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Streit über Bahnprojekt "Stuttgart 21"SPD fordert Volksentscheid

In die Auseinandersetzung um das Milliardenprojekt "Stuttgart 21" kommt Bewegung: Die Landes-SPD plädiert dafür, die Bürger entscheiden zu lassen.

Die Proteste in Stuttgart halten an - und der Druck auf die Politik steigt. Bild: reuters

STUTTGART taz | Trotz der Absage des runden Tisches könnte Bewegung in die Auseinandersetzung um das Milliardenprojekt „Stuttgart 21“ kommen. Die SPD will am Mittwoch in Stuttgart einen Vorschlag für einen Volksentscheid über das Bauvorhaben vorstellen. Initiator eines entsprechenden öffentlichen Appells war der SPD-Vordenker Erhard Eppler. Offiziell ist die SPD noch geschlossen für den Bau des Tiefbahnhofs.

Wenn Gespräche „nicht zu einer Lösung und Befriedung führen, sollten die Bürgerinnen und Bürger – in welcher Form auch immer – die Chance bekommen, selbst zu entscheiden. Und die Entscheidung der Bevölkerung muss dann auch akzeptiert werden“, zitiert das Online-Magazin stern.de aus dem Appell. Die Landes-SPD bestätigte, dass dieser Aufruf in Absprache mit dem Landesvorsitzenden Nils Schmid erfolgt sei. Auch Schmid sei demnach für einen Volksentscheid, bestätigte ein Sprecher gegenüber der taz.

Derweil zeigen sich Gegner und Befürworter des Projekts weiter gesprächsbereit, nachdem am Montagabend ein Sondierungsgespräch abgesagt worden war. „Wir würden uns gerne zusammensetzen und reden“, sagte Axel Wieland vom Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 der taz. „Die Voraussetzung ist aber, dass es wirklich einen Baustopp gibt, der zeigt, dass es eine ernsthafte Gesprächsbereitschaft gibt.“

An dieser Bedingung war das für Freitag geplante Sondierungsgespräch gescheitert, wobei selbst Befürworter des Tiefbahnhofs in der Zwischenzeit einen vorläufigen Baustopp gefordert hatten. Doch nachdem auch zu Wochenanfang der Abrissbagger nicht still gestanden hatte, sagte das Aktionsbündnis am Montagabend das Treffen ab.

Zusätzlich fehlte dem Bündnis auch das Gefühl, dass am runden Tisch über alles hätte geredet werden können. „Bahnchef Grube hatte deutlich gemacht, dass ein Baustopp und ein Ende des Projekts für ihn überhaupt keine Themen seien“, so Wieland. „Für uns ist es aber nicht das Ziel, dass alle nach dem Gespräch nach Hause gehen und keiner mehr protestiert. Es müssen alle Fakten zu Stuttgart 21 auf den Tisch.“

Die Grünen im Landtag bedauern das Scheitern, sprechen aber von einem „ersten Anlauf“. „Ohne die Teilnahme des Aktionsbündnisses macht das Spitzengespräch in der geplanten Form keinen Sinn“, sagte der Fraktionsvorsitzende Winfried Kretschmann. „Ich habe die Projektverantwortlichen auch in persönlichen Gesprächen davon zu überzeugen versucht, die Abrissarbeiten am Nordflügel bis zum Gespräch auszusetzen.“ Es sei ihm ebenso wie dem Aktionsbündnis unbegreiflich, warum die Deutsche Bahn dieses Zeichen nicht setzen wollte.

Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) hatte lediglich angeboten, als einmalige Geste den Bagger während des Gesprächs ruhen zu lassen, nicht aber in den Tagen davor. Er schob den Gegnern den schwarzen Peter zu. Sie hätten „die ausgestreckte Hand der Projektträger ausgeschlagen“. Weiter sagte er: „Unser Gesprächsangebot gilt fort.“

Doch auch angesichts eines weiteren Einsatzes der Polizei zweifeln die Gegner an der Ernsthaftigkeit des Angebots. In der Nacht zum Dienstag räumte die Polizei ein Baumhaus im Schlossgarten nahe dem Hauptbahnhof, das vier Aktivisten der Umweltgruppe Robin Wood seit Freitag besetzt hielten. Es sollte neben der Mahnwache am Nordflügel als weitere Anlaufstelle dienen. Robin Wood bezeichnete den Einsatz der Polizei als unverhältnismäßig. „Mit diesem unnötigen Einsatz soll der Protest gegen Stuttgart 21 augenscheinlich eingedämmt werden“, sagte Kei Andrews. Doch mit solch einem Vorgehen würden die Projektträger nur noch mehr Menschen gegen sich aufbringen.

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32 Kommentare

 / 
  • WK
    Werner Klingbiel

    Leider kommt die SPD wie leider meistens auch hier wieder sehr spät, wenn auch noch nicht zu spät. Wobei zu spät auch Späth zu sagen ist. Dieser hat als CDU Ministerpräsident den begonnenen Bau eines Kernkraftwerkes in Südbaden gestoppt, da die Notwendigkeit nicht nachgewiesen werden konnte. Offenbar ist die CDU heute nicht mehr soweit. Worum es bei Stuttgart 21 geht zeigt doch, dass der Turm mit dem Symbol von Daimler Benz stehen bleibt und der frühere Porsche Chef den Bahnhofsneubau für sinnvoll hält. Sicher hat Herr Mappus dort auch schon einen Arbeitsvertrag nach der nächsten Wahl, Althaus läßt grüßen. Es geht nicht um eine Verbesserung der Infrastruktur, es geht darum zu sagen, was alles in die Bahn investiert wird, wenn auch völlig sinnlos. Aber gerade das freut die Autolobbyisten natürlich sehr, wird doch die Bahn bei sinnvollen Projekten zur Verbesserung ihrer Infrastruktur und damit bei der Konkurrenzfähigkeit zum Autoverkehr damit wirkungsvoll ausgebremst.

  • MS
    M. Stocker

    @Andi:

     

    Andi sollte wissen, dass es einige Abstimmungen im Parlament gab, die aber ausnahmslos alle unter Unterschlagung von wesentlichen Informationen stattfanden. Im privaten Bereich nennt man das arglistige Täuschung. Somit verlangen die Demonstranten keinen Gesetzesbruch, sondern die Rückgängigmachung einer Entscheidung, die nur durch arglistige Täuschung zustandekam.

     

    Schön oben bleiben!

  • JS
    Jens Schlegel

    Wer bezahlt eigentlich die Kosten für die Beamten, die dieses Projekt durchsetzen, also die Polizei? Gehen diese Einsätze zu Lasten der Bahn, des Landes oder des Bundes. Eigentlich egal, ist ja am Ende eh wieder der Steuerzahler...

     

    Das ist KEIN Kommentar gegen das sinnvolle Protestieren, sondern gegen das sinnlose durchboxen eines Projektes, das eigentlich aus Gefühl und Vernunft, von der Mehrheit derer, die Bezahlen, abgelehnt wird.

  • W
    Westberliner

    Hier kann man sehen, wie der Staat seine Interessen mit Gewalt durchsetzt:

     

    http://www.ustream.tv/channel/live-stream-vom-nordfl%C3%BCgel-am-stuttgarter-hauptbahnhof

  • AS
    Anna Scheufele

    "Die Verlegung des Stuttgarter Bahnhofs mitsamt seinen Zu- und Abfahrtsgleisen unter die Erde soll nach offiziellen Angaben 4,1 Milliarden Euro kosten. Gegengutachten kommen auf wesentlich höhere Kosten." (taz.de vom 23.08.2010)

     

    "Zudem ist für weitere 2,9 Milliarden Euro eine ICE-Trasse nach Ulm geplant." (taz.de vom 06.08.2010)

     

    Ich hoffe, diesen Beitrag empfindet auch in der Redaktion niemand als beleidigend, rassistisch oder aus ähnlichen Gründen unangemessen.

  • B
    Bernd50

    Von 2,4 Milliarden auf geschätzte 15 Milliarden sollen die Baukosten steigen. Das geht nur mit Korruption bis in die höchsten Ämter. Vielleicht fließt jetzt kein Geld für die höheren Beamten oder Minister, aber wenn man die dafür zuständigen Beamten und Abgeordneten in ein paar Jahren sucht, dann wird man sie bestimmt auf top bezahlten Posten in Firmen finden, die mit dem Bau zutun hatten. Eine betroffene Bevölkerung die dieses Stuttgart 21 mit übergroßer Mehrheit ablehnt, kann von den Politikern nicht einfach beiseite geschoben werden. Kraft und Ausdauer sind den Menschen zu wünschen, die die Demokratie in die eigenen Hände nehmen. Wenn sich daraus eine machtvolledemokratische Volksbewegung entwickeln sollte, kann uns das nur gut tun. Die Menschen sind es satt, dass in Hinterzimmern von ein paar Politikern mit Milliarden geschachert wird. Auch davon haben sie die Schnauze voll. Berechtigt !

  • B
    Bernd50

    Von 2,4 Milliarden auf geschätzte 15 Milliarden sollen die Baukosten steigen. Das geht nur mit Korruption bis in die höchsten Ämter. Vielleicht fließt jetzt kein Geld für die höheren Beamten oder Minister, aber wenn man die dafür zuständigen Beamten und Abgeordneten in ein paar Jahren sucht, dann wird man sie bestimmt auf top bezahlten Posten in Firmen finden, die mit dem Bau zutun hatten. Eine betroffene Bevölkerung die dieses Stuttgart 21 mit übergroßer Mehrheit ablehnt, kann von den Politikern nicht einfach beiseite geschoben werden. Kraft und Ausdauer sind den Menschen zu wünschen, die die Demokratie in die eigenen Hände nehmen. Wenn sich daraus eine machtvolledemokratische Volksbewegung entwickeln sollte, kann uns das nur gut tun. Die Menschen sind es satt, dass in Hinterzimmern von ein paar Politikern mit Milliarden geschachert wird. Auch davon haben sie die Schnauze voll. Berechtigt !

  • EF
    Elmar Fässler

    Am Mittwoch (also Morgen) soll eine Kostenstudie des Büros Vieregg & Rössler von den Grünen veröffentlicht werden. Es dürfte dabei um das Risiko einer Kostenexplosion gehen bei

    - stark steigenden Baukosten

    - hoher Inflation

    - Verlängerung der Bauzeit

    - Probleme beim Tunnelbau auf der Alb.

     

    Vermutliches Ergebnis: Gesamtkosten S21: Zwischen 6,5 und 10 Milliarden

    Das heisst auf den Bund kommen Mehrkosten zwischen 2,5 und 6 Milliarden zu. Dies würden bei anderen Bahnprojekten fehlen...

    Das wäre ein Desaster, denn das würde diverse andere Bahnprojekte um Jahre verzögern....

     

    Grundlage der schätzung dürfte ein Gutachten von V&R von 2006 sein:

     

    Vieregg & Rössler haben in ganz Europa nach Tunnelprojekten in vergleichbarer geologischer Situation gesucht um zu Vergleichswerten zu kommen. Zu Gunsten der DB wurde der Einsatz kostengünstigerer moderner Techniken unterstellt (Einsatz von Tunnelbohrmaschinen, von der DB noch nicht vorgesehen).

    Resultat 2006: Resamtkost 5,6 Milliarden Euro

    Mit dem heftigen Anstieg der Baukosten 2008 wurde das Ergebnis 2009 auf über 6 Milliarden korrigiert. Es wird hier mit den aktuellen Baupreisen gerechnet!

     

    - Bereits 1994 gab es eine Machbarkeitsstudie die 5 Milliarden ansetzte - allerdings DM...

    - Der Bundesrechnungshof hat 2008 mindestens 5,3 Milliarden angesetzt.

    - Die Berechnungen von V&R gehen davon aus dass es KEINE Probleme mit der Geologie beim Bau gibt

    - die Einsparmassnahmen der DB - redzierte Tunnelwände : 300 Mill. Euro weniger - birgt aber extreme Risiken - bei Tunneln in Gipskeuper wird mit höheren Wanddicken geplant.

  • AS
    Anna Scheufele

    So so, weit weg von Stuttgart wohnst du. Hinterm Mond, was? Und im Internet hast du auch recherchiert? Hättest du mal lieber die taz gelesen, dann wüsstest du, dass der geplante Tiefbahnhof 4,1 Mrd und die Neubaustrecke nach Ulm 2,89 Mrd kosten soll. Macht zusammen - na? Falls du es nicht selber zusammenzählen kannst, lies es einfach mal in der FTD nach oder so.

