Streit über Personalien: Kohl verlässt Hannelore-Kohl-Stiftung
Er geht im Zorn: Altkanzler Helmut Kohl zieht sich aus der von seiner verstorbenen Frau gegründeten "Hannelore Kohl Stiftung" zurück. Er verlangt sogar, diese solle den Stiftungsnamen ändern.
DÜSSELDORF ap | Nach einem Streit kehrt Altkanzler Helmut Kohl der von seiner verstorbenen Frau gegründeten "ZNS Hannelore Kohl Stiftung" überraschend den Rücken. In einem Brief verwies der Ehrenvorsitzende des Kuratoriums auf Auseinandersetzungen über die personelle Neubesetzung und Satzung der Stiftung. Mit dem Schreiben an den ZNS-Vorstand legte Kohl seine Ämter mit sofortiger Wirkung nieder. Außerdem bat er darum, dass die Organisation den Namen seiner vor acht Jahren verstorbenen Frau nicht weiter benutzt.
"In der aktuellen Struktur sehe ich den Willen meiner verstorbenen Frau für die Zukunft nicht mehr gesichert," schrieb der Altkanzler. In der Bild-Zeitung begründete er seinen Rückzug mit einer "unerfreulichen Übernahme" der Stiftung durch Personen, "die in keiner Beziehung zu meiner verstorbenen Frau standen". Dies sei nur möglich gewesen, weil sich die Mehrheitsverhältnisse während seiner schweren Erkrankung im vergangenen Jahr verschoben hätten.
Als Folge wurden dem Schreiben zufolge Kohls Vorschläge für eine neue Satzung abgelehnt, die für eine "zukunftsorientierte Verschlankung der Strukturen und eine Neuverteilung der Verantwortlichkeiten" sorgen sollte. "Es galt, das Lebenswerk meiner verstorbenen Frau im Einvernehmen mit Kuratorium und Vorstand abzusichern", erklärte er in dem Brief. Die Stiftung war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu ereichen.
Nach der Ablehnung seines Vorschlages, "bleibt für mich nur die Konsequenz, mich persönlich aus der Stiftung zurückzuziehen, sie künftig nicht mehr zu unterstützen und darauf hinzuweisen, dass die Stiftung in ihrer derzeitigen Verfassung nicht mehr die Interessen meiner verstorbenen Frau Hannelore repräsentiert".
Die Stiftung, die sich um Unfallopfer mit Schädel-Hirn-Verletzungen kümmert, war von Kohls im Juli 2001 gestorbener Frau gegründet worden. Nach deren Tod übernahm die UNESCO-Sonderbotschafterin Ute Henriette-Ohoven im Jahr 2002 den Vorsitz. Hannelore Kohl hatte sich vermutlich aus Verzweiflung über ihre Lichtallergie das Leben genommen.
Kohl war von 1982 bis 1998 Bundeskanzler. Der 79-Jährige kurierte im Frühjahr in einer Heidelberger Rehabilitationsklinik eine Operation nach einem Schädel-Hirn-Trauma aus, das er sich bei einem Sturz zugezogen hatte. Zuvor war er an beiden Knien operiert worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!