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■ Streit um die Konferenz über MassenvergewaltigungenNun erst recht nach Zagreb

Sie werden verschleppt, jeden Tag, den dieser Krieg dauert. Sie werden in Lagern gehalten, in Bordellen, in Viehställen. Die Vergewaltiger kommen Tag und Nacht. Die Erniedrigung, die Demütigung, die Qual hört nicht auf. Für jede Frau ist Vergewaltigung ein kaum zu bewältigendes Trauma. Für muslimische Frauen aber, so sagen Kennerinnen, kommt Vergewaltigung der Zerstörung ihrer Psyche gleich. Im Fernsehen hörte ich einen Mann sagen, daß er der Frau die Vergewaltigung nicht verzeihen könne! Er könne ihr die Vergewaltigung nicht verzeihen! Aber das genau ist die Absicht derer, die mit diesem Mittel „ethnische Säuberung“ betreiben: Zerstörung der Frauen, Zerstörung der Familien, Zerstörung der Männer. Wir wissen es seit Monaten und ai hat es durch einen Bericht wiederholt bestätigt: Alle an diesem grausamen Krieg beteiligten Männer vergewaltigen. Aber die serbischen Milizen betreiben dieses Verbrechen als gezielten Völkermord. Und die Herren in Genf sitzen am Verhandlungstisch und verhandeln und verhandeln und verhandeln.

Sind wir wirklich so ohnmächtig? Wir, Frauen in Freiheit, werden nun nicht länger tatenlos zusehen. Wir werden nach Zagreb gehen, massenhaft, und werden protestieren. Wir werden anklagen, wir werden Forderungen stellen: Einrichtung eines Internationalen Strafgerichtshofs, Verfolgung und Bestrafung der Täter, Befreiung der Frauen, Auflösung der Lager, Hilfsangebote für die Frauen in Bosnien-Herzegowina, Asyl bei uns, wenn dies die Frauen wünschen.

Wir werden uns nicht vereinnahmen lassen, von niemandem. Auch nicht von der kroatischen Regierung. Wir werden uns aber auch nicht von serbischen Polittrupps verbieten lassen, jene Verbrechen, die auf das Konto der Serben gehen, Verbrechen von serbischen Verbrechern zu nennen. Einen Vorgeschmack auf diese Auseinandersetzung haben wir in Hannover bei einem Vorbereitungstreffen für Zagreb bekommen. Serbinnen versuchten die Veranstaltung gezielt umzufunktionieren, die Opfer zu verhöhnen, die Beschäftigung mit den Opfern durch eine Scheindiskussion über den Veranstaltungsort zu verdrängen. „Unsere Männer tun so etwas nicht“, schrien sie. In Straßburg haben sie einen Tag später das gleiche Polittheater aufgeführt.

Wir wissen es besser. Wir werden also nach Zagreb gehen. Denn kein anderer Ort ist so dicht an dem Kriegsgeschehen. Kein Ort wird die Anklage so deutlich auf die schlimmsten Täter lenken. Aber gerade deshalb versuchten sie den Ort und uns zu diskriminieren. Seit der Veranstaltung in Hannover weiß ich, wie schmerzhaft richtig der Veranstaltungsort Zagreb ist. Dafür Dank. Traurig nur, wie sehr sich BerichterstatterInnen täuschen und von den Opfern ablenken ließen. Falsche politische Orientierung. Falsche Solidarisierung mit den serbischen Tätern. Falsche „linke Ideologie“. Aber wir lassen uns nicht täuschen. Denn es geht um die, die unsere Hilfe brauchen: Frauen in Not. Damals hieß es immer: Wir haben es nicht gewußt. Das kann heute niemand mehr sagen. Wir wissen es. Darum gehen wir nach Zagreb. Lea Rosh

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