     

    Gruß aus Schduagerd

    Anna

  • WA
    wolfgang althammer

    Da hast Du aber total falsch gerechnet denn das Bahnhofsprojekt

    kostet 4,7 Mrd. und für die Neubaustrecke nach Ulm was wohl

    nicht in Hintertupfingen liegt sondern eine Stadt mit mehr als

    100000 Einwohnern ist kostet dann nochmal 2-3 Mrd. Es ist also

    keine mediale Stimmungsmache. Etwas mehr Informieren und nicht

    durch falsche Angaben Stimmung für ein total sinnloses Projekt

    machen. Übrigens fordern die Gegner von S 21 den vorhandenen

    Bahnhof Umzubauen was erheblich billiger kommt.

  • A
    audio001

    Ich zitiere aus http://vorort.bund.net Zahlen zu Stuttgart 21:

     

    "Projektkosten für Stuttgart 21, Preisstand 1993: 2,46 Mrd. Euro

     

    2008 von offizieller Seite angegebene Projektkosten: 3,076 Mrd Euro

     

    Planungsänderungen seit 1994: +28 % Tunnelstrecke

     

    Die Kosten für den 2. S-Bahn-Tunnel in München wurden 2001 auf 583 Mio Euro beziffert, inzwischen stehen sie bei 1,6 Mrd Euro

     

    Projektkosten S 21 laut Gutachten, Preisstand 2006: 5,6 Mrd. Euro

     

    Projektkosten laut Gutachten, Preisstand 2008: 5,98 Mrd. Euro

     

    Projektkosten laut Gutachten bis zur Fertigstellung 2020:

     

    6,869 Mrd. Euro bei 2,0 % Baupreissteigerung pro Jahr

     

    8,699 Mrd. Euro bei 5,5 % Baupreissteigerung pro Jahr"

     

    Bleibt ob diesr Summen die berechtigte Frage: "Was erhalten die Bürger für dieses Geld?"- Oder anders gefragt: "Wer profitiert eigentlich von dem Projekt "Stuttgart21" letztendlich, wie?"

  • CB
    Claus Brod

    Die Baukosten - wie von der Bahn geschätzt - betragen 4.1 Milliarden für den Umbau des Bahnhofes in Stuttgart sowie ZUSÄTZLICH 2.9 Milliarden für die Neubaustrecke nach Ulm, insgesamt knapp 7 Milliarden. Siehe dazu zum Beispiel http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/abriss-hat-begonnen/.

     

    Wohlgemerkt, das sind die Zahlen der Projektbefürworter!

  • S
    Stuttgarter

    @Michael S.:

     

    Da haben sie sich leider nicht richtig informiert. Ja, in den 4,1 Mrd. € ist laut Bahn die Neubaustrecke schon drinnen, aber die eigentlichen Kosten für das Projekt belaufen sich laut Bundesrechnungshof auf über 10 Mrd. €. Die 4,1 Mrd. € sind einfach eine Erfundene Zahl der Bahn - das zur Stimmungsmache.

     

    Zumal S21 keinerlei Vorteile bringt, im Gegenteil! Die Fahrzeiten werden länger, der Nahverkehr wird verkrüppelt, der Fernverkehr muss sich Gleise teilen. Laut der rennomierten Firma SMA + Pertner ist mit S21 kein Fahrplan mehr möglich, weil dadurch ein extremes Verkehrs-Chaos entsteht (diese Studie wurde übrigens vom Land in Auftrag gegeben und über 2 Jahre unter Verschluss gehalten).

     

    Zudem wird der Stadtpark verschandelt, denkmalgeschütze Gebäude abgerissen, die Stadt für 15 Jahre zur Großbaustelle und es fehlt Geld da wo man es wirklich braucht.

     

    Demokratisch legitimiert ist es auch nicht, da die Abstimmung 1995 nicht zu Stande gekommen wäre, wenn die heutigen Fakten damals bekannt gewesen wäre.

     

    Zudem sind über 60% der Bevökerung dagegen und nicht mal 30% dafür (Rest ist unentschieden).

     

    Beschäftigen sie sich noch etwas mehr damit und sie werden den Unsinn schon aufspühren :-)

  • H
    Happes

    @Michael S.

     

    Was ihr zitiertes (?) Zahlenwerk in Sachen Stuttgart/Ulm/Hintertupfingen betrifft, werden Sie sich wohl oder übel noch ein wenig näher mit dem Thema beschäftigen müssen - dass der Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs "nur einen Bruchteil" von 4 Mrd € kosten soll, behaupten nicht einmal mehr die eifrigsten Befürworter dieses merkwürdigen Projekts.

     

    Und der von Ihnen genannte Schnäppchenpreis von "gerade mal" 2,8 Mrd € für den Berliner Großflughafen könnte damit zusammenhängen, dass Flughäfen nur recht selten unterirdisch installiert werden - obwohl: Bei der Kompetenz unserer Entscheidungsträger (in Berlin, Stuttgart oder wo auch immer) weiß man ja nie...

  • BB
    Beatrice Böninger

    Kurz zu dem Kommentar von Michael S. Der neue Bahnhof von Stuttgart nach dem Entwurf des Architekten Ingenhoven wird - von der DB - mit 4,1 Milliarden Euro veranschlagt. Die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm mit fast 3 Milliarden Euro - zusammen also über 7 Milliarden Euro, bis jetzt. Und noch eines Herr Michael S., ich lebe in Stuttgart und stehe seit 40 Wochen jeden Montag um 18:00 Uhr am Bahnhof, bin also Gegner des Projekts und gut informiert. Ihr Halbwissen ist Stimmungsmache, nicht die Berichterstattung der Zeitung.

    Und noch was an die liebe taz, wenn dies wirklich stimmt mit dem Willen der SPD BW nach einem Volksentscheid, dann sitze ich heute abend mit einem Glas Sekt in der Badewanne, denn da bin ich dann König.

  • K
    Krause

    Zum Leserkommentar von Michael S.

     

    Ganz ohne mediale Stimmungsmache - Die Zahlen sehen offiziell (Deutsche Bahn) zur Zeit so aus (kann aber morgen schon obsolet, weil nach oben "korrigiert sein):

     

    Neuer unterirdischer HBF Stuttgart:

    Talquerung mit Hauptbahnhof Stuttgart, Fildertunnel, Flughafenanbindung, Anschluss Wendlingen und diverse Zuführungen an den Bahnhof.

     

    Kosten: ca. 4,1 Milliarden Euro.

     

    Neubaustrecke nach Ulm, Kosten ca: 2,9 Milliarden Euro.

     

    Oftmals werden die Zahlen und auch das, was unter dem Begriff Stuttgart 21 zu subsumieren ist, durcheinander gebracht. "Stuttgart 21" meint die Neugestaltung des Bahnhofs und das Erschließen von Arealen auf später frei werdenden oberirdischen Gleisflächen durch Investoren und Baugesellschaften.

     

    Dieses Erschließen dürfte denn auch das eigentlich Interessante für viele der Entscheider und Projektbefürworter darstellen (so ist beispielsweise auf dem Areal ein riesiges Einkaufzentrum geplant. Umgesetzt werden soll dies durch eine Hamburger Gesellschaft, bei der die Lebensgefährtin des ehemaligen Ministerpräsidenten Günther Oettinger Vorstandsmitglied ist.)

     

    Die verkehrstechnischen Vorteile sind, vorsichtig ausgedrückt, eher fragwürdig.

     

    In Verbindung mit der Neubaustrecke nach Ulm firmiert das Ganze unter "Bahnprojekt Stuttgart-Ulm". Man verwendete auch schon die Bezeichnung "Baden-Würtemberg 21".

  • O
    Oeme

    Lieber Michael S.

     

    der neue Stuttgarter Bahnhof kostet mit Tunnels 4,9 Mrd €. Die Strecke Wendlingen - Ulm kostet nochmal 2,9 Mrd. €. So die offiziellen Verlautbarungen der Projektträger. Ist das Differenziert genug?

  • S
    Schwäbin

    Habe den Kommentar von S. gerade gelesen.

    Genau in diesem Stile wird in der Stuttgarter Lokalpresse gepostet.

    Ganz offensichtlich ärgert sich der Schreibende über die Berichterstattung in der "berliner" taz.

    Die Bundesbürger sollen die Schwaben und Ihr Bahnhofsproblemchen unter sich ausmachen. Das ist aber gar nicht Gegenstand eines Pelbizit. Es geht um die verpasste Gelegenheit die Stuttgarter Bervölkerung in die Planung des Tunnel-Bahnhofs mit ein zu beziehen. Denn der Neubau soll auf städtischem also Bürgereigentum statt finden. Im Gegenzug verkauft die DB das Gleisfeld an die Stadt Stuttgart.

