Streit der Woche: Brauchen wir den Bundespräsidenten?
Bundespräsident Horst Köhler ist zurückgetreten. Die Suche nach einem neuen Staatsoberhaupt hat begonnen. Kritiker halten das Amt ohnehin für überflüssig, bedeutungslos und kostspielig.
Noch ist unklar, wer Horst Köhlers Nachfolger wird: Ursula von der Leyen? Wolfgang Schäuble? Doch Günter Jauch? Eigentlich sei das auch völlig egal, sagen einige Kritiker. Schließlich sei das Staatsoberhaupt in Deutschland ohnehin nur dazu da, Hände zu schütteln und Leute in aller Welt zu treffen. Empfänge im Schloss Bellevue, Reisen um den Globus, lebenslange Bezüge - zu viel Geld für ein verzichtbares Amt: Eigentlich könne man den Posten auch gleich abschaffen.
An und für sich hat der Bundespräsident in Deutschland kaum politische Kompetenzen. Die Gründer der Bundesrepublik hatten nach den Erfahrungen aus dem Dritten Reich Angst vor einer übermäßigen Machtfülle des Staatsoberhauptes. Darum übernimmt der Bundespräsident heute fast ausschließlich repräsentative und formale Aufgaben: Er darf Staatsoberhäupter anderer Länder treffen, Reden an die Nation halten, aber auch verurteilte Verbrecher begnadigen und Gesetze gegenzeichnen.
Politisch relevant ist dieses Amt also kaum. Andererseits ist der Bundespräsident meist bei der Bevölkerung sehr populär: Wie die Queen in Großbritannien und Königin Beatrix in den Niederlanden fungiert er in Deutschland als moralische Instanz, als Vater - oder künftig vielleicht Mutter - der Nation. Das Amt hat eine starke Symbolkraft, soll Deutschland im Ausland mit besonderer Würde und unabhängig von parteilichen Interessen repräsentieren.
Über die Diskussion um Horst Köhlers Nachfolge hinaus verweist die Frage, ob der Bundespräsident eine schützenswerte Gallionsfigur Deutschlands ist oder nur eine überflüssige Kostenstelle.
Was meinen Sie -- brauchen wir einen Bundespräsidenten?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Preiserhöhung bei der Deutschen Bahn
Kein Sparpreis, dafür schlechter Service
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Housing First-Bilanz in Bremen
Auch wer spuckt, darf wohnen
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus