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: Strunklangweilig: "Hilfe, meine Familie spinnt", RTL, Do., 20.45 Uhr

„Hilfe, meine Familie spinnt“, RTL, Do., 20.45 Uhr

Natürlich stand der Flop schon vorher fest. Gibt es einen deutschen Vornamen, der sich so nerv- und lusttötend nölen ließe wie „Ääääl“? Hat man je eine ähnlich geile „Dumpfbacke“ gesehen wie Kelly? Ist es denkbar, daß sich nach Peg Bundy noch eine Frau freiwillig die Haare toupieren läßt? Eben.

RTL hat es trotzdem getan. Erstmals kopierte der Sender kein Programm der Konkurrenz, sondern ein eigenes und versuchte, die US-Comedy-Serie „Eine schrecklich nette Familie“ auf deutsche Verhältnisse zu trimmen. „Hilfe, meine Familie spinnt“ heißt das Ergebnis, das im nächsten halben Jahr wöchentlich zu sehen ist. Vier bis fünf Autoren nahmen sich die Original-Drehbücher vor und mühten sich erfolgreich, den Texten nicht nur alles spezifisch Amerikanische zu nehmen, sondern leider auch den Brachialhumor (New York Times: „Meilensteine des Vulgären“) und damit jeden Witz.

Die deutschen Bundys heißen Strunk und wohnen bei Köln. Der Familienvater ist Jupp (Gekicher vom Band) und interessiert sich für Fußball, besaß sogar eine Dauerkarte für Fortuna — sein Nachbar hatte die andere (Lacher). Auf die Floskel „Ich freue mich, Sie kennenzulernen“ reagiert er mit dem schönen deutschen Sprachspiel „Sie mich auch“ (Gelächter, vereinzelt Beifall), und beim Griechen tanzt er Tsatziki. (Ekstatisches Kreischen, tosender Applaus, Werbung).

RTL hoffte, daß sich der Erfolg der Bundys auf die Eigenproduktion überträgt, und versuchte, möglichst viele Ähnlichkeiten zu erhalten. Vom Blümchenmuster des Sofas, dem „Livio“-Ketchup und den „nur die“-Strumpfhosen abgesehen, gleicht die deutsche Kulisse dem Chicagoer Einfamilienloch der Bundys. Und die Schauspieler wurden vom Kölner Kommerzsender offensichtlich danach ausgewählt, wie ähnlich sie den US-Vorbildern sehen (bei Jupp und Roswitha halbwegs gelungen).

Da aber, wo die Bundys asozial, sexistisch und unglaublich schlecht und gemein sind, ist die Familie Strunk bloß harmlos, zweideutig und unglaublich langweilig.

Vielleicht wäre der Versuch, die Bundys nach Deutschland zu verpflanzen, nicht ganz so fatal ausgefallen, wenn die Produzenten versucht hätten, aus der Vorlage etwas Eigenes zu entwickeln. Andererseits — was sollte das für einen Sinn haben? Die Bundy-freie Zeit im Programm von RTL zwischen den Bundys vor sechs und den Bundys um eins kann ohnehin nur von den Bundys selbst angemessen gefüllt werden. Stefan Niggemeier