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Strom aus HolzVattenfalls zwielichtige Afrika-Connection

Vattenfall lässt aus liberianischen Kautschukbäumen Brennstoff machen – für deutsche Kraftwerke. Damit könnten aber alte Abhängigkeiten gefördert werden.

Die Bäume, die Vattenfall in dem ehemaligen Bürgerkriegsland schreddern lässt, haben Kautschuk geliefert. Jetzt sind sie nutzlos. Bild: marc engelhardt

BUCHANAN/BERLIN taz | Auf der Suche nach neuen Energiequellen geht der Vattenfall-Konzern in Westafrika fragwürdige Allianzen ein. Der Stromversorger will Holz für geplante deutsche Biomassekraftwerke in Liberia kaufen. Dafür kooperiert Vattenfall über eine Firmenbeteiligung mit Großbetreibern von Kautschukbaum-Plantagen. Dort, kritisieren Menschenrechtler, herrschten Zustände wie zu Zeiten der Sklaverei.

Die Baumplantagen hatten nach dem Bürkerkrieg in Liberia lange brachgelegen. Die toten Stämme, die heute kein Kautschuk mehr liefern, werden jetzt von dem Unternehmen Buchanan Renewables zu Holzchips gehäckselt. Die alten Bäume ersetzt Buchanan durch neue.

Mit dem Wiederaufbau der Plantagen allerdings, warnt Transparency International Liberia, werde das alte Unrecht aus Sklavenzeiten manifestiert, als Großgrundbesitzer Einheimische dort unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten ließen. „In den Achtzigern und Neunzigern hat das zum Bürgerkrieg geführt; das kann wieder passieren“, sagte Thomas Nah, der Direktor der liberianischen Sektion von Transparency International der sonntaz. Vattenfall ist seit einigen Wochen mit 20 Prozent an Buchanan Renewables beteiligt.

Der Energiekonzern will in den kommenden Jahren in Berlin drei neue Biomassekraftwerke bauen, um seinen CO2-Ausstoß deutlich zu senken. In Berlin und im umliegenden Brandenburg findet sich allerdings nicht genug Holz, um die Kraftwerke zu befeuern. Ab 2020 rechnet Vattenfall mit einem Bedarf von einer Million Tonnen jährlich. Um ihn zu decken setzt das Unternehmen auf „internationale Biomasseströme“. Nicht nur in Westafrika werde man Holz einkaufen, denkbar seien auch Lieferungen aus Ländern wie Russland, Kanada oder die USA, sagte Vattenfall-Vorstand Frank May der sonntaz: „Liberia ist nur ein erster Schritt.“

Bild: taz

Die Ganze Geschichte lesen Sie in der aktuellen sonntaz vom 31.Juli/1. August - ab Samstag zusammen mit der taz am Kiosk oder in Ihrem Briefkasten.

Vattenfall verspricht, sich dafür einzusetzen, dass die Erzeugung und der Transport des Brennholzes ökologisch und sozial gerecht geschieht. „Egal woher das Holz kommt, es muss nachhaltig produziert und transportiert worden sein“, sagt Vattenfall-Vorstand Frank May. Dafür entwickelt das Unternehmen gerade einen Kriterienkatalog.

Aufgrund der engen Verflechtung von Politik und Konzernen in Liberia könnte es allerdings schwierig werden, die Einhaltung der Kriterien zu überprüfen. Buchanan Renewables gehört mehrheitlich der Stiftung des kanadischen Millionärs John McCall MacBain. McCall MacBain engagiert sich in Liberia nicht nur als Unternehmer, sondern auch als Großspender. „Buchanan Renewables hat wegen seiner Spenden sehr gute Verbindungen zu Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf", sagt Thomas Nah.

sonntaz-Recherchen zufolge macht Buchanan Renewables liberianischen Farmern Versprechungen zu ihrem Lebensunterhalt, die am Ende schwer einzuhalten sind. Wie es dazu kommt, warum kein Pfeffer wächst und was das mit der Armut in dem ehemaligen Bürgerkriegsland zu tun hat, davon erzählt die Ganze Geschichte der aktuellen sonntaz.

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5 Kommentare

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  • S
    Sven

    M(a)cBain rettet auch nicht zum ersten mal die Welt:

    http://www.youtube.com/watch?v=AwCdHC65oVw

    :D

  • A
    Annabell

    Vattenvall macht alles richtig. Solange der Nutzen von Vattenvalls Vorgehen hier die Kosten überwiegt und für uns ein Vorteil daraus resultiert (Festigung oder gar Steigerung des Wohlstandes), hab ich rein gar nichts gegen ihr Treiben.

    Ich werde weiterhin meinen Strom von diesem Anbieter beziehen.

  • H
    holzfreund

    Dümmer geht's nimmer!!

     

    Um CO2 zu sparen werden Tarnsporte organisiert die fleißig CO2 erzeugen!!

  • V
    vic

    Mit derart fragwürdigen Methoden wird Vattenfall dann zum, auf dem Papier, vollwerigen Ökostrom-Versorger.

    Ein Grund mehr, darauf zu achten wohin man wechselt.

  • P
    peezett

    Vattenfall ist für mich mittlerweile ein rotes Tuch. Nicht das die anderen drei Kartellkonzerne besser wären. Aber das was laut diesem Artikel geplant ist, macht ja alles nur noch schlimmer als es schon ist. Anstatt etwas grundlegendes zu ändern, wie z.B. die Energie konsequent aus den Ressourcen zu beziehen, die vor Ort sind, werden jetzt Holzschnipsel um die halbe Welt transportiert damit sie in Deutschland einen auf ökologisch machen können.

    Die könnten ja mal auf die Idee kommen, die gesamten organischen Abfälle, die die Berliner so erzeugen in einem Biomassekraftwerk in Gas umzuwandeln und so Strom zu erzeugen. Der übrigbleibende Kompost könnte als Dünger auf die Felder wieder ausgebracht werden und so wäre der Kreislauf wenigstens geschlossen. Das wollen sie aber nicht, weil es billiger ist, AfrikanerInnen von 5-80 Jahren als Quasisklaven für 50 Cent am Tag schuften zu lassen. Dieses Unternehmen muss untergehen und es wird untergehen und die anderen drei mit ihm. Die Zukunft gehört der dezentralen Energiegewinnung durch die Verbraucher oder durch Kleinunternehmen. Dann hat dieser Monopolwahnsinn endlich ein Ende. Wenn die jetzige Bundesregierung die Energiepolitik der vorherigen Regierung weiter vorangetrieben hätte, anstatt alles zurück zu nehmen was in die Richtung der Förderung der Vielfalt regenerativer Energien, wären wir schon viel weiter. Es ist heute schon möglich Häuser zu bauen, die mehr Energie erzeugen, als sie selbst verbrauchen. Die Lüge vom Energieengpass in Deutschland ist eine absurde Konstruktion zur Profitmaximierung der Konzerne und der von ihnen korrumpierten Politiker. Manchmal wünsche ich mir, das die Verantwortlichen, wo immer sie auch sitzen, dafür bezahlen und nicht wir alle.