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Streitfall RobbenFC Bayern droht Oranje mit Gericht

Bayern München wirft dem niederländischen Fußballverband vor, für die Verletzung des Spielers Arjen Robben verantwortlich zu sein. Ein erstes Treffen endete ohne Einigung.

Arjen Robben - hier während des WM-Finales gegen Spanien im Juli - ist zum Streitfall zwischen dem FC Bayern und dem niederländischen Fußballverband geworden. Bild: ap

MÜNCHEN dpa | Im Streitfall Arjen Robben hat Bayern München seine Geldforderungen gegenüber dem Niederländischen Fußball-Verband bei einem ersten Zusammentreffen nicht durchsetzen können. Nach einem zweieinhalbstündigen Spitzengespräch beider Parteien am Samstag in München hat man sich nach Angaben des deutschen Rekordmeisters ergebnislos vertagt.

"Wir sind so verblieben, dass die Holländer sich jetzt intern Gedanken machen werden", berichtete Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge und bekräftigte die seiner Meinung nach "berechtigten Forderungen" des deutschen Meisters. "Unser Ziel ist klar: Nach dem sportlichen Schaden wollen wir zumindest den finanziellen Schaden durch den Ausfall von Arjen Robben durch den holländischen Verband kompensiert haben."

Die Bayern werfen den Niederländern vor, Robben trotz Verletzung fitgemacht und dann bei der WM-Endrunde in Südafrika eingesetzt zu haben. Der 26 Jahre alte Offensivspieler wird den Münchnern wegen einer schweren Muskelblessur vermutlich erst im neuen Jahr wieder zur Verfügung stehen. Bayern-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt habe der Delegation aus dem Nachbarland "aus medizinischer Sicht" deutlich machen können, "wo aus unserer Sicht der Fehler liegt", berichtete Rummenigge. "Ich kann nur hoffen, dass wir am Ende des Tages zu einer fairen und gütlichen Einigung kommen. Sonst werden wir leider auch den juristischen Weg nicht scheuen."

Die Bayern wissen aber, dass es schwer sein wird, ihre Forderungen vor einem Gericht durchzusetzen. "Es wird sicherlich nicht einfach, die Parteien zu überzeugen, dass wir diesen Anspruch haben", räumte Rummenigge ein. "Dass es nicht ganz so einfach ist, liegt auch an den FIFA-Statuten, die uns im juristischen Sinne nicht unterstützen. Aber es gibt auch eine moralische Betrachtung", meinte der Vereinschef.

Der Weltverband FIFA wolle "keinen Präzedenzfall schaffen", weil dieser "nicht ganz ungefährlich wäre aus ihrer Sicht", behauptete Rummenigge. Er hält die finanziellen Forderungen seines Clubs für "moralisch mehr als gerechtfertigt". Über die Größenordnung der finanziellen Ansprüche mochte der Bayern-Chef keine Angaben machen. Laut "Bild am Sonntag" soll es sich um einen Betrag von 11 000 Euro pro Tag von Robbens Ausfall handeln.

Mark van Bommel, Kapitän des FC Bayern und frisch gebackener Vize-Weltmeister mit den Niederlanden , äußerte sich zu dem Fall zurückhaltend . "Es ist schwierig, mich da einzumischen", sagte er. Allerdings beklagte van Bommel allgemein, dass "alle nur an das Geld denken", und nicht so sehr an Robben. "Das größte Problem ist es für Arjen selbst", betonte van Bommel.

Der Flügelstürmer wollte trotz einer in der WM-Vorbereitung erlittenen Oberschenkelverletzung auch selbst unbedingt in Südafrika dabei sein. Von der medizinischen Abteilung seines Verbandes wurde er in kurzer Zeit so fit gemacht, dass er im Laufe des Turniers eingesetzt werden konnte und bis zum verlorenen Finale gegen Spanien spielen konnte. Nach dem Urlaub und der Rückkehr nach München wurde Robben von der Diagnose Müller-Wohlfahrts, wegen eines schweren Muskelrisses im linken Oberschenkel monatelang auszufallen, geschockt.

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6 Kommentare

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  • SU
    Schall und rauch

    @ Urgestein:

     

    Zum einen gibt es keine rechtlichen Vorgaben, dass der Mannschaftsarzt einer Mannschaft nicht auch Spieler eines anderen Nationalverbandes untersuchen darf. Demzufolge ist es schonmal nicht "undenkbar".

