Streit der Woche: Brauchen Minister Sachverstand?
Dirk Niebel: Entwicklungshilfe. Guido Westerwelle: Außenpolitik. Mit der Besetzung des neuen Kabinetts stellt sich die Frage: Darf jetzt eigentlich jeder alles?
Merkels Kabinett ist ausgepokert. Der Diplom-Verwaltungswirt und ehemalige Fallschirmjäger Dirk Niebel wird neuer Entwicklungsminister, der bekanntlich der englischen Sprache nur begrenzt mächtige Guido Westerwelle leitet zukünftig das Außenministerium. Politische Ämter werden nach Karriere und Koalitionskompromissen vergeben. Reicht das als Qualifikation?
Ja, meinen Fürsprecher der Postenvergabe. Die Minister sind die Manager des Ministeriums, kümmern sich hauptsächlich um Verwaltung und repräsentative Aufgaben. Fachwissen sei nicht unbedingt nötig. Die eigentliche Arbeit werde von den Staatssekretären und den Fachreferaten im Hintergrund gemacht. So sei es auch kein Problem, dass ein Mann in Zukunft die deutsche Entwicklungshilfe leitet, der sich bisher nur für Finanz- und Arbeitsmarktpolitk interessierte, das Ministerium im Vorfeld sogar für überflüssig erklärt hat. Niebel kann organisieren, hat Medienpräsenz und ist ehrgeizig - das würde völlig ausreichen.
Das Gesundheitsministerium jedoch wird künftig vom promovierten Mediziner Philipp Rösler geleitet. Ein guter Ansatz, meinen Kritiker. Denn nur wer Ahnung auf dem Gebiet seines Ministeriums hat kann wirklich erfolgreich sein. Minister können so gezielte Veränderungen durchsetzen und nachhaltig Entscheidungen treffen. Als Arzt wisse Rösler über die Schwächen des Gesundheitssystems genau Bescheid. Maxime, die in Unternehmen Grundvoraussetzung sind, Sachverstand zu haben, sollten auch in der Politik gelten.
Den ganzen Streit der Woche lesen Sie in der sonntaz vom 31.10./01.11. 2009 - zusammen mit der taz am Kiosk erhältlich.
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