piwik no script img

Streit um Bankiers-GehälterRegierung contra Commerzbank

Die Manager der teilverstaatlichten Commerzbank wollen ihr Gehalt um 250.000 auf 750.000 Euro aufstocken. Auch Boni wollen sie sich wieder gönnen. Die Bundesregierung legt ein Veto ein.

Will mehr haben: Commerzbank-Chef Martin Blessing. Bild: dpa

FRANKFURT/MAIN taz | Martin Blessing, Chef der Commerzbank AG, und seine Kollegen aus dem obersten Stockwerk der Bankenzentrale am Frankfurter Kaiserplatz wollen mehr Geld. Auf der Tagesordnung für die Hauptversammlung der zweitgrößten deutschen Bank an diesem Mittwoch in der Jahrhunderthalle steht ein vom gesamten Vorstand eingebrachter Antrag zur Erhöhung der Vorstandsbezüge und zur Genehmigung von Bonuszahlungen auch (wieder) an die Chefs der Bank.

Ob dieser Antrag bei der Hauptversammlung auch aufgerufen wird, ist allerdings fraglich. Die Bundesregierung hat ihr Veto gegen das Vorhaben eingelegt, weil die geplante Aufstockung der Vorstandsgehälter um 250.000 Euro auf dann 750.000 Euro "gegen die Regelungen zur Bankenrettung verstoßen" würden.

Der Bund hält 25 Prozent der Anteile an der Commerzbank (plus eine Aktie) und rettete die Bank von Anfang 2009 an mit einer Finanzspritze in Höhe von insgesamt 16,4 Milliarden Euro vor dem Konkurs. Im Gegenzug wurden die Jahresgehälter für die Vorstandsmitglieder auf 500.000 Euro "gedeckelt". Auf Bonusausschüttungen mussten die Bankleader ebenso verzichten.

Auch andere Aktionäre ließen wissen, dass sie nicht bereit sind, grünes Licht für die avisierte Lohnerhöhung und für Bonuszahlungen von bis zu 2 Millionen Euro zu geben. Sie kreiden Blessing und seinen Leuten die sündhaft teure Übernahme der Dresdner Bank im Jahr 2008 an, die die Jahresabschlüsse noch immer belastet.

Für ihre Verweigerungshaltung haben die Aktionäre nicht nur moralische, sondern auch monetäre Gründe, wie etwa die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung ausgerechnet hat: "Wer vor zehn Jahren 100.000 Euro in Commerzbank-Aktien investiert hat, hat heute nicht einmal mehr 15.000 Euro." Die Aktionäre der Bank, räumte denn Martin Blessing auch ein, hätten "viel gelitten".

Ab dem Jahr 2012 werde die Commerzbank beginnen, die erhaltenen Steuergelder aus dem Bankenrettungsfonds plus Zinsen zurückzahlen, ließ Chef Blessing wissen. Tatsächlich schrieb die Commerzbank im ersten Quartal 2010 seit langem wieder einmal schwarze Zahlen. Auch der April lief gut. Doch die Krise ist noch nicht überwunden. So ist die Bank in Griechenland mit 3,1 Milliarden Euro engagiert, größtenteils in Form lang laufender Staatsanleihen.

Solange die Bank das Steuergeld nicht zurückzahle, heißt es aus dem Kanzleramt und dem Finanzministerium, blieben die Gehälter der Vorstandsmitglieder eingefroren. Blessing sei "gut beraten", wenn er den provokanten Antrag bis Mittwoch zurückziehe.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

17 Kommentare

 / 
  • HL
    Holger Lippert 25813 Husum

    Ihren Kommentar hier eingeben. '' GUTE LEUTE KOSTEN GELD'' - Nicht nur in der Bankenwelt. - Waren Middelhoff und Esser - (beide teuer), nicht auch besser? - Oder Eick, von Karstadt/Quelle -, als Sanierer auf die Schnelle? - Und die teuren Bruckermaenner? - beispielhafte Alleskoenner! - Ach, sie sitzen unerkannt - laengst am fernen Palmenstrand....Und wir spueren's allerorten: DEUTSCHLAND IST RECHT ARM GEWORDEN!!! (Holger Lippert)

  • JP
    juan pachanga

    Man kann's ja mal versuchen...

  • SZ
    Sascha Z.

    wie soll man mit 250.000 € im jahr auch auskommen?

    ich knacke vielleicht gerade mal die 20.000 € marke und muss schon schauen wo ich bleibe. aber womit sind 250.000 € gerechtfertigt, würde mich mal interessieren.....

  • H
    Hansen

    Auch wenn es etwas platt klingt: Im Rahmen der juristischen Möglichkeiten hinauswerfen - ohne Abfindung und endlich anfangen, geeignete Vorstände nicht mir aus der moralischen und ethischen Unterschicht zu rekrutieren. Diese innovative Inzucht in Deutschlands Vorstandsetagen ist wirklich nicht mehr zum aushalten. Das gilt für alle Banken, die nicht in der Lage sind, ihr Kerngeschäft auch nur annähernd zu beherrschen und sich daher von den Steuerabgaben der Lidl-Kassiererin bedienen, um sich anschließend die Bezüge zu pimpen. Tut mir Leid, da kann ich nur vomitieren. Es gibt genug gut ausgebildete, erfahrene und vor allen Dingen weniger ekelhaft gierige Kandidaten für Vorstandsposten in Deutschland, als diese penetranten Alpha-Tierchen-Kaste ala Ackermann, Nonnenmacher, Claasen. Menschen mit Selbstbewusstsein und Verantwortungsgefühl, die den Erfolg nicht nur an ihrem eigenen Kontostand ablesen können, sondern moralisch gefestigt sind. Schmeißt diese Leute aus den Vorstandsetagen - vielleicht können sie ihre perverse aus Steuergeldern finanzierte Gier woanders ausleben. Die fetten Jahre sind vorbei.

  • KS
    Karl Schaffert

    Es wundert mich, daß in Deutschland nicht mehr Leute Amok laufen !

  • A
    Amos

    Diese Leute haben jeglichen Sinn für die Moral verloren. Wer keine Moral mehr zeigt, gehört eingesperrt.

  • HH
    H. Herrmann

    In einen Rechtsstaat sollten Betrüger vor das Gericht gestellt werden. Wir leben in einer Gesellschaft in der ein Betrüger, dessen Betrug nur groß genug ist, belohnt wird.

    Lässt das im Umkehrschluss zu das wir in einer Diktatur des Geldes leben, ich glaube Ja!!!

  • S
    Sozial

    Solche Forderungen zeugen von einem verdorbenen Charakter, der sich nicht mehr unter Kontrolle hat. Diese bemitleidenswerten Menschen scheinen unglücklich zu sein und kompensieren ihre geistigen Defizite mit materiellen Exzessen.

  • AB
    Anette Betina Roming

    Wir sind ein Land der Selbstbediener. Wenn unsere Regierung sich kurz mal die Diäten erhöhen will und der Bevölkerung gleichzeitig Verzicht verordnet, muß sich Frau schon fragen, welche Seite nicht mehr richtig tickt. Was`n Glück, ich bin Hartz IV Empfängerin und lebe dekadent wie die alten Römer.

  • AS
    Andreas Spector

    Unglaublich, was die Jungs da wollen: Jetzt soll auch noch der VEB Commerzbank ausgenommen werden, wie früher die Betriebe in Ostdeutschland von der Treuhand ;-)

  • V
    vantast

    Stimmt schon, die Bankster brauchen mehr Geld, weil sie die besseren Leute brauchen. Die jetzigen Krisen kommen doch nur von den unfähigen Bankstern, die uns ihr Lehrgeld zahlen lassen. Richtige Fachleute wären zwar teurer, hätten sich aber für uns alle bezahlt gemacht. Ein Lehrstück, was billige Versager anrichten können.

  • B
    Berater

    Selbstverständlich sollten die Manager im Vergleich zu den anderen Bankern in Frankfurt nicht unterbezahlt werden. Guten beraten durch die GROßEN VIER (PWC, Kpmg..) fordern sie was billig ist. Echte Kompetenz zeigt auch Roland Koch, der ganz klar die Scheinwerte (Jugend und Bildung) bennent, in die verkehrter Weise Gelder gepumpt werden könnten, aber eben nicht sollten. Denn wer fleißig ist kommt sowieso nach oben. Toleranz für Bänker, die unterbezahlt nicht ernst genommen werden, ist doch das mindeste was unsere Regierung zeigen kann.

  • CS
    cosmic sea

    Das nenne ich schmerzfrei...sich erst den Arbeitsplatz vom Steuerzahler retten lassen, um sich dann vom selbigen eine 50%-ige Erhöhung der Bezüge zu 25% subventionieren zu lassen...wow...DAS IST DREIST!

  • T
    TheRedAgent

    Der Arme Mann, nur ne halbe mille einkommen, am besten spenden wir ihm mal ein paar alte kleider das er nicht in lumpen rumlaufen muss

  • A
    alcibiades

    Ach, so ein Armer. Nur 250 Mille im Jahr, das sind ja nur knappe 680 Euro am Tag, das ist ja nicht mal ganz der Hartz4-Satz mit Miete usw.! Wenn man bedenkt, was so ein Schickimicki-Lokal in Frankfurt so an Preisen aufruft, dann muss sich der Herr vielleicht am Ende noch ein- zweimal im Monat einschränken und auf dem Weg nachhause ein Taxi nehmen wie der Strassenplebs, mit dem er sonst nix zu tun haben muss. Oder hat seine Frau noch nicht so viele Schuhe wie dereinst Imelda Marcos? Wir können ja mal sammeln für unsere notleidenden Banker, die ja jetzt bei uns (weil beim Staat) angestellt sind. Sonst werden irgendwelche Leute aus dem Ausland uns unser Spitzenpersonal noch abwerben, wenn wir sie nicht gut genug bezahlen, so oder ähnlich höre ich das zumindest seit Jahren. Kann bitte endlich mal kommen und das auch tun? Dann muss man sich die Gesichter wenigstens nicht mehr in der Zeitung anschaun!

  • P
    PANZERGENERAL

    Von mir aus können sie sich woanders höher bezahlen lassen.

  • DE
    das effx

    Nun, ich arbeite mit meinem 25Std. und 940.-€ Arbeitsvertrag wöchentlich ca. 50 Std. im Theater. Gerne. Für dieses Geld darf ich dann allerdings ausbügeln, was bei den Kindern so alles im Argen liegt. Wir erreichen ca. 4.000 Kinder und Jugendliche pro Jahr mit unserem Angebot. Ich hoffe, irgendwann werden die Stimmen dieser Kinder wieder gehört, denn die stellen richtig gute Fragen. Unter anderem: "Woher kommt denn dein Geld, Papa?" Oder: "Warum geht es uns so gut und anderen so schlecht, Mama?"

     

    Wie es auch immer sei, wir werden nicht müde, wir leisten weiter unsere Arbeit.

     

    Sponsoren willkommen unter der oa. Mailadresse.