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Strenge Grenzwerte erst späterAutolobby findet in Brüssel Gehör

Der Industrie-Ausschuss der EU-Parlaments verwässert die CO2-Vorgaben der Kommission. So sollen die Strafen für Überschreiten der Grenzwerte stark verringert werden.

Die Kohlendioxid-Schleudern dürfen noch ein paar Jahre länger ihre Klimagase freisetzen. Bild: dpa

BRÜSSEL taz Der Industrieausschuss des EU-Parlaments hat die von der EU-Kommission verlangten strengen Emissionsnormen für Autos deutlich abgeschwächt. Mit 35 Befürworten und 21 Gegenstimmen votierten die Abgeordneten dafür, die neuen Grenzwerte von durchschnittlich 120 Gramm CO2 pro Kilometer nicht, wie von der Kommission vorgeschlagen, 2012, sondern schrittweise bis 2015 einzuführen.

Die Kommission hatte auf Druck der deutschen Autolobby schon vorher das Zugeständnis gemacht, dass durch spritsparende Motoren die Emissionen lediglich auf 130 Gramm pro Kilometer gesenkt werden sollten. Zehn Gramm hätten durch andere Ökoinvestitionen wie reibungsärmere Reifen oder Biosprit eingespart werden können. Der Industrieausschuss will diesen Anteil nun erhöhen. Über die Details schweigt sich der neue Entwurf aber aus.

Der SPD-Abgeordnete Matthias Groote, der den Text des Industrieausschusses ablehnt, hofft auf Nachbesserungen im Umweltausschuss kommenden Dienstag. "Ökoinvestitionen können nur angerechnet werden, wenn sie typengeprüft sind. Es kann nicht sein, dass jeder, der sich irgendwo in der EU ein Solardach auf sein Auto montieren lässt, dafür ein paar Gramm CO2 gutgeschrieben bekommt." Im Oktober wird sich das Plenum mit der Verordnung befassen. Ende des Jahres beginnen die Verhandlungen mit dem Ministerrat.

Der BUND-Verkehrsexperte Werner Reh stellt dem neuen Verordnungsvorschlag ein vernichtendes Zeugnis aus. "Die Formulierungen der Autoindustrie sind eins zu eins übernommen worden." Das Anrechnen von nicht genau definierten Ökoinvestitionen ermögliche "riesige Schlupflöcher", sagte er der taz. So könnten Hersteller von sogenannten Flex-Autos, die mit Sprit oder mit Strom fahren, Bonuspunkte sammeln. Doch niemand könne hinterher garantieren, dass der Fahrer den Elektromotor auch tatsächlich einschaltet. Auch die von 95 auf maximal 40 Euro pro zusätzlichem Gramm CO2 zusammengestrichene Strafgebühr für Hersteller, die sich nicht an die neuen Grenzwerte halten, sei viel niedriger als es die Entwicklungskosten für emissionsarme Neuwagen sind. "Sie wird keine Wirkung haben", so Reh.

Das sieht Matthias Groote anders. "Kein Hersteller wird Strafe zahlen. Diesen Imageverlust kann sich keine Marke leisten." Muss sie vielleicht auch nicht. Denn die nun vom Industrieausschuss geforderten Einsparungen werden über einen so langen Zeitraum gestreckt und sind so vage formuliert, dass die meisten Hersteller sie ohne große Innovationsleistungen schaffen können. BMW hat seinen CO2-Ausstoß von 2006 auf 2007 von 184 auf 170 Gramm pro Kilometer senken können. Ende nächsten Jahres, so teilt das Unternehmen mit, sollen 140 Gramm erreicht werden. "BMW kann dann seine Aktivitäten bis 2012 ganz einstellen", kritisiert Werner Reh.

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2 Kommentare

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  • BW
    bernhard wagner

    Seit sage und schreibe 12 Jahren ist z.B. schon der TWIKE auf dem Markt, und immer noch - wie auf dem Foto zu sehe - fahren fast nur Emissionsschleudern auf den Straßen herum. Okay, bei Elektromobilen sollte der Strom auch aus Erneuerbaren Energien kommen und diese daher viel schneller ausgebaut werden, aber was die Pkw Modelle angeht hier ein paar Links zum TWIKE http://www.0literauto.de/twike.html

    http://www.e-mobile.ch/pdf/2008/Fact-SheetTwike_D_04-2008.pdf

    http://www.alternativfahrzeuge.de/emobile/twike/index.php

    Und für Leute, die so gut wie immer allein unterwegs sind auch 2 Einsitzermodelle evtl. spannend: - Einsitzer:

    CityEL http://www.0literauto.de/cityel.html

    Jetcar http://www.handwerkermarkt.de/nachrichten/blitzlicht/ideen-hinweise-kritik-anregungen/brandenburger-autobauer-jetcar-praesentiert-elektroauto

     

    Die Steuer auf alle Schadstoffemissionen, auch im Flug- und Schiffsverkehr und der Landwirtschaft (Stickstoffdünger etc.) sollten sehr stark angehoben werden (so sie bislang überhaupt existieren, z.B. noch nicht im Fall des Stickstoffdüngers) und davon direkt der Ausbau der Solarnenergie etc. beschleunigt werden.

     

    Ein Tempolimit von maximal 110 km/h wäre ebenfalls ratsam und hätte eine große Sofortwirkung, vgl. dazu auch http://www.bund.net und andere Seiten.

  • BW
    bernhard wagner

    Werner Reh vom BUND hat recht und es ist ein dermaßen zum Himmer stinkender Skandal (obwohl manche Schadstoffe ja fast geruchsneutral sind), dass ich mich frage, ob dieser Ausschuss völlig durchgeknallt ist. Naja, ich kann mir die Herren (evtl. auch ein paar Damen) schon recht gut vorstellen.

     

    Die politische Mündigkeit - inkl. Weitsichtigkeit, Aufgeklärtheit u.s.w. - der Mehrheit der Menschen, die das toleriert, evtl. nicht einmal etwas davon weiß (weil es vielleicht nicht oft genug in Radio- u. Fernsehnachrichten entsprechend 'berichtet' wird), muss allerdings auch (wieder einmal) infrage gestellt werden. Es ist einfach zum Kotzen (schade, dass man nicht jedem Mitglied dieses Ausschuss persönlich auf die Füße und ins Gesicht kotzen kann - wenn's was helfen würde, was es ja leider auch nicht tun würde).