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Studie des DGBArbeitslosigkeit macht krank

Arbeitslose sind deutlich häufiger krank als Erwerbstätige, 55- bis 59-Jährige sogar 2,2 Mal so oft wie Beschäftigte. Das ist das Ergebnis einer Studie des DGB.

Gefahr für die Gesundheit: Arbeitslosigkeit. Bild: dpa

FRANKFURT/MAIN afp | Arbeitslosigkeit führt einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zufolge bei den Betroffenen nicht nur zu Einkommensproblemen, sondern auch zu Krankheit. Wie die "Frankfurter Rundschau" in ihrer Montagsausgabe unter Berufung auf die ihr vorliegende Studie berichtete, sind Arbeitssuchende je nach Altersgruppe teilweise gut doppelt so häufig krank wie Erwerbstätige. "Je länger die Arbeitslosigkeit dauert und je geringer die Perspektiven auf einen Wiedereinstieg sind, desto belastender wird die Situation für die Betroffenen und ihre Familien", sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach der Zeitung.

Den Ergebnissen der DGB-Studie zufolge liegt die Krankenstandsquote in der Gruppe der 15- bis 24-Jährigen unter Arbeitnehmern bei drei Prozent, bei Arbeitssuchenden hingegen bereits bei 4,4 Prozent. Diese Differenz werde mit zunehmendem Alter größer, ergab die Studie. In der Gruppe der 55- bis 59-Jährigen seien Arbeitslose rund 2,2 Mal so häufig krank wie die Beschäftigten. Ihre Krankenstandsquote liege hier bei 15,2 Prozent.

"Noch immer ist in Deutschland die Gesundheitsförderung von Arbeitslosen insgesamt völlig unzureichend", kritisierte der DGB. Bundesweit seien kaum Ansätze für eine nachhaltige Gesundheitsförderung vorhanden. Die Erwerbslosen würden von Präventionsmaßnahmen der Krankenkassen bislang kaum erreicht.

Der DGB forderte vor diesem Hintergrund eine stärkere Verpflichtung der Krankenversicherungen. Für viele Erwerbslose verhindere der schlechte Gesundheitszustand zusätzlich den Einstieg in einen neuen Job, mahnte der DGB. Der offiziellen Arbeitslosenstatistik im Juni 2010 zufolge hatten fast 540.000 Arbeitslose vermittlungsrelevante gesundheitliche Einschränkungen. Insgesamt 45 Prozent der Hartz-IV-Empfänger sagten demnach von sich selbst, dass sie gesundheitlich angeschlagen seien.

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6 Kommentare

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  • U
    uiop

    Kein Wunder und ich würde mal tippen, dass da noch eine Dunkelziffer dazukommt. Ich kann Juergen K. nur zustimmen. Ist die Frage, warum diese Gesellschaft so ein Mobbingsystem braucht.

  • D
    diplom_hartzi

    Aber auch andersrum wird ein Schuh daraus: Man kann womit auch immer zum Doc gehen, immer ist die Arbeitslosigkeit Schuld! Neulich meldete sich in der Wolfgang-Engler-Lesung eine bornierte Frau: Sie als Ärztin und Psxchotherapeutin wisse aus ihrer Praxis, dass Arbeitslose mit ihrer Zeit nichts anzufangen wissen. Ich war auch bei ihr in Behandlung, sie hätte meinen vollen Ehrenamts- und Wettkampfkalender kennen können.

    Präventionsprogramme der KK nützen mir nichts: Ich brauche weder komische Fitnessgeräte, die nicht in meine 1-R-Whg passen noch Nordic Walking-Einsteiger-Kurse, sondern neue Laufschuhe, Vereinsbeitrag und Startgebühren! Und vor allem eine Wohnung mit gesicherter Nachtruhe.

  • A
    Arbeitslos

    "Arbeitslosigkeit führt einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zufolge bei den Betroffenen nicht nur zu Einkommensproblemen, sondern auch zu Krankheit"

     

    Schon mal drüber nachgedacht das beides auch zusammenhängen könnte?

    In Zeiten von Praxisgebühr und Medikamentenzuzahlung überlegt man sich als Harzer doch drei Mal ob man zum Arzt geht.

    Dazu kommt bei manchen noch mangelhafte Ernährung, da am Ende des Monats das Geld nicht mehr reicht weil vielleicht die Waschmaschine kaputt war, man sich auch mal ein Zugticket, eine Theaterkarte oder einfach nur ein paar Kneipenbesuche finanziert hat usw.

    Und warum sollte man als Arbeitsloser kein Recht auf diese Dinge haben? Das Leben kann doch nicht nur aus Essen und Schlafen und Fernsehen bestehen...

  • Z
    Zementa

    Die Arbeitsunfähigkeiten sind zu einer nicht unbedeutenden Anzahl auf Vermeidungsversuche von "Bildungs-Maßnahmen" der Jobcenter zurückzuführen.

  • S
    Studentin

    Dem Kommentar kann ich nur zustimmen. Die "Von-Leyern-Musik-und-Sport-für-Kids-Karte" ist das ebenfalls, obendrein noch Augenwischerei. Die Leute, die sich diese Harz 4-Sätze und die Karte für die Kids ausdenken merken selbst gar nicht, dass sie mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurden. Aus eigener Maßlosigkeit heraus verlangen sie von Bettlern das Sparen, wo jedoch keinerlei Sparen realistisch ist. Getreu der Kunde, in der der Reiche vom armen Angestellten verlangt, dass dieser sein einziges Lamm schlachte und ihm schenke, weil seine Lämmer zu gut sind zum Schlachten.

  • JK
    Juergen K

    Hartz4 ist ein Mobbing-System

     

    nix anderes.