: Streit um Weddinger Mauermuseum
■ Erhalt eines Mauerabschnittes an der Bernauer Straße als Gedenkstätte geplant / Proteste von Mitarbeitern des anliegenden Krankenhauses und von Anwohnern
Berlin. Ein Mauerabschnitt in Wedding soll als Gedenkstätte, Mahnmal und Museum erhalten bleiben. Die Initiative geht vom Pfarrer der evangelischen Versöhnungsgemeinde in der Bernauer Straße, Wissenschaftlern des Ostberliner Museums für Deutsche Geschichte und des Deutschen Historischen Museums in West-Berlin aus. Zwischen Acker- und Gartenstraße sollen in der Bernauer Straße rund 500 Meter Mauer einschließlich Todesstreifen, Grenzanlagen und Hinterland-Mauer zum Denkmalschutzgebiet erklärt werden.
Dagegen haben sich Mitarbeiter des benachbarten evangelischen Lazarus-Kranken- und Diakonissenhauses ausgesprochen. Den Bewohnern des Krankenheims sei es für ihre letzte Lebensphase nicht zumutbar, „nach dem Fall der Grenzen weiter eine Mauer zu betrachten, die sie physisch und psychisch über 30 Jahre ihres Lebens 'verarbeiten‘ mußten“, heißt es in einer Protesterklärung. Laut Pfarrer Albruschat vom Lazarus-Haus lehnen auch viele Anwohner in der Bernauer Straße das Projekt ab. Ein Ostberliner Beauftragter des Denkmalschutzes berichtete, noch immer werde die Dokumentation der Grenzanlagen von 1961 bis 1989 in der DDR als geheime Verschlußsache behandelt. Der Direktor des Potsdamer Militärarchivs habe noch am 9. August dieses Jahres eine Teilveröffentlichung verboten. Trotzdem ermöglichte der Beauftragte gestern Journalisten Einsicht in die Dokumente. Diese belegen die amtliche Registrierung von Fahnenflucht an der Grenze, die Tötung von Flüchtlingen, den Abriß der Häuser in Wedding.
dpa
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