Streit um KI.KA-Online-Angebote: Kikaninchen gegen Togolino
Der MDR-Rundfunkrat genehmigt das Vorschul-Internet. Das sind Online-Angebote des Kinderkanals von ARD und ZDF. RTL ist sauer, denn sie sehen ihre kostenpflichtigen Angebote in Gefahr.
Das neue Rundfunkrecht hat seinen ersten großen Knackpunkt: Der Rundfunkrat des für den gemeinsamen Kinderkanal (KiKa) von ARD und ZDF zuständige MDR hat die beiden geplanten Online-Angebote kikaninchen.de und KI.KAplus genehmigt. Damit können ARD und ZDF das neue Vorschulportal und die Online-Mediathek ihres gemeinsamen Kinderkanals KI.KA starten. Allerdings muss noch die Rechtsaufsicht - für den MDR ist dies die sächsische Landesregierung - zustimmen.
Ärger ist hier programmiert, weil es ein ähnliches Angebot wie das KiKaninchen schon gibt - den Toggolino-Club von SuperRTL. Doch anders als das geplante öffentlich-rechtliche Angebot ist die werbefreie Online-Vorschule des Privatsenders kostenpflichtig. RTL hatte bereits im Vorfeld gewarnt, hier werde ein hochwertiges Angebot von SuperRTL durch die kostenlose öffentlich-rechtliche Konkurrenz angegriffen.
Für zusätzliche Kontroversen sorgt Kikaninchen bereits vor dem Start, weil die im Genehmigungsverfahren eingeholten Gutachten laut Medienberichten mit mehr als 200.000 Euro zu Buche schlugen - das Jahresbudget für Kikaninchen aber nur 320.000 Euro pro Jahr liegt. Experten halten diese Summe, die nun vom MDR-Rundfunkrat festgeschrieben wurde, für deutlich zu gering angesetzt. Eine Überziehung der Summe ist auch bereits einkalkuliert: Bis zu zehn Prozent sind erlaubt, danach müssen die Kosten dem Rundfunkrat nochmal zur Prüfung vorgelegt werden, beschloss gestern das höchste MDR-Gremium. Außerdem wird die Verweildauer, also die Zeit, die Filme oder Sendungen auf Kikaninchen.de sowie in der Online-Mediathek Ki.Ka Plus bereitstehen, etwas gekürzt.
ARD und ZDF sind des Lobes voll: "Nach monatelanger Unsicherheit haben wir jetzt Klarheit", so der ARD-Vorsitzende und SWR-Intendant Peter Boudgoust. ZDF-Intendant Markus Schächter sagte, "das Vorschulangebot und die Kinder-Mediathek sind wichtige und sinnvolle Ergänzungen unseres gemeinsamen Kinderprogramms KI.KA. im Netz." Er freue sich, "dass die zuständigen Gremien nach sorgfältiger Prüfung die Interessen von Kindern und deren Eltern in den Vordergrund gestellt haben."
RTL freute sich weniger: "Der Rundfunkrat des MDR hat auf die inhaltlich und finanziell vollkommen unzureichenden Konzepte des KiKas mit der einzig lebensrettenden Maßnahme reagiert und Auflagen formuliert" sagt der für Medienpolitik zuständige RTL-Mann Tobias Schmid, der auch Vizepräsident des Privatsenderverbandes VPRT ist: "Den Mut, die Konzepte zurückzuweisen, hatte der Rundfunkrat erwartungsgemäß nicht. Ob die Intervention des Gremiums reicht, wird sich zeigen."
Schmid kritisiert zudem, dass der Rundfunkstaatsvertrag, der die Spielregeln für ARD und ZDF im Internet festlegt, mit Blick auf solche Auflagen und deren Durchsetzung unkonkret bleiben: "Schade, dass der Rundfunkstaatsvetrag auch hierzu mal wieder keinen weiterführenden Gedanken bereithält."
Leser*innenkommentare
SunshineReggae
Gast
wehe wenn die wanne bricht. dann sollen die öffentlich-rechtlichen dem rtl auch wirklich konkurenz machen, und um die lufthoheit über den kinderbetten kämpfen. das heißt, ich meine die rtl signale sind aber schneller erfasst, bloß keine nachbearbeitung von kika-seite. offensiv an diese geschicht rangehen!
Ranjit
Gast
"hier werde ein hochwertiges Angebot von SuperRTL durch die kostenlose öffentlich-rechtliche Konkurrenz angegriffen. "
Oder eher: Was fällt den Öffentlich-rechtlichen ein, uns ins Handwerk zu pfuschen wenn wir besorgten und engagierten jungen Eltern das Geld aus der Tasche ziehen wollen.
Die Wettbewerbslogik wuchert derzeit wie ein Krebgeschwür. Die Logik war einmal: Wettbewerb -> funktionierender Markt -> Nutzen für die Gesellschaft.
Das letzte und eigentlich entscheidende Kriterium "Nutzen für die Gesellschaft" wurde wegrationalisiert, da sich einige Leute nicht vorstellen können, wie Nutzen ohne den Faustkampf in der Arena der Martwirtschaft überhaupt möglich ist.
Wikipedia, Linux, SOS Kinderdorf, Schulen und Universitäten existieren in der Denkweise einfach nicht.
Ich würde mir wünschen, dass hier nicht gefragt wird: "verstößt das gegen Wettbewerbsrecht?" sondern "was nützt den Kindern und ihren Eltern mehr?".