    Darauf möchte die LBBW bauen, es sollen aber auch Wohnungen entstehen. Leider muss der Schlossgarten, das Wohnzimmer Stuttgarts erst verschwinden, um dann nach abgeschlossener Bauzeit, neu zu entstehen. Mit neuen Bäumen und so. In vielleicht 20 Jahren , oder so.

    Aber die Zerstörung des intakten Bahnhofs hat bereits begonnen. Die Parkbäume sollen dem nächst geerntet werde. Dann nur noch Baustelle.

    Und:

    Die geschätzte Summe liegt bei 4 Mrd für den, ja Bahnhof Stuttgart. Neu zu bauen unter dem wunderschönen Schlossgarten der dazu erst einmal abgeholzt werden muss. Die Neubaustrecke nach Ulm kostet nochmal 3 Mrd., alles geschätzt wohl gemerkt.

    Kosten von mindestens 7 Mrd Euro sind heute zu erwarten. Die zahlen aber auch die Berliner mit. Viel Spass !

  • S
    Schwäbin

    Danke für diese ausgewogene Berichterstattung. Leider findet sich die in der Lokalpresse nicht. Das hat Gründe die mit der Brisanz des Projekts zu tun haben.

    Weil hier Steuergelder aller Bürger investiert werden sollen halte ich die Berichterstattung in überregionalen Zeitungen für angebracht.

    Die Haltung Mappus zeigt wie sehr von dieser Seite gekämpft wird. Der Bürgerprotest soll mit allen Mitteln verhindert und zermürbt werden. Die Polizei funktioniert als Staatsorgan. Mappus Handeln halte ich hingegen für Verantwortungslos.

  • A
    Andi

    Die SPD sollte wissen, dass es eine Abstimmung im Parlament gegeben hat und sie dem Projekt zugestimmt hat. Jetzt verlangt sie die Regeln der Demokratie nachträglich zu ändern. Den Bau jetzt einzustellen verstößt im übrigen ebenfalls gegen geltendes Gesetz. Die Demonstranten verlangen nichts weniger als Gesetzesbruch. Die Initiativen gegen S21 sind letztlich der dämlich ignoranten Kommunikation der Projektbeteiligten geschuldet. Wir sollten zurück zur Sachlichkeit kommen. Wir würden feststellen, dass einige Bedenken gerechtfertigt sind, die Protestaktionen würden allerdings den Großteil ihres Momentums verlieren.

  • SM
    Stefan Meinert

    Michael S,

    da wurden wohl die Kosten falsch dargestellt.

    "Stuttgart-21": 4.100.000.000 EUR

    Neubaustrecke Wendlingen-Ulm: 2.800.000.000 EUR

     

    Das sind aber nur die offiziellen Zahlen, mit schöngerechneten, dünneren Tunnelwänden, halb so vielen Notausgängen in Tunnels als vorgeschrieben, nicht berücksichtigten Risiken (z.B. durch Anhydridschichten im Stuttgarter Gestein, Gefährdung der Mineralquellen etc.).

     

    Die Frage ist aber ganz grundsätzlich: Stuttgart besitzt den zweitpünktlichsten Bahnhof der Republik und einen der leistungsfähigsten Stationen Europas. Warum soll man dann diesen aufgeben?

     

    Kaufen Sie sich eine neue Waschmaschine, nur weil sie drei Minuten schneller ist?

  • LE
    Luise Emminger

    Ihre Recherche von 4 Mrd. stimmt so nicht, die Zahlen habe ich nicht komplett parat. Auf jeden Fall ist der Betrag mit 4,1 Mrd. kleingerechnet, weil bei höheren Kosten die Genehmigung nicht so einfach hätte erfolgen können. Es wurden u.a. die Tunnelwände dünner geplant und nicht alle 500 m ein Rettungsausgang sondern alle 1000 m, also an der Sicherheit gespart.

    Für 4 Mrd. eine Klein-Klein-Lösung ist doch wohl zu teuer. Ausserdem geht es nicht nur ums Geld, sondern z.B. auch darum, dass der jetzige Bahnhof 16 Gleise auf barierefreier Ebene hat und der Tiefbahnhof nur 8 Gleise im Untergrund, was für Behinderte, Eltern mit Kindern und ältere Menschen eine erschwerte Reise bedeutet. Das sind nur spontan ein paar Punkte. Vor allem sind wir so wütend, weil die Politiker über den Willen der Bevölkerung hinweggeht (Demokratie wo bleibt sie). Die demokratische Legitimation fehlt schon deshalb, weil wichtige Informationen erst jetzt ans Tageslicht gebracht werden. Also einfach etwas mehr recherchieren z.B. parkschuetzer.de - Liebe Grüsse

  • U
    Urgestein

    Verdammt, haben die Schwaben den Braten doch noch gerochen...

     

    Denn wenn Stuttgart nicht grossräumig untertunnelt wird, wohin dann bloss mit dem Atommüll aus der Laufzeitverlängerung? Unter welchen Teppich können wir das dann noch kehren?

     

    Berlin geht nicht, da ist ja schon die grosse Politik und strahlt vor sich hin... und in Köln sind ja die Ausbaggerversuche vorerst eingestellt (Dilettanten!... naja, die geplanten Höhlensysteme wären wohl sowieso umgehend von "ProKöln" bezogen worden, da wäre es ganz schön eng für die Fässer geworden)

     

    Aber wartet nicht München immer noch auf seine Transrapidstrecke vom Regional-Flugplatz zum Bahnhof? Weil der ja dann in nur 10 Minuten dichter an Europa liegt, als... ach, ich krieg das heut gar nicht mehr zusammen. Aber unterirdisch geht doch für so einen Transrapid sicher auch - und in München geht unterirdisch ja irgendwie immer...

  • DK
    Dietmar Klunker

    Lieber Michael S.

    bei den Kosten haben Sie etwas falsch verstanden. Die Tieferlegung des Bahnhofes inclusive der Anbindung an den Stuttgarter Flughafen sollen im MOMENT 4,1 mrd. € kosten. Für die Neubaustrecke nach Ulm sind weitere im MOMENT 2,9 mrd. € vorgesehen. Das gesamte Projekt beläuft sich somit auf geschätzte 7 mrd. € ,wobei eine Kostenerweiterung nach oben durchaus besteht."Unser" Projekt wurde schließlich vergangenen Winter erst um 1,5 mrd. nach oben korrigiert, im Sommer diesen Jahres nochmal um weitere 800 Millionen. Es sage also keiner, da wäre nicht noch Luft nach oben.

  • K
    Kirsten

    @Michael

    Zum Projekt Stuttgart 21 gehört der Umbau des Bahnhofs (EUR 2,6 Milliaren) und die Anbindung des umgebauten Bahnhofs an die Schnellbahnstrecke nach Ulm. (EUR 1,5 Milliarden Euro).

     

    Letzere hat übrigens der Bundesverkehrsminister vor Kurzem in Frage gestellt, dafür hat der Bund kein Geld.

     

    Ich empfehle - bei Interesse - auf Youtube einen dreiteiligen Beitrag des SWR-Fernsehens aus der Reihe "Eisbahn-Romantik". Erster Teil unter http://www.youtube.com/watch?v=5hcFv_IYIa0

  • GB
    Gudrun Beißwenger

    Ich hatte heute das Vergnügen, den Beitrag von Dieter Spöri auf 107,7 zitiert zu hören. Gibt es die Möglichkeit, den Beitrag vollständig zu bekommen?

  • B
    bananablues

    Kurze Info an Michael S.:

     

    Das Bahnprojekt Stuttgart Ulm setzt sich aus zwei Teilen zusammen: dem Teil "Stuttgart 21", der den Umbau des Hauptbahnhofs und die Strecke bis Wendlingen über den Flughafen beinhaltet. Dieser Teil kostet (laut offizieller Kostenansage der Bahn) 4.1 Milliarden, was natürlich nie und nimmer reicht.

     

    Der andere Teil ist die Neubaustrecke von Wendlingen bis Ulm. Dieser Teil soll nach der derzeitigen Bahnansage 3 Milliarden kosten. Auch das wird nicht reichen.

  • DP
    Daniel Preissler

    Lieber Michael,

    der Gag ist, dass der Bahnhofsumbau ohne die neue ICE-Trasse für niemanden mehr Sinn machen würde. Er wäre dann nicht nur vielleicht oder wahrscheinlich, sondern aus Sicht aller Beteiligten ganz sicher völlig unsinnig und dem derzeitigen Kopfbhf (mit deutlich mehr Gleisen so weit unterlegen, wie der Gießener Bahnhof (ohne ICE-Strecke) dem neuen Berliner HBF (so ungefähr jedenfalls). Übrigens gehen unabhängige Schätzungen von mindestens 7 Milliarden aus, einige von bis zu 11, von denen dann der Bund den größten Teil (wohl mind. 2 Drittel) zahlen müsste. Die Zahl 4 (Milliarden) ist schon Propaganda der Pro-Partei, du hast also selbst aus der taz noch weniger Negatives gelernt, als viele Beobachter in dem Projekt entdecken.

