: Streit um den 1.Mai
■ Ost- und West-Gewerkschaften planen 1.Mai / In Berlin zusammen - im Bundesgebiet liegen sie über Kreuz
Berlin. Schon vor Wochen hat der gewerkschaftliche Ost-West Regionalauschuß beschlossen, daß der 100. Jahrestag des 1. Mai gemeinsam gefeiert wird. Der DGB Berlin-West, der FDGB Berlin-Ost sowie die Industriegewerkschaften haben sich gestern auf eine Rednerliste geinigt. Auf der zentralen Kundgebung vor dem Reichstag werden Michael Pagels, Landesvorsitzender des DGB, Ingrid Boche, Vorsitzende des VEB-Wohnungsbaukombinats Berlin, Ernst Breit, DGB Vorsitzender, Mathias Oertel von der Initativgruppe Gewerkschaftsjugend Frankfurt/Oder und Johan Steklenburg, Vizepräsident des Europäischen Gewerkschaftsbundes, reden. Diese erste gemeinsame Maiverstaltung seit 1946 entbehrt nicht der Pikanterie. Der Bundesvorstand des DGB hatte nämlich Anfang April beschlossen, die Kontakte zum FDGB abzubrechen, dem FDGB wurde eine mangelnde Reformfähigkeit vorgeworfen. Wenn jetzt der Westberliner Landesverband trotzdem an einer gemeinsamen Veranstaltung festhält und das auch noch mit Ernst Breit, so wird das im Bundesvorstand Konflikte provozieren. Offenen Widerspruch hat bisher nur die CDU formuliert. Generalsekretär Landowsky hat Pagels aufgefordert, die Kundgebung abzusagen. Ein Aufmarsch von FDGB, DGB, PDS, AL und SPD würde den „übrig gebliebenen Kommunisten und Stalinisten in Ost und West eine ungerechtfertigte Agitationsplatform bieten, den Platz vor dem Reichstag als Ort großer Freiheitskundgebungen entwürdigen und das Engagement gutgläubiger Gewerkschafter mißbrauchen“. Christiane Bretz, DGB-Vorstandsmitglied, hat die CDU-Forderung als „billige Wahlkampfaktion“ bezeichnet.
aku
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen