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Streit um DatenschutzApple speichert, wo Du bist

Neue Kritik an iPhone und iPad: Die Apple-Produkte speichern die Aufenthaltsorte ihrer Nutzer, behaupten britische Informatiker. Der Konzern schweigt zu den Vorwürfen.

Wo bin ich? Das iPhone weiß es - und speichert es. Bild: dpa

WASHINGTON/BERLIN afp/dpa | Die neuesten Versionen von Apples iPhone und iPad speichern britischen Experten zufolge laufend die Aufenthaltsorte ihrer Nutzer und sichern die Daten in einer versteckten Datei auf dem Gerät. Das geht aus einer Studie hervor, die die britischen Informatiker Alasdair Allan und Pete Warden am Mittwoch auf einer Fachkonferenz für Lokalisierungsdienste im kalifornischen Santa Clara vorgestellt haben.

Demnach speichern die Geräte iPhone und iPad 3G, die das im Juni 2010 eingeführte System iOS 4 enthalten, regelmäßig ihre Standorte. "Seit der Einführung des Systems iOS 4 speichert Ihr Gerät eine lange Liste von Ort- und Zeitangaben", schreiben die Briten in einem begleitend veröffentlichten Artikel. Die Gründe für das Sammeln der Daten dafür seien bislang unklar, aber die Funktion sei von Apple "eindeutig beabsichtigt".

"Was die Sache noch schlimmer macht", ist laut Allan und Warden die Tatsache, "dass die Datei unverschlüsselt und ungeschützt" ist und sich auf jedem Gerät wiederfindet, das mit dem iPhone oder iPad synchronisiert wurde. Wer sein Apple-Gerät austausche, nehme mit dem Überspielen der Daten auf das neue Gerät auch die Datei mit den Aufenthaltsorten mit.

Sechs Milliarden Gewinn

Am Mittwoch hat Apple seine Bilanz für das zweite Quartal seines Finanzjahres vorgestellt: Das Unternehmen bezifferte darin seinen Erlös auf 5,99 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 4,13 Milliarden Euro) oder 6,40 Dollar (4,41 Euro) pro Aktie. Damit übertrifft Apple die Erwartungen der Analysten. Der Umsatz lag bei 24,7 Milliarden Dollar (17 Milliarden Euro) und damit um 85 Prozent höher als im selben Vorjahreszeitraum. (dapd)

Zwar sei die Datei versteckt, aber gerate das Gerät "in die falschen Hände", könne der Kenner der Funktion genau sehen, wo der Besitzer sich aufgehalten habe. Allerdings gebe es keine Anzeichen dafür, dass die Informationen irgendwohin weitergeleitet werden.

Auch Mobilfunk-Provider verfügen aus dem Betrieb ihrer Netze über Standort-Informationen, bei ihnen seien sie jedoch aufwendiger geschützt als im Fall der Apple-Geräte, kritisierten Allan und Warden die Speicherpraxis. Außerdem würden diese Daten für gewöhnlich nicht auf dem Gerät selbst gespeichert.

Software iPhoneTracker

Die Geräte ermittelten die Standortdaten offensichtlich anhand der Signale von Mobilfunk-Zellen. "Das ist weniger Präzise als mit GPS, aber verbraucht wahrscheinlich weniger Strom." GPS-Ortungsdienste kann ein Nutzer von iPhone oder iPad in den Einstellungen ausschalten.

Der ehemalige Apple-Mitarbeiter Warden stellte zudem eine Software namens iPhoneTracker bereit, mit der jeder iPhone- oder iPad-Besitzer die Speicherung der Ortsdaten auf einer Karte darstellen kann. Das bekannte Technologieblog Engadget wies darauf hin, dass die Geodaten-Aufzeichnung in Fachkreisen schon seit einiger Zeit bekannt war und verwies auf entsprechende Berichte aus Frankreich. Auch Anfang dieses Jahres wurde das Thema bereits in Experten-Foren im Internet diskutiert.

Es blieb zunächst unklar, warum die Daten gespeichert werden. Eine Vermutung war, dass es etwas mit dem Betrieb der Geräte in Mobilfunknetzen zu tun hat. Trotz mehrfacher Anfragen gab es vom Hersteller Apple dazu bislang keine Stellungnahme.

Der deutsche Journalist Richard Gutjahr weist in seinem Blog darauf hin, dass die automatische Speicherung offenbar abgeschaltet werden kann, wenn man mit dem betreffenden Gerät die Adresse //oo.apple.com/:oo.apple.com aufruft. Demnach ist die Geodaten-Erfassung dazu gedacht, eine Personalisierung von Werbeangeboten über Apples Werbedienst "iAds" ermöglichen.

