Studentenmangel an Privathochschulen: Große Karriere mit Fehlstart
Private Hochschulen haben zu kämpfen: Weil die Hanseuniversität in Rostock fast keine Studenten findet, muss sie ihre "Manageroffensive" einstweilen verschieben.
BERLIN taz 7.500 Euro pro Semester sind kein Pappenstiel. Bisher investierten nur drei Studenten an der privaten Hanseuniversität Rostock in ihre Zukunft - davon zahlte nur einer die vollen Gebühren. Kommendes Semester würden zunächst keine neuen Studenten mehr immatrikuliert, bestätigte Geschäftsführer Knut Einfeldt der taz.
Zwischen 50 und 70 private Hochschulbetreiber versuchen zurzeit in Deutschland ihr Glück. Alle müssen hart kämpfen, im schlimmsten Fall läuft es gar nicht. So wie an der Hanseuniversität. "Wir befinden uns in einer Neuorientierungsphase und prüfen verschiedene Optionen der Neuausrichtung", umschreibt Einfeldt den Fehlstart.
Dabei verfolgte die Hochschule nach ihrer staatlichen Anerkennung im Jahr 2007 hochgesteckte Ziele: Mindestens 100 Studenten sollten mit dem "Weg zur großen Karriere" in die "Manageroffensive" gelockt werden. "Business Administration" oder "Global Management" heißen die Studiengänge.
Doch schon das Bewerbungsverfahren verlief holprig. Die "Manageroffensive" wurde bei Antenne Mecklenburg-Vorpommern beworben. Immerhin 80 Abiturienten meldeten sich, 50 bestanden den ersten Test. Doch den Vertrag schickten nur zwölf unterschrieben zurück.
Damit die Hochschule schwarze Zahlen schreibt, bräuchte sie 350 bis 500 Studenten, die den vollen Gebührensatz zahlen. Dies hat die Investorfirma Educationtrend ausgerechnet, mit 97 Prozent größte Anteilseignerin der Hanseuni. 19 Millionen Euro wollte die Firma investieren, bisher soll nur eine Million geflossen sein. Ob die Hanseuni damit vor dem Aus steht, sei unklar, erklärt Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsministerium. Drei Jahre wurden für die Aufbauphase der Uni genehmigt. "Die Hanseuniversität muss sich jetzt aber schon genau überlegen, wie sie weiter vorgeht", sagte eine Ministeriumssprecherin.
Wie die Aufbauphase aussehen sollen, darüber kann nur spekuliert werden. Henning Zülch, Prorektor von der erfolgreicheren Handelshochschule Leipzig, meint: "Um eine private Hochschule zu etablieren, braucht man einen langen Atem. Eine Marke kann man nicht aus dem Boden stampfen." Prestige ist alles: Ohne bekannte Professorennamen oder teure Ausstattung geht nichts, sonst bleiben die Investoren aus. In Rostock fehlen wohl die Promis.
Das dürfte jedoch für die Uni nur das eine Problem sein. "Ein Ort, wo andere Urlaub machen", heißt es auf der Internetseite der Hochschule. Das ist ein wenig übertrieben: Das Hauptgebäude liegt auf einem Industriegelände an einer Hauptverkehrsstraße.
"Die Studenten kommen eher nicht aus der Region, in Mecklenburg-Vorpommern kann sich dieses Studium ja kaum einer leisten", sagte die Ministeriumssprecherin. Ostdeutschland aber hat für viele Abiturienten aus West- und Süddeutschland noch immer einen schlechten Ruf.
Trotz hoher Studiengebühren und Sponsoring bringen Privatunis keine Gewinne, aber das ist nicht nur im Osten so. "In Deutschland wirtschaften so gut wie alle Privatunis defizitär", sagt der Leipziger Henning Zülch. "Außerdem ist die Konkurrenz groß, in Deutschland schießen die Privatunis wie Pilze aus dem Boden und die großen, renommierten, haben ihren Claim abgesteckt."
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