: Streß mit Husten
■ Der Winter setzt dem Körper ordentlich zu
Pünktlich zum Winterbeginn setzt mit Schnee und Smog die erste Erkältung ein mit ihren mannigfachen Erscheinungsformen wie Husten, Schnupfen, Halsweh und rauher Stimme.
Die erste Anti-Erkältungsmaßnahme ist der Kauf Vitamin-C -haltiger Südfrüchte und von Gemüse. Dazu etwas Schokolade und eine Rolle Kekse für die gute Stimmung - nein, das ist ungesund. Lieber eine Packung Geleebananen. Und zwei Pakete Papiertaschentücher, Schokoplätzchen und Salbeibonbons für den Hals. (Du hast die Zigaretten vergessen! d. S.in) Dann holen wir die Winterpullover raus und heizen. Abends schlürfen wir Milch mit aufgelösten Salbeibonbons, Honig und einem Löffel Hustensaft. Der ist besonders gesund, weil er Fett in Muskeln umwandelt, zumindest bei Kälbern. Da spart man den Frühsport.
Wenn Hausmittel nicht mehr reichen, gehe ich zum Arzt. Meiner weiß, daß Krankheiten psychisch bedingt sind. Er guckt mir tief in die Augen. „Du mußt dir mehr Ruhe gönnen, hast du viel Streß gehabt in letzter Zeit?“ Streß? Was ist das? Und ob er mir ein paar wirksame Medikamente verschreiben könnte, am besten Penicillin.
Er starrt mich an, als ob ich Morphium verlangt hätte. „Die Selbstheilungskräfte des Körpers wirken auch so, da brauchst du keine Tabletten“, meint er und empfiehlt mir Kräuterbäder und Kamillentee. Und Rotlichtbestrahlungen rät er mir noch. Ich wanke aus der Praxis, kaufe eine Packung Aspirin und schraube eine Rotlichtbirne in meine Schreibtischlampe.
Na gut, dann weniger Streß: Das Pflichtgefühl abstreifen, in der Kneipe einfach mal länger bleiben, wenn man dazu aufgelegt ist. Am Morgen Frühstückskaffee mit viel Milch trinken, das ist gut für den Hals, und vielleicht eine dieser vitaminhaltigen neuseeländischen Früchte, aber nicht sofort, ich habe jetzt gleich einen Termin irgendwo im Nebel und so früh kriege ich eh nichts runter, das schmeckt wie saure Drops.
Dafür gibt es auf dem Termin Sekt. Das heitert den Magen auf, und Gesundheit geht ja durch den Magen, oder? Dann springe ich auf, denn schon in einer halben Stunde muß ich ganz woanders sein. Gerade noch Zeit, eine Currywurst und ein neues Paket Papiertaschentücher zu kaufen.
Eva Schweitzer
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