dazu (sei es aus politischen, gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Gründen) und ich sehe Ganztagsbetreuung kritisch.

    Kinder lassen sich nicht auf zwei Stunden Feierabend, Wochenenden und Urlaube legen. Das haben sie nicht verdient, außerdem frage ich mich, warum man Kinder bekommt und dann nicht mal Zeit mit ihnen verbringen will/kann. Besonders die ersten drei Jahre sind etwicklungsmäßig wunderbar und faszinierend.

    Und wenn Muddi dann um 18 Uhr geschafft bei der Tagesmutter ankommt kann sie sich erzählen lassen, welche Wörter ihr Kind heute gelernt hat. Supi. Und um acht kommt das Kind zu Bett, was ist das für ein Familienleben?

    Es muss alles seine verhältnismäßigkeit haben und erschreckenderweise wird Arbeit als oberste Priorität empfunden, was bei Kinderlosen ja okay, bei Eltern fragwürdig ist.

    Außerdem beobachte ich verstärkt, dass es den Eltern eine Gelegenheit gibt die Verantwortung für die Kinder an Erzieher abzugeben, man bezahlt sie schließlich dafür. Man sollte nicht alles ökonomisieren.

    Dazu kommt, dass im Osten viel zu viele Kinder auf eine Betreuerin kommen. Da greift auch das Sprachentwicklungargument nicht mehr, denn es heißt ja, dass gerade sozial benachteiligte u. zugewanderte Kinder die Möglichkeit zur Kommunikation brauchen. Aber das kann gar nicht gewärleistet werden, besonders weil es Kinder gibt, die noch etwas mehr Förderung(nicht nur im sprachlichen Bereich) brauchen.

    Irgendwie seltsam, dass es zu KiTas in der deutschen Medienlandschaft nur eine Meinung gibt.

  • M
    Marten

    Arbeitslose zu Erziehern umzuschulen finde ich nicht gerade prickelnd, es sei denn sie haben bereits ein pädagogisches Studium genossen oder eine ähnlich intensive Ausbildung erfahren. Die "Qualität" soll ja schliesslich stimmen.

     

    Ach halt, für 7,50 Euro die Stunde Brutto will kein studierter Erzieher arbeiten?

     

    Tja.

  • A
    anzugcase

    Die Stadt Frankfurt/Main will Arbeitslose zu Erziehern umschulen, denen ein Gericht (wenn auch nicht nachvollziehbar, es sind eben Männer) nichteinaml den Umgang mit den eigenen/leiblichen Kindern erlauben will ... auch eine Form von Psychoterror, wenn man mich fragt, vor allem wenn der Sachverhalt der Stadt bekannt war.

     

    http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E60FE8AAF451840B7BFDC31CB92A21904~ATpl~Ecommon~Scontent.html