piwik no script img

Streit der WocheDürfen Lehrer schreien?

Grundschullehrerin Ursula Sarrazin beklagt das sinkende Niveau der Schüler und fordert mehr Gehorsam. Ihre Vorstellungen von Pädagogik provozieren Kritik.

Wieviel Disziplin brauchen Schüler? Ein Klassenzimmer der Kaiserzeit im Dresdener Schulmuseum. Bild: dpa

Das Wochendende steht kurz vor der Tür, die ganze Schulklasse ist etwas überdreht. In der ersten Reihe steckt jemand seiner Nachbarin einen Stift ins Ohr, die kreischt und wirft ihm ein Pausenbrot an den Kopf. Den Lockenkopf dahinter stört das nicht – er schnarcht friedlich. Seine Haare sind voller Papierkügelchen, die von ganz hinten kommen, wo schon Nachschub geformt wird.

Eine Kugel fliegt zu weit und trifft die Lehrerin. Und der platzt der Kragen. "Jetzt ist Schluss!", brüllt sie. Plötzlich Totenstille. Der Schnarcher zuckt zusammen. Jeder weiß, dass in Schulen geschrien wird. In vielen Klassen ist der Lärmpegel hoch – Hörstürze und chronische Ohrgeräusche kommen bei Lehrerinnen und Lehrern besonders häufig vor.

Immer wieder werden Klagen einzelner Schulen über fehlende Disziplin laut. An der Berliner Rütli-Schule waren die Lehrer 2006 so verzweifelt, dass sie die Schließung der eigenen Schule vorschlugen. Heute, vier Jahre nach dem Hilferuf, präsentiert sich der Campus Rütli als Vorzeigeschule moderner Pädagogik.

Aber die Diskussion um Disziplin im Unterricht kommt wieder. Die Grundschullehrerin Ursula Sarrazin, die Frau von Thilo Sarrazin, beklagt das sinkende Niveau der Schüler und fordert, dass Lehrer für Gehorsam der Schüler sorgen müssen. Gegen Ursula Sarrazin wurden Anschuldigungen von Eltern laut, sie sei autoritär und habe Schüler verhöhnt. Die Lehrerin wehrt sich.

Bild: taz

Was Politiker, Wissenschaftlerinnen und Prominente zu der Streitfrage sagen, lesen Sie in der sonntaz vom 29./30. Januar. Zusammen mit noch mehr Seiten, mehr Reportagen, Interviews und neuen Formaten. Die sonntaz kommt jetzt auch zu Ihnen nach Hause: per Wochenendabo.

Darunter liegt die Diskussion, welche Pädagogik an deutschen Schulen vorherschen soll. Welche Grenzen Kinder brauchen. Im Pädagogikstudium wird Schreien als einschüchternde Gewalt verstanden. Der Lehrer und Autor Stephan Serin schreibt dagegen etwa, seine Schüler würden regelmäßig von ihm fordern, er schreie, weil sie bei dem Lärm in der Klasse nichts verstünden. Serins Buch „Föhn mich nicht zu“, ein Bericht „aus den Niederungen der deutscher Klassenzimmer“, steht momentan in der Spiegel-Bestsellerliste.

Was meinen Sie: Wie weit können Lehrende ihren Schülern gegenüber gehen? Dürfen Lehrer schreien?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

40 Kommentare

 / 
  • S
    simon

    Bernd & Co:

    Na, wilkommen auf der Erde! unseren Planet ist nähmlich nicht nur durch ihresgleichen bewohnt, sondern „unter uns“ leben auch von manche von eine etwas raueren Barbarischere Art, (und zwar bereits in der Form von „unschuldige“ Kinder und Jugendliche!) das von Gewaltlose Kommunikation und gutem Willen erst etwas halten, wenn ihnen die Spass an Manipulation, Intrigen und Gewalt erst durch ein paar Strafen, Schulrauswürfe, oder gar durch ein paar Gefängnisaufenthalte genommen wurde, bis dahin finden sie solche Theorien nur schwul und solche Praktiker (die Lehrer die es trotzdem versuchen) ein leichtes Opfer ihre Spiele! das ist die traurige Realität und eine der Gründe warum 60´% der Lehrer krank früh pensioniert wird!

    Das ist der Hauptgrund warum in der Schule, fast nur bürokratische Dickhäuter, Choleriker, oder leute die mit ihren Beruf verheiratet sind (besonderes in der Mittelstufe) länger als 7 Jahre bestehen! Ohne gezieltes, nicht inflationäres schreien, ein dickes Fell und politisches instink, geht in den meisten Schulen gar nichts, jeder Lehrer der da zu sanft ist wird in kurzer

  • S
    simon

    @ Bernd Blank:

    Sie meinten: "Trial and error" und nicht „Trail and error“, was soviel heisst wie: „Spur und Fehler“.

    Ein ziehmlich ironischer fehler, das vieleicht Bänder über ihre einseitig idealistische Auffassung vom lernen und Realität spricht! Ich darf ihnen bereits im Voraus mich dafür , das ich als Ausländer, das Deutsch erst mit 19 J erst gelernt hat, wenigstens eine Ausrede für meine schlechte Rechtschreibung habe.

    Die Realität: (bin selbst Lehrer an eine Gesamtschule) In große Klassen (30 aufwärts); in Haupt- oder Real-, oder Waldorfschulen, mit einen Anteil von mindestens 30% stark „erziehungsfreie“ Kindern; teilweise sogar, durch Medien und verwöhnende Eltern die keine Zeit für sie haben und aus schlechte Gewissen es ihr immer recht machen wollen, zu kleinen Tyranen verzogen; mit der heutige Konsumhaltung der Kinder; die fordernde und bei alle klitzekleinen Fehlern der Lehrer (diese dürfen nähmlich keine Fehler tun! und doch tun sie sie ständig, denn dem einen Elternteil sind sie immer zu streng, dem anderen zu lieb) mit Eltern die ihren eigene kindern immer in Schutz nehmen egal was, mit alledem,

    da träumen sie von ein superindividuellen freiheitlichen Unterricht? wo langeweile und Lautwerden seitens der Lehrkraft (Schreien) nicht mal ab und zu gezielt angewendet werden soll, nicht mal für Schüller die auf nichts anderes reagieren, weil sie von zuhause aus nichts anderes kennen?

  • D
    Dr.Goetze

    Das Elternhaus als Instanz zur Erziehung liegt brach, schon 2 jährige wachsen in fremder Obhut auf - was dabei heraus kommt erleben wir täglich in der U-Bahn und im Vorstadtjungle. Wer soll sonst schreien, wenn nicht der Lehrer, der die Versäumnisse an den lieben Kleinen ausbaden muss...

  • W
    Wahrheitistimmerleise

    Also ich wurde in 12 Schuljahren NIE von einem Lehrer angeschrien. Und kann mich übrigens auch nur an zwei, drei Raufereien zwischen Schülern auf dem Schulhof erinnern. Aber das war in der bösen, bösen DDR.

    Wer dauerverstöpselt unterwegs ist, ist vielleicht eben nur noch mit großer Lautstärke zu erreichen. Jugendschwerhörigkeit ist eine Tatsache, die jeder HNO-Arzt bestätigen wird.

     

    Die Verhaltensstörungen nehmen offensichtlich zu. Und so manche feiern diese immer mehr entgleisenden, verbalen Aggressionen ja auch noch als cool usw. Anstatt mal nach den Ursachen zu fragen.

  • EL
    Ein LesEr.

    klar, warum sollten lehrer nicht gegen lärmende schüler anschreien? krieg bekämpft ja auch am besten mit..? richtig: krieg.

     

    ein armutszeugnis.

     

    und immer wieder kriechen sie aus ihren löchern diese neu-autoritären spinner. habt ihr gar nichts aus der geschichte gelernt? wohin blinder gehorsam, autorität und starre hierarchien führen? was eure ach so tolle DISZIPLIN anrichtet, wenn man nicht mit ihr umzugehen versteht? seid ihr von der moderne und ihren möglichkeiten und auswüchsen, von der freiheit, die sie dem einzelnen bietet, so sehr überfordert, dass euch nur die flucht in ewig gestrige werte und strukturen als hilfreich erscheint? natürlich, früher war ja auch alles besser! da hatte man noch respekt und disziplin, blablabla... und sowieso sollte besser ein einzelner "den ton angeben" und die anderen gehorchen, macht die sache ja auch viel einfacher.

     

    mittlerweile leben wir zum glück in einer demokratie mit menschenrechten, würde, respektvollem umgang und so (für einige vielleicht fremdwörter..). schreien gehört jedenfalls definitiv nicht zum instrumentarium eines aufgeklärten modernen menschen, sondern stellt als archaischer akt der gewalt eine beleidigung zivilisatorischer errungenschaften der westlichen kultur dar.

     

    schlagen, schreien - alles gewalt; nur in unterschiedlichen ausprägungen. wer schreit, attestiert sich selbst eine minderbemitteltheit in kommunikativer wie auch sozialer hinsicht. wer schreit, hat es nötig, weiß nicht mehr weiter, ist mit seinem kommunikations-latein am ende.

     

    soft skills und wahre autorität, seins-autorität, die von selbst respekt einflößt, respekt vor der weisheit, belesenheit, besonnenheit, dem wissen, der erfahrung, was es auch jeweils sein mag, all das wird für frau sarrazin und co immer ein fremdwort bleiben. ein fremdwort für das diese riege sich in einem ihrer zahlreichen zynischen momente den begriff 'kuschelpädagogik' hat einfallen lassen. klar, was man nicht versteht, verachtet man, um sich nicht selbst eingestehen zu müssen, dass man oben erwähnte größe niemals haben wird, um sich ohne schreien und andere mittel der gewalt gegenüber anderen menschen durchzusetzen - oder sie zu erziehen.

  • K
    Kerzenlicht

    Ich kann mich aus meiner Schulzeit erinnern, dass in interessant gestalteten Fächern nicht geschrien wurde. Ich selbst war z.B. absolut kein Fan von Chemie, aber weil der Lehrer den Unterricht locker und kurzweilig gestaltete und lustige Verbindungen zum Alltag schuf, habe ich den Unterricht geliebt und es war niemand unaufmerksam. Außerdem hatte es Einfluss auf die Disziplin, wie die Lehrer uns behandelt haben. Wer uns ernst genommen hat und nicht Schüler gedemütigt hat, indem er sie dem Gespött der Klasse ausgeliefert hat, der hatte auch keine Probleme mit der Disziplin. Wer geschrien hat, war eh abgemeldet und hat nie wirklich Ruhe in die Klasse bekommen. Bei solchen Lehrern waren auch die Leistungen schlechter.

  • M
    Merlot

    Meine Schulzeit liegt lange zurück, Ende der Sechziger und erste Hälfte der Siebziger. Ich durchlief die Hauptschule. Klassenstärken von über 32-36 Schülern. Ausnahmlos Frontalunterricht.

     

    Meine Erfahrung, je interessanter der Unterricht, desto aufmerksamer und ruhiger die Schüler. Eine weitere Erkenntnis war, dass manche Lehrkräfte absolut ungeeignet für den Lehrerberuf waren. So wurde der Religionsunterricht (katholisch) durch einen Kaplan erteilt. Der Unterricht war chaotisch und der Kaplan vollkommen unberechenbar. Völlig überraschend neigte er zu cholerischen Ausbrüchen. Eine bleibende Erinnerung passierte in der 8. oder 9.Klasse. Der allgemeine Unruhepegel war wieder einmal hoch. Für diesen Pegel waren , wie immer, manche Schüler mehr andere weniger verantwortlich. Nachdem der Kaplan längere Zeit diese Unruhe stoisch nicht beachtet hatte, explodierte er förmlich, eilte mit wutentbranntem Gesