Streit zwischen Venzuela und Kolumbien: Diplomaten abgezogen
Hugo Chávez reagiert wütend auf die Vorwürfe, sein Land habe Kolumbiens Guerilla bewaffnet. Er zog seine Botschafter aus Kolumbien ab.
BUENOS AIRES taz | Im eskalierenden Streit um ausländische Unterstützung für Kolumbiens Farc-Guerilla hat Venezuela seine Beziehungen zu Kolumbien eingefroren. "Ich habe angeordnet, unseren Botschafter aus Bogotá abzuziehen. Wir werden die Beziehungen zu Kolumbien einfrieren", sagte Präsident Hugo Chávez am Dienstag in einer Fernsehansprache. Kolumbianische Importe sollen durch brasilianische ersetzt werden und der Hahn an der Gaspipeline könnte zugedreht werden. "Wir sind auf das Gas aus Kolumbien nicht angewiesen", so Chávez.
Chávez reagierte damit auf Vorwürfe aus Kolumbien, Venezuela habe die Farc mit Waffen des schwedischen Herstellers Bofors unterstützt. Chávez wies die Vorwürfe als "unverantwortlich" zurück. Mehr als das diplomatische Säbelrasseln könnte die Kolumbianer die angedrohten Wirtschaftssanktionen treffen. Nach den USA ist Venezuela der wichtigste Absatzmarkt für kolumbianische Waren. Allerdings müssten auch die venezolanischen Importeure sich kräftig umstellen. Importe aus Kolumbien machen etwa ein Drittel des venezolanischen Handels aus.
Kolumbiens Präsident Álvaro Uribe hatte am Sonntag die Waffenfunde öffentlich gemacht, ohne allerdings direkt auf Venezuela zu deuten. Nach seinen Worten habe die Farc die Raketenwerfer auf dem "internationalen Waffenmarkt" gekauft, worauf seine Regierung von den Herkunftsländern Auskunft verlangte habe. Konkreter wurde sein Vize Francisco Santos, der von einem "europäischen Land" sprach, das die Waffen an Venezuela verkauft habe. Nach Medienberichten wurden die Waffen bereits im Juli 2008 gefunden.
Das Handelsministerium in Stockholm geht davon aus, dass Waffen aus Schweden über Venezuela in den Besitz der Farc gelangt sind. Ministerialberater Jens Eriksson erklärte Anfang der Woche, dass eine kleine Menge von Saab, zu dem die Waffenschmiede Bofors gehört, in Schweden hergestellter und 1988 an Venezuela verkaufter Panzerabwehrraketen in Kolumbien gefunden worden seien. Die Behörde hat von der venezolanischen Regierung eine Erklärung darüber verlangt.
Das Timing der Vorwürfe aus Kolumbien geht, so vermutet Venezuela, einher mit aktuellen Verhandlungen über zukünftige US-Militärbasen auf kolumbianischen Boden. Schon als die USA Anfang Juli ihre Militärbasis im ecuadorianischen Manta räumen mussten, lancierte Kolumbien Belege, wonach die Farc den Wahlkampf von Ecuadors Präsident Rafael Correa finanziell unterstützt haben soll.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter