Streit um Kita-System: Das Recht auf Aufklärung
Eine Bettdecke, die zu kurz ist, wärmt nicht den ganzen Körper, egal wie sehr man an ihr zurrt. Dies hatte Rot-Grün erkannt, als es die Kita-Card verschob und ein Ausbauprogramm versprach. Denn die Annahme, es gebe zu viele Plätze für eine stetig sinkende Kinderzahl, war ein Irrtum. In Hamburg wollen und brauchen Berufstätige und MigrantInnen und sozial Schwache Kita-Plätze für ihre Kinder. Bildungssenator Rudolf Lange (FDP) hat das noch nicht verstanden.
Kommentar von KAIJA KUTTER
Lange freut sich auf mehr Effizienz durch neue Steuerung und vergisst dabei, dass sich hinter jedem Effizienzgewinn Schicksale verbergen. Eine Reform, die für ein Drittel der 60.000 Plätzen Veränderungen vorsieht, ist gigantisch. Die Eltern haben ein Recht zu wissen, ob am 1. August das Bugdet in ihrem Bezirk auch für ihren Platz in ihrer Kita noch reicht. Es kann nicht sein, dass dies neun Monate vorher nicht bekannt ist.
Vom Behördensitz aus zu verkünden, dass Arbeitssuchende künftig das Nachsehen haben, ist das eine. Es den betroffenen Eltern vor Ort zu sagen, das andere. Die Kita-Träger wollen den Unmut der Eltern nicht allein abbekommen, deshalb ziehen sie die Notbremse. Der Senator ist auf ihre Zustimmung angewiesen. Sie haben die Vereinbarung zum Kita-System noch nicht unterschrieben. Unterbleibt dies, muss Lange es im Alleingang verordnen. Dann soll er aber auch die Haue allein einstecken.
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