Streit der Woche: Nur zu Weihnachten in die Kirche: verlogen?
Zu Weihnachten sind die Kirchen so voll, dass viele Menschen Platzkarten fordern. Ist es verlogen, nur Heiligabend zum Gottesdienst zu gehen?
BERLIN taz | Für Kirchen wird die frohe Botschaft zum organisatorischen Dilemma: Zu Heiligabend sind Gottesdienste so überfüllt, dass Menschen manchmal sogar abgewiesen werden müssen. So zum Beispiel vor drei Jahren im Berliner Dom. Am Eingang beschwerten sich Besucher lautstark, dass sie nicht mehr herein kamen. Wenn sie nicht mal mehr zu Weihnachten in die Kirche dürften, würden sie aus der Kirche austreten.
Im vergangenen Jahr forderten der Berliner FDP-Fraktionsvorsitzende Martin Lindner und der baden-württembergische CDU-Politiker Thomas Volk ein „Sitzrecht“ für Kirchensteuerzahler. Sie wollten verhindern, dass Heiligabend die Kirchen überfüllt sind und ältere Menschen keinen Platz finden. „Kirchensteuerzahler dürfen bei so wichtigen Messen nicht die Dummen sein und draußen bleiben“, sagte Lindner.
Nicht nur Christen suchen Heiligabend den Weg in die Kirche. Menschen, die längst aus ihr ausgetreten sind, singen im Gottesdienst gerne christliche Weihnachtslieder. Die Weihnachtsgeschichte halten sie, unabhängig von ihrer religiösen Dimension, für einen Teil deutscher Kultur und Tradition. Manche Kirchenvertreter glauben, dass zu Weihnachten und Neujahr viele Menschen eine melancholische Stimmung überfalle und zum Gottesdienst führe.
Wer möchte, dass sein Beitrag zum sonntazstreit nicht nur hier, sondern auch in der kommenden sonntaz erscheint, schicke bitte gleichzeitig per Mail ein jpg-Foto (zur Veröffentlichung) und eine Telefonnummer für Rückfragen an streit@taz.de. Redaktionsschluss: Mittwoch 21 Uhr.
Näheres zum Verfahren siehe im "Stichwort" rechts.
Auch wenn Pfarrer sich über volle Kirchen freuen: Ist es redlich für Gemeindemitglieder, nur ein Mal im Jahr zum Gottesdienst zu gehen? Und sollten Atheisten und Agnostiker überhaupt in die Kirche dürfen, wenn es ihnen gar nicht um Religion geht?
Und was meinen Sie: Nur zu Weihnachten in die Kirche – verlogen?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett
Housing First-Bilanz in Bremen
Auch wer spuckt, darf wohnen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen