: Strich durch die Rechnung gemacht
betr.: „Es geht auch ohne starken Mann“, Kommentar von Dominic Johnson, taz vom 11. 9. 06
Es als positive Entwicklung zu bezeichnen, dass die WählerInnen den Kongo unregierbar und der „internationalen Gemeinschaft“ damit einen Strich durch die Rechnung gemacht haben, ist mutig und richtig. Ohne starke Zentralregierung wird es der EU wesentlich schwerer möglich sein, die DRC weiter auszuplündern und, wie es mit dem „Friedensprozess“ geplant war, aus der Ferne zu kontrollieren.
Die Zusammenarbeit mit Kabila lief zuvor gut: Er ließ die Interventionsmächte das Land ausplündern und verzichtete weitgehend auf eigene Souveränitätsrechte. Dafür beteiligte sich die EU am Aufbau weiterer bewaffneter Einheiten und unterstützte Kabila nach Kräften. Die Gefahr besteht, dass Kabila Präsident und das Parlament einflusslos bleiben wird. Leider ist Bemba keine Alternative. Dass bei der Stichwahl nur noch ehemalige Warlords zur Wahl stehen, ist ebenfalls von der „internationalen Gemeinschaft“ zu verantworten. Die zivile Opposition wurde von ihr kaum wahrgenommen oder unterstützt. Als Partner und Potentaten wurden stets nur die mit eigener Miliz betrachtet. CHRISTOPH MARISCHKA, Tübingen