Streit der Woche: Gletscherforscherin findet Skifahren OK
Skifahren ist Erholung pur - finden Wintersportler. Die Natur der Berge leidet aber unter dem jährlichen Ansturm. Verzichten muss man darauf trotzdem nicht, findet Gletscherforscherin Andrea Fischer.
Die Gletscherforscherin Andrea Fischer von der Universität Innsbruck ist überzeugte Skifahrerin: "Wieso sollten wir immer aus moralischen Gründen die Dinge einsparen, die unglaublich viel Spaß machen?", schreibt sie in der sonntaz. Und: "Verzichten wir auf das Skifahren, sitzen wir wahrscheinlich nicht untätig zuhause, sondern hinterlassen an anderen Stellen unsere ökologischen Fingerabdrücke."
Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) ist da anderer Meinung: "Der intensive Wintersport riskiert sein wertvollstes Gut zu zerstören: Sein Naturkapital und die atemberaubende Schönheit der Alpenlandschaft", schreibt der Naturschutzexperte des Bundesverbandes, Julian Heiermann, in der sonntaz. "Der Alpenraum ist bereits stark gebeutelt."
Den ganzen Streit der Woche lesen Sie in der sonntaz vom 2. Januar - zusammen mit der taz am Kiosk erhältlich.
Durch die Folgen des Klimawandels werde das Zeitfenster der Wintersaison immer kleiner und Skigebiete wanderten in höhere Lagen. "Die Folge: Noch mehr Lebensraumzerstörung, Zerschneidung der Landschaft durch Pisten und Lifte, Abholzung der wertvollen Bergwälder, Bodenverdichtung, Erosion. Alles auf Kosten der Tier- und Pflanzenwelt", schreibt er.
Die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen im Bundestag, Undine Kurth, ruft in der sonntaz dazu auf, keine neuen Skigebiete mehr zu erschließen. "Wir sollten dringend auf die Erschließung neuer Skigebiete verzichten. Wenn für das Geschäft mit dem Wintersport Wälder fallen, Wasser für Kunstschnee verpulvert wird und Skilifte bis mitten in die Nacht arbeiten, dann greifen wir rabiat in den Naturhaushalt ein", erklärte Kurth, die auch naturschutzpolitische Sprecherin ihrer Partei ist. Jörg Ruckriegel vom deutschen Alpenverein hingegen meint, man könne auch ohne schwere Infrastruktur und Eingriffe in die Natur Skifahren.
Außerdem debattieren in der sonntaz zwei Gletscherforscherinnen und taz.de-User Jens Niemann.
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