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10 Kommentare

 / 
  • T
    tommasi

    @Branko:

    Dass iTunes die einzige Ursache für Systemabstürze ihres Systems ist, halte ich jetzt einfach mal für ein Gerücht.

    Zudem frage ich mich ernsthaft, was ihre Ausführungen über den Apple Support und der iTunes Software mit dem Artikel zu tun haben? Eigentlich geht es doch hier um die unerlaubte Speicherung von personenbezogenen Daten seitens Apple.

  • J
    js_iphone

    dazu kann ich leider nur sagen das diese Informationen alles andere als neu sind!! schade das sich die taz hier der allgemeinen Panik-Berichterstattung anschließt! Ein ausführlich recherchierter Artikel zu diesem Thema wäre mir lieber gewesen...!

    Für alle die weitere Infos zum Thema wollen:

    http://goo.gl/zOUXO

  • V
    Verschwörer

    @Eisvogel:

    Die US Bundesbehörden und Dienste haben schon jetzt sehr weitreichende Befugnisse, siehe US Patriot Act.

  • W
    Wolf

    Ausschalten, ausschalten, spart Strom, verhindert Eelktrosmog und wer sit schon Feuerwehrspezialist, Notarzt im Bereitschaftsdiesnt oder Eisenbahnunfallmanger und muss "immer" erreichbar sein.

     

    Selbst solches Personal hat Zeiten mit "Pikettdienst" und auch ohne, auch ohne Rufbereitschaft.

     

    Bauchgefühl: Trifft höchstens auf 3% aller Arbeitenden zu, 90% aber schleppen eingeschaltete Mobilfunkgeräte herum.

  • PE
    Pope Epopt

    Aber gibt es ein Problem? iPhone-sheeple gehen von iHome nach iJob nach iShop and zurück. Was ist zu verstecken?

  • B
    Branko

    Mein 'olles' 3GS ist ohnehin das erste und letzte Apple-Gerät, daß ich mir jeh gekauft habe.

     

    Apple ist auf meiner 'Never-ever-buy-again-'-Liste.

     

    Das hat aber hauptsächlich mit der Verrottung der dazugehörigen Software iTunes zu tun, die mit jedem Update irgendetwas schlechter oder gar nicht mehr kann, aber nix besser oder zusätzlich.

     

    Apples iTunes ist die einzige auf meinem PC, die in regelmäßigen Abständen Systemkomplettabstürze verursacht - aber das auch erst nach dem vierten oder sechsten update.

    (Echt schade, daß ich darüber nicht Buch geführt habe.)

     

    Aber auch wegen des völlig unbrauchbaren "supports" von Apple:

    "Hallo, ich habe mit der neuesten Version ihrer Software folgende neue Probleme:.... Die alten sind alle nachwievor auch noch da:....."

    "Haben sie das neueste Update aufgespielt?"

    "Ja. Seit dem habe ich ja die Probleme. Vorher traten die nicht auf."

    "Welche Version fahren sie denn?"

    "10.0.0.0.2.34.23.12.34.56.2.1.-abcde.0.02"

    "Ja, das ist die allerneuste Version. Dann probieren sie doch mal eine Neuinstallation ihres Betriebssystems und dann nochmal iTunes neu installieren.

    Danke, daß wir ihnen helfen konnten.

    Bitte bewerten sie diesen support in dem Fragebogen."

     

    Kein Witz:

    Es gab schon Situationen, wo ich mit dem Ding nicht einmal mehr telefonieren konnte, ohne vorher einen Systemneustart durchzuführen.

     

    *seufz*

    Hoffentlich hält diese superteure Schrottteil zumindest noch solange durch, bis es eine Alternative mit Synch. des Thunderbird-Lighning gibt.

  • A
    Apfelbaum

    Man kann sein iphone-Backup verschlüsseln und damit ist diese Datei zumindest auf den Rechnern nicht mehr lesbar.

  • S
    schreiber

    sooo ... hab grade mein iPad2 bis zur aufklärung durch apple wieder abbestellt. schade - hatte mich drauf gefreut - aber den sch*** mach ich nicht mit.

  • O
    Oliver

    Blah blah? Blah!

     

    Klar, wenn Monate alte Informationen durch das Netz schwappen, dann entblödet sich auch die taz nicht, alten Kram noch einmal zu wiederholen. Natürlich, ohne die Nutzer auf Funktionen wie ein verschlüsseltes Backup hinzuweisen.

     

    Gut auf den Punkt gebracht nebenan: http://www.iphoneblog.de/2011/04/21/liebe-panikmacher-ich-hasse-euch/

  • E
    Eisvogel

    Ich bin kein Freund von billigen Verschwörungstheorien. Aber ich muss auch sagen: wenn jemand aufdecken würde dass google oder auch apple von Nachrichtendiensten angezapft wären, würde mich das nicht unbedingt wundern.