: Streit ums Gebet
Muslime kritisieren Kölner Erzbischof Meisner, der religionsübergreifende Gebete an Schulen untersagt
DÜSSELDORF taz ■ Kardinal Joachim Meisner erhält Unterstützung von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Der Erzbischof von Köln hatte in dieser Woche mit einem Verbot von „multireligiösen Schulfeiern“ für Furore gesorgt.
Nun äußerte sich auch die DBK in Meisners Sinne: „Kinder müssen erst ihren eigenen Glauben kennenlernen, um dann respektvoll auf andere Religionen zugehen zu können“, sagte Hans-Jochen Jaschke, Beauftragter für interreligiösen Dialog bei der DBK, gestern der taz. Auch wenn Ausnahmen möglich seien, sollte in der Regel die Vermischung von Religionen vermieden werden.
Vertreter unterschiedlichen Glaubens hatten zuvor Meisner scharf kritisiert. Der evangelische Pfarrer Hartmut Dreier aus Marl bezeichnete den Vorstoß gegenüber der taz als „üblen Eingriff von oben“. Für Salim Abdullah, Leiter des Islamarchivs in Soest, passt Meisners Verbot „nicht in die heutige Zeit“. Das zweite vatikanische Konzil habe bereits in den 60er-Jahren festgestellt, „dass Christen, Muslime und Juden zum selben Gott beten – weil alle drei Abraham als Glaubensvater gemeinsam haben“. Auch Armin Laschet, der nordrhein-westfälische Integrationsminister, distanzierte sich von Meisners Anweisungen. „Ich glaube, unsere Zeit braucht nicht weniger, sondern mehr Gemeinsamkeiten zwischen den Religionen“, sagte er.
Auch die Kirchenbeauftragte der CDU-Bundestagsfraktion, Ingrid Fischbach, kann das Verbot Meisners schwer nachvollziehen: Die Leitlinien der DBK sähen solche Veranstaltungen an Schulen ausdrücklich vor.
Das ist allerdings Interpretationssache. Anlässe wie „die Woche der Brüderlichkeit“ oder der 1. Januar als Weltfriedenstag eignen sich laut der Richtlinie von 2003 für multireligiöse Feiern. Jeder solle dort nach seiner eigenen Tradition beten. Die Schule aber, so heißt es weiter, stelle einen Sonderbereich dar: Aus den Integrationsbemühungen dort dürfe nicht folgen, „dass dieses Bemühen automatisch zu ausschließlich multireligiösen Feiern führt, die lediglich als Werkzeug für innerschulische Integrationsbemühungen dienen“.
Es gibt offenbar auch keine Einigkeit darüber, ob Muslime, Christen und Juden zum gleichen Gott beten: „Natürlich ist das der gleiche Gott“, sagt DBK-Vertreter Jaschke. „Du betest zu deinem Gott und ich zu meinem“, verteidigte hingegen Meisner gestern noch einmal seine Anweisung. NATALIE WIESMANN