    Beste Grüße,

    Daniel

  • HF
    Helmut Fuchs

    @Michael S.: Bevor Sie hier die taz der Fehlinformation bezichtigen: Die Propaganda-Seite der Befürworter hält folgende Information bereit:

     

    "Die Gesamtkosten des Projekts werden auf rund 6,9 Milliarden Euro veranschlagt und werden gemeinsam von den beteiligten Projektpartnern getragen: von der Deutschen Bahn AG (im Einzelnen: DB Netz AG, der DB Station&Service AG, der DB Energie GmbH), dem Bund, dem Land Baden-Württemberg, der Stadt Stuttgart, dem Flughafen Stuttgart sowie dem Verband Region Stuttgart.

    Das Gesamtinvestitionsvolumen teilt sich in 4,088 Milliarden Euro für Stuttgart 21 und rund 2,89 Milliarden Euro für die Neubaustrecke Wendlingen – Ulm auf."

     

    Darin fehlen die Kosten, die die Aufräumung des frei werdenden Gleisfelds beinhalten ebenso, wie Ersatztrassen im Güterverkehr für die wegfallende Gäubahneinfahrt u.a.

     

    Und ein "oller Bahnhof", wie er in Stuttgart gebaut werden soll, erfordert nach Zählung auf "das-neue-herz-europas" 33km Tunnel in schwierigem Untergrund... da es sich um Einzelgleisröhren handelt, kann man die Länge fast doppeln. Insofern sind 4,1 Mia. Euro lächerlich niedrig gegriffen...

     

    Ihre Schimpfe gegen die taz ist also unbegründet.

  • S
    Stuttgarterin

    Purer Populismus: Die SPD wittert Morgenluft und schwenkt um. Der Unmut über die Haltung von CDU und FDP, kombiniert mit dem Höhenflug der Grünen, da werden wohl Machtwechsel-Phantasien geweckt.

     

    Und bevor Volkes Zorn angesichts des Abholzens uralter Bäume im Schlosspark endgültig überkocht, verschafft man sich den Eindruck von Volksnähe.

  • WC
    Wolfgang Claar

    Es wird immer verrückter. Wegen einer Ordnungswidrigkeit, die mit 10 Euro Bußgeld belegt ist, rückt ein SEK an. Man läßt bei Nacht sogar Hubschrauber kreisen. Wer hat die Räumung angeordnet? Mappus oder gar Grube? Warum macht die Polizei da mit? Gegen welchen § haben die Baumschützer verstoßen? Es gibt keinen. Grube ist wildgeworden, weil er seinen Bonus verliert, wenn das Projekt gestoppt würde. Deshalb will er 300 alte schöne Bäume umsägen lassen! Und die Polizei hilft dabei. Das ist pervers.

  • MS
    Michael S.

    Ich wohne recht weit weg von Stuttgart und habe mich heute mal mit dem Thema näher beschäftigt, weil ich mich schon immer fragte, wie so ein oller Bahnhof über 4 Mrd. EURO kosten verursachen kann, wo der hier in Berlin in Bau befindliche Großflughafen mal gerade "nur" 2,8 Mrd. EURO kosten wird. Nach etwas Internetrecherche habe ich herausgefunden, dass der Stuttgarter Bahnhof nur ein Bruchteil des in der Presse veranschlagten Baukosten von 4 Mrd. kosten wird und sich die 4 Mrd. Baukosten auf das Gesamtprojekt einer Bahntrasse von Ulm nach Hintertupfingen beziehen. Etwas mehr Aufklärung für den Rest der Republik wäre doch wünschenswert, denn stets geistert in der mediealen Berichterstattung das Totschlagargument herum, dass der Bahnhofsbau die Summe von 4 Mrd. verschlingen würde. Wenn also ein Volksentscheid in Erwägung gezogen werden sollte, dann bitte ich doch um differenzierte Berichterstattung und nicht um mediale Stimmungsmache.