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Streit der WocheMacht Weihnachten die Familie kaputt?

Oh, Tannenbaum: Die ganze Sippe hängt tagelang auf engstem Raum aufeinander und versucht die Marotten des Opas und der Schwiegermutter zu ertragen. Bis die Situation eskaliert.

Manche Kugel geht im Familienstreit zu Bruch. Bild: ap

Ein halbes Jahr haben sich die Kinder nicht blicken gelassen, die eigentlich gar keine Kinder mehr sind, sondern längst Mitte 20, ihr eigenes Leben führen und nun etwas übermüdet mit ihren Koffern bei den Eltern anrollen. Am bunt gedeckten Weihnachtstisch zieht die Mutter die alte Holzspieluhr auf. Sie hat lange gesucht, um die guten alten Servietten mit den Rentieren zu finden. Alles soll so sein wie früher - schon vor Wochen hat sie sich in überfüllte Geschäfte gequetscht.

Doch Oma und Opa sind wieder viel zu spät losgefahren, stecken im Stau fest und bringen den ganzen Zeitplan durcheinander. Die Mutter will unbedingt ein Lied anstimmen, ihr Sohn findet das nur peinlich. Dafür möchte sie am Abend wenigstens ein Mal im Jahr in die Kirche. Das ist doch verlogen, entgegnet die Tochter.

Für manche Familien gibt es unendlich viele Gründe, sich zum Weihnachtsfest zu streiten. Wenn nicht aus Versehen der Baum brennt, flammen doch immer mal wieder alte Konflikte auf. Wie heißt das noch, was der Sohn da seit gefühlten 27 Semestern studiert? Ach, Papa! Wer ist nochmal der neue Freund der Tochter, die wechselt sie ja wie die Slips. Mensch, Mama!

Bild: taz

Was Politiker, Wissenschaftlerinnen und Prominente zu der Streitfrage sagen, lesen Sie in der sonntaz vom 25./26. Dezember 2010. Ab sofort mit noch mehr Seiten, mehr Reportagen, Interviews und neuen Formaten. Die sonntaz kommt jetzt auch zu Ihnen nach Hause: http://https//www.taz.de/zeitung/abo/wochenendabo_mailing/per Wochenendabo.

Fast jeder fünfte Deutsche würde Weihnachten am liebsten abschaffen, sagt zumindest eine Umfrage der GfK Marktforschung Nürnberg aus dem Jahr 2009.

Manchmal endet der Streit nicht nur mit seelischen Verletzungen: Bei Notdiensten für Kinderschutz und häuslicher Gewalt steht das Telefon direkt nach den Feiertagen nicht mehr still. Doppelt so viele Anrufe wie im Normalfall erwartet etwa die Berliner Koordinierungsstelle bei häuslicher Gewalt.

Manche freuen sich allerdings den ganzen Sommer schon darauf, die ersten Zimtsterne im Supermarkt zu kaufen, veranstalten einen regelrechten Plätzchenback-Marathon und dekorieren ihr Haus mit blinkenden Leuchten. Weihnachtszeit – Gemütlichkeit. Laut GfK wird der Einzelhandel Geschenke für insgesamt 14 Milliarden Euro verkaufen. 245 Euro will jeder Deutsche im Schnitt für Geschenke ausgeben.

Für Freunde des Fests ist es die größte Freude, tagelang an Geschenken zu basteln und am Heiligen Abend mit der Familie zu feiern. Sie sagen, dass andere selbst Schuld sind, wenn sie sich nur streiten – bestimmt nicht der Heilige Abend.

Was meinen Sie: Macht Weihnachten die Familie kaputt?

Und falls Sie noch mehr zum Thema "Ärger unterm Weihnachtsbaum" zu sagen haben: Schicken Sie uns Ihre lustigsten, schlimmsten oder peinlichsten Weihnachtserlebnisse an streit@taz.de

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17 Kommentare

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  • A
    Amos

    Wie feiert Ackermann Weihnachten? Frisst er 7-Sahnetorten auf einmal oder lädt er ein paar arme Kinder ein? Das Weihnachtsfest ist ein Fest zur Besinnlichkeit und nicht das Fest derjenigen, die schon Weihnachten überlegen, wie sie im nächsten Jahr am besten Abzocken können. Und wie feiert die von der Leyen Weihnacht?- die sich um einen "Knochen" für Hartz IV- Empfänger streitet, obwohl sie ihn vorher schon abgenagt hat.

  • L
    limonadenjoe

    Ach jaaaa, Weihnachten... Als Atheisten dieses Fest zu feiern finde ich verlogen. Ist aber aus Kindheitstagen traditionell "drinne" und dann machen wir eben unsere Geschichte draus.

    Wir sind 'ne Minifamilie seit ewigen Zeiten. 2 Kinder und Mama. Und wir haben das Glück, uns nicht mit nervigen Verwandten rumärgern zu müssen.

    Um den anstrengenden Fragen der Kinder zu entgehen, WANN ES DENN ENDLICH DIE GESCHENKE GIBT, gehen wir seit Jahren in die Weihnachtsvorstellung vom Zirkus -die beginnt 15.00 Uhr, endet 17.30 Uhr, danach fahren wir solange durch die Gegend, bis wir einen Weihnachtsmann entdeckt haben, dann geht's heeme und es gibt die Geschenke und dann ist Feieroohmd und ferdsch.

    Mama 46/ Tochter 26/ Sohn 16

    :-))

  • D
    dinoso

    Diese Debatte wird ja recht negativ geführt...

    Es gibt sie tatsächlich...Familien in denen es anders ist. Wo man sich freut einander nach längerer Zeit wiederzusehen,in denen man füreinander da ist und sich nicht hasst. Das was Familien kaputt macht, ist sicher alles andere als ausgerechnet Weihnachten! Zum Beispiel die miserable Familienpolitik der Regierung obwohl gerade aus Gründen des demografischen Wandels diese einen wesentlich höheren Stellenwert haben sollte.

    Jah love, bless and merry chrismas!

  • A
    Amos

    Die Geschäftemacher warten schon im Januar auf Weihnachten. Nicht weil sie auf den Erlöser und Heilbringer warten, sondern auf hohen Umsatz. Ist ja auch verständlich,denn wer würde sonst ein Geschäft gründen. Doch dann sollte man das nicht "Geweihte Nacht" nennen, sondern: die Tage des höchsten Umsatzes.

    Und die Partei, die das "C" in ihrem Logo trägt, ist weit davon entfernt christlich zu denken. Da nützt es auch nichts, wenn von der Leyen für die Übersatten Plätzchen bäckt.

  • C
    Christine

    Ach ja, ich wollte noch hinzufügen, bei uns in der Familie sind auch knapp die Hälfte Atheisten, ja und. Wir haben uns das Fest geschnappt und zu unserem Fest gemacht. Das ist doch eine Strategie, die die Kirche jahrhunderte lang erfoglreich praktiziert hat. Und die Werte von Solidarität, Gleichheit, Natur usw. passen doch wunderbar zu diesem Fest.

  • C
    Christine

    Wer das ganze Jahr die Familie als Stress empfindet, bei dem wird Weihnachten dies nicht ändern. Da muß man das ganze Jahr was für tun. Meine Familie freut sich auf Weihnachten. An Weihnachten treffen sich alle, auch die, die weiter weg wohnen. Wir sind bei unserem Familienfest bis zu 24 Personen. Oma und Opa, Geschwister mit "Kindern" und manchmal auch schon die eine oder andere Freundin bzw.Freund. Bei dieser Menge ist es schon von Anfang an klar, die Geschenke sind klein, und die ganz Kleinen basteln was. Klar gibt es an diesem Fest politische Diskussionen, da das politische Spektrum von ganz Schwarz bis,ich sag mal, zum anarchistischen Aktivisten geht. Manchmal geht es richtig hoch her. Die Familie verkraftet das.Eines der schönsten Feste im Jahr.

  • C
    Christine

    Wer das ganze Jahr die Familie als Stress empfindet, bei dem wird Weihnachten dies nicht ändern. Da muß man das ganze Jahr was für tun. Meine Familie freut sich auf Weihnachten. An Weihnachten treffen sich alle, auch die, die weiter weg wohnen. Wir sind bei unserem Familienfest bis zu 24 Personen. Oma und Opa, Geschwister mit "Kindern" und manchmal auch schon die eine oder andere Freundin bzw.Freund. Bei dieser Menge ist es schon von Anfang an klar, die Geschenke sind klein, und die ganz Kleinen basteln was. Klar gibt es an diesem Fest politische Diskussionen, da das politische Spektrum von ganz Schwarz bis,ich sag mal, zum anarchistischen Aktivisten geht. Manchmal geht es richtig hoch her. Die Familie verkraftet das.Eines der schönsten Feste im Jahr.

  • A
    Anita

    Ich _liebe_ Weihnachten.

    Ich fange schon im Sommer an, mich nach Geschenken umzusehen.

    Und wenn mir dann was ins Auge faellt, was dem einen oder anderen gefallen koennte, kauf ich es auch sofort und es kribbelt vor Vorfreude, wenn ich daran denke, wie sich der andere ueber das Geschenk wohl freut.

    Und wenn ich nichts Huebsches finde, naehe oder besticke ich etwas. Ich verbringe damit wochenlang meine Abende.

    Damit kann man die Vorfreude ewig ziehen.

    Ich liebe es, ueber den Weihnachtsmarkt zu ziehen und die Gerueche und Geraeusche in mich aufzunehmen.

    Ich finde nicht, dass man religioes sein muss um Weihnachten zu feiern.

    Die meisten Leute feiern ja auch Fasching ohne danach zu fasten.

  • IN
    Ihre Name? Giuseppe

    Ihre Kommentar?

    Nur empfehlen und nichts als empfehlen kann ich, die zweite Dezemberhälfte und vielleicht sogar den Jahreswechsel in einem beliebigen moslemischen Land zu verbringen.

    Derart normal, vernünftig und unbeschreiblich entspannt geht's auch in den laizistisch regierten Ländern mit christlicher 'Leidkultur' selbst abseits der Konsumkathedralen nicht vonstatten.

    Die Krake des kommerzialisierten Schenkterrors hat sich einfach bereits zu weit über die vormalige christliche Besinnlichkeit erhoben.

    Muselmanen haben an dem Punkt einfach das gesündere Empfinden bezüglich leben und leben lassen.

    Während des Ramadan hingegen kann ich mich gut in München oder Berlin aufhalten ...

  • A
    antiantiantianti

    wenn man einen Grund braucht um seine Familie zu besuchen dann hat man keine ..

  • C
    Chris

    Weihnachten ist ein Familienfest, d.h. wenn ich eine eigene Familie habe (oder Freund /Freundin etc....), dann sollte ich mit dieser Person feiern oder, wenn ich über 18 und alleine bin, dann halt mit mir. Dann bin ich meine eigene Familie ! Es heißt nicht "Großfamilienfest" ! (Die Eltern kann man nämlich an deren jeweiligen Geburtstag besuchen, wäre perönlicher!)

    Und wer sich ein bisschen auskennt: so woe weihnachten jetzt ist, ist es eine Erfindung des Bürgertums im 19ten Jhd, als die "Familie" plötzlich in den Fokus kam!

  • P
    Peterchen

    Tatsache ist doch, dass nicht Weihnachten die Probleme der Leute und Familien verursacht sondern Weihnachten lediglich mal Zeit gibt die Probleme zu beleuchten.

    Wer also Weihnachten abschaffen will um nicht mit seinen Problemen konfrontiert zu werden, der begibt sich nur tiefer in Verleugnung hinein und wird irgendwann einen um so tieferen Absturz erleben.

     

    Auch das Argument dass Weihnachten ja kommerzialisiert usw sei und man es deswegen boykottieren müßte ist vollkommener Quatsch - Popmusik und Leistungssport sind auch durchkommerzialisiert! Heißt dass nun alle Kommerzgegner singen nie und treiben niemals Sport?

     

    Ich und meine engere Familie - alle bis auf eine bekennende Atheisten - begehen Weihnachten im wesentlichen unreligiös als familiäres Fest zu dem man sich mal in Ruhe miteinander beschäftigen kann, bei dem man sich mit originellen (keineswegs teuren) Geschenken gegenseitig eine Freude macht - und irgendwie streitet sich bei uns keiner. Sind wir unnormal?

  • V
    vincent65

    In diesen Familien sollten sich alle nicht zum Weihnachten-"feiern" verabreden, sondern zum Streiten!

    Denn oft sind es Konflikte, die schon länger schwelen. Unausgesprochenes und Unter-den-Teppich gekehrtes. Darüber wird dann der künstliche Zuckerguss aus gespielter Freundlichkeit und gequältem Lächeln gegeben. Wer da nicht ausrastet, wird irgendwann krank.

  • B
    BillyGunn

    moin,

    Es ist nur konsequent Weihnachten nicht zu feiern, wenn für einen persönlich die christlichen Ursprünge des Festes und die Traditionen keine Bedeutung haben. Find ich gut.

    Mir ist es lieber das Fest zu feiern und zu wissen warum, als einfach nur mitzulaufen.

     

    Was mich aber nervt, ist das permanente missionieren gegen ein religiöses Fest und gegen Religion grundsätzlich. Was ist der Lohn für solche Missionsarbeit? - kostenlose, lebenslange Parteimitgliedschaft bei den Linken? Ein Platz im Gegen-Himmel, zur Rechten Gregor Gysis?

     

    Lasst die Leute doch religiös sein (und mit Religion meine ich auch den Glauben an den heiligen Konsum)! Solange niemand zu Schaden kommt, geht das in Ordnung.

    Wem es nicht passt, der soll zuhause bleiben - oder aus Protest gegen die Religion am Sonntag (Tag des Herrn und so...) ordentlich einkaufen gehen.

     

    Zum Thema Familie: Familie ändert sich. Auch Weihnachten wird sich ändern. Es werden sich neue Weihnachts-Traditionen etablieren, die weniger die Familie, als vielmehr Lebensstilgruppen in den Mittelpunkt stellen werden.

  • T
    Tom

    ich boykotiere diese scheinheiligen Feste schon seit gut dreißig Jahren und habe es nicht ein einziges Mal vermisst. Es geht doch, wie uns gestern z.B. in den Nachrichten wieder sehr ausführlich mitgeteilt wurde nur um den künstlich angeheißten Konsum. Ich finde es absolut nervtöten, dass bereits ab Ende Oktober nur noch von Weihnachten gekatscht wird und man überall mit diesem Sch... behelligt wird, allen vor an die Radiosender mit diesen unsäglichen "Weihnachtsliedern" und die Spots im TV.

    Kaum ist Weihnachten vorbei stehen auch schon die ersten Osterhasen in den Schaufenstern.

    Sind die leute alle bescheuert ??

  • T
    Tobias

    Weihnachten komplett abschaffen, und alle Religionen gleich mit!

  • UM
    uli moll

    umgekehrt wird ein Niklausstiefel da draus: Kaputte Familien machen Weihnachten kaputt - Zwangsglückseeligkeit und Zwangsharmonie sind das Gegenteil dessen, was dieses Fest soll.

     

    Gekauft mit Geschenken soll Friede, Freude, Eierkuchen sein - aber die Menschen haben immer noch nicht kapiert, dass sich Glück nicht kaufen lässt.

    Busserl für ein Paar Socken ist verlogen. Geschenk im Überfluss auch.

     

    Und wenn die Leber an einer fetten Gans und kiloweise Zuckerwerk leidet, ist schlechte Laune kein Wunder.

    Weihnachten kann alles sein - wenn man den Rest des Jahres nicht in seine Tasche lügt und alles, was nie war, auf "Die Tage" projiziert. Wenn Tante Erna an 362 Tagen so doof ist, dass man sie nicht mit der Zange anfassen mag, warum und wie sollte das am 24.12 anders sein?

     

    Wer seine Brüder hasst, soll das tun - aber nicht hoffen, dass das Mittwinterfest daran etwas ändert. Das kann nur der Rest des Jahres leisten