    Natürlich kann man dann von einem Interessenkonflikt ausgehen. Ich Und natürlich war die Verletzung vor der WM nicht so schwer wie sie sich jetzt darstellt. Sie ist jedoch eine direkte Folge dessen, dass Robbens Verletzung nicht seriös behandelt und er viel zu früh eingesetzt wurde. Und deshalb ist der FC Bayern absolut im Recht. Und die Bayern stehen hier auch in der Pflicht, denn sie führen diesen Rechtsstreit auch für andere kleinere Klubs die nicht ein solches Gewicht haben wie der FCB, und später auch davon profitieren, dass der FCB hier eine rechtlich verbindliche Einigung erzielen will, die eine bessere Entschädigung für die Vereine vorsieht. Denn die Vereine zahlen das Gehalt der Spieler, nicht die Nationalverbände.

  • KB
    kein Bayernfan

    Es ist bemerkenswert wie Kalle Rummenigge die Niederländer angreift, den betroffenen Spieler Robben in Schutz nimmt, weil es ja "verständlich ist, dass sich kein Spieler die WM entgehen lassen will". Auch Robben wußte von seiner Verletzung und der Gefahr der Verschlimmerung durch die WM-Teilnahme, wollte aber spielen. Unterm Strich verlangt Bayern also, dass der Niederländische Verband seinem - wertvollen- Spieler die WM-Teilnahme verbietet, und dann mit einem geschwächten Kader in das Turnier zu gehen. Etwas viel verlangt oder? Rein rechtlich erscheint auch zweifelhaft, inwieweit eine Verpflichtung eines nationalen Fußballverbandes gegenüber einem Profiverein existiert, dessen Personal verletzungsbedingt zu schonen. Ansprüche könnte alelnfalls Robben gegenüber seinem Verband oder dessen Mannschaftsärzten geltend machen, etwa Schmerzensgeld oder ggf Verdienstausfall (zwefelhaft, da er sein Gehalt ja weiter bezieht) ; oder FC Bayern gegenüber Robben selbst aus arbeitsvertraglicher Pflichtverletzung. Selbst diese Ansprüche würden vermutlich scheitern. Einen Anspruch der Bayern gegen den NL-Verband halte ich für absurd. Glaube auch nicht, dass die Bayern tatsächlich klagen werden. Prost.

  • U
    Urgestein

    @Schall und Rauch

     

    Der (wenigstens "Ihrer Meinung nach") renommierteste Sportmediziner ist ja gleichzeitig auch Arzt der deutschen Nationalmannschaft, also eines direkten Konkurrenten bei der WM. Allein aus diesem Grund wäre die Betreuung während eines Turniers wie der WM schlicht undenkbar.

     

    @Karl

    Sie haben es wohl nicht verstanden. Eine Verletzung dieser Art hätte gar nicht mehr "fitgespritzt" werden können. Sie können auch nicht jemandem den Bizeps durchtrennen und ihm dann eine Spritze geben, damit er trotzdem noch schwere Lasten hebt.

     

    Dass ein Verein von einem Nationalverband eine gesonderte Entschädigung für einen verletzten Spieler erhält (versichert sind die Spieler ja alle, auch wenn die Ausfallzahlungen im Schadensfall weit unter den jetzt von den Bayern angepeilten Summen liegen) gibt es eigentlich nicht. Mit nur einer mir bekannten Ausnahme, dem "Fall Deisler".

     

    Jener Spieler wechselte im Sommer 2002 von Berlin nach München, verletzte sich aber kurz vor Saisonende. Noch im Mai und bereits verletzt bestritt Deisler, der selber noch Hofnungen auf die WM in Japan und Südkorea hatte, ein Testspiel gegen Österreich, wo er sich erneut verletzte und der Nationalmannschaft und dem FC Bayern ca. ein halbes Jahr nicht zur Verfügung stand. Obwohl Deisler zu diesem Zeitpunkt noch bei Hertha BSC unter Vertrag stand und obwohl die Verletzung in erster Linie Deislers übergrossem Ehrgeiz geschuldet war, setzten sich die Münchner gegenüber dem DFB durch und kassierten mindestens etwa eine halbe Mio Euro. Geld das eigentlich entweder von Hertha BSC (aber da war ja der Bruder von Uli Hoeness gerade Manager) oder vom Spieler selbst hätte kommen müssen.

     

    Der DFB betonte damals, die Zahlung "wegen der grossen Verdienste des FC Bayern für den deutschen Fussball" geleistet zu haben um keinen "Präzedenzfall" zu schaffen. Nüchtern betrachtet handelt es sich bei dieser juristisch nicht gedeckten Eigenmächtigkeit jedoch um eine grobe Ungleichbehandlung, die den Tatbestand der Veruntreuung erfüllt.

  • SU
    Schall und Rauch

    @ Urgestein: da haben Sie Recht. Es ist ein Risiko, mit dem viele Vereine leben müssen. Hier gibt es jedoch einen entscheidenden Unterschied:

    Der FC Bayern hat dem holländischen Verband nach der Verletzung Robbens vor der WM die Unterstützung des europaweit renommiertesten Arztes auf diesem Gebiet angeboten - Müller-Wohlfahrt, was auch eine Betreuung vor Ort in Südafrika eingeschlossen hätte. Der FCB hat nicht von Ungefähr laut UEFA-Studien die wenigsten Muskelverletzungen aller europäischer Klubs zu beklagen. Die Holländer lehnten dieses Angebot ab, weil sie wussten, dass Robben nach seriöser Untersuchung die WM wahrscheinlich nicht hätte spielen können. Diese "Wunderheilung" Robbens ist der Grund für seine jetzige Verletzung. Auch wenn man das vor lauter "Bayern-Antipathie" nicht begreifen kann.

  • K
    Karl

    Also so ein blöder Kommentar vom Urgestein. Es ist schon ein Unterschied, ob sich ein Spieler bei einem EInsatz für die Nationalmannschaft einfach verletzt und dann ausfällt oder ob er sich verletzt und auf Teufel komm raus fitgepritzt wird (und das scheint hier eindeutig der Fall zu sein, von Laienprognosen aus der Ferne sollte man da Abstand nehmen) und nach dem Turnier erstmal drei Wochen Urlaub macht anstatt mit der Reha zu beginnen. Also ich bin sicher kein Bayernfan, aber vor lauter Hass auf diesen Verein alles eindimensional zu sehen ist doch sehr kurz gedacht. Ich bin mir sicher, dass jeder Verein so handeln würde.

    Man muss aber auch sagen, dass Roben selbst spielen wollte und er für den Erfolg bei der WM die Verletzungspause danach gern in Kauf genommen hat. Kann ich verstehen, WM ist halt das grösste. Mitleid mit ihm hab ich aber ganz sicher nicht.

  • U
    Urgestein

    Während des Finales hat sich Robben doch auf dem Platz noch gut bewegt. Eine solch gravierende Muskelverletzung wie bei Trainingsbeginn in München diagnostiziert kann da also noch gar nicht vorgelegen haben, denn einen Muskelbündelriss lässt sich nunmal nicht "wegspritzen". Selbst eine völlige Schmerzbetäubung bringt einen gerissenen Muskel nicht dazu, sich wie ein gesunder zu verhalten. Robben hätte auf einem Bein über das Spielfeld hüpfen und humpeln müssen.

     

    Zwischen dem Finale und seinem Arbeitsbeginn hatte er ja aber noch 3 Wochen Urlaub, möglich, dass er sich dort beim Strandfussball oder ähnlichem sich so verletzt hat und das nur nicht zugeben möchte.

     

    Abgesehen davon ist es schon eine gehörige Unverfrorenheit, was der FC Bayern sich hier wieder mal rausnimmt. Es gibt sicher eine dreistellige Zahl von Vereinen in Europa, die Nationalspieler in ihren Reihen haben und alle wissen um die Risiken, die damit verbunden sind. Derartig unverschämte Forderungen werden aber nur von den Grosskopferten aus der Säbener Strasse formuliert. Nach Guererros Kreuzbandriss im vergangenen Herbst stürzte der HSV von der Tabellenspitze, erreichte am Ende nicht mal mehr einen europäischen Wettbewerb. Trotzdem dachte niemand daran, solche finanziellen Ausgleichsforderungen zu erheben.

     

    Den Münchnern sei geraten, ihren Kader nur noch mit Regionalspielern zu füllen, das dürfte vor derartigen unliebsamen "Überraschungen" schützen, wie sie jetzt krokodilstränenreich beklagt werden. Und zum hemdsärmilgen Niveau eines KHR dürfte das auch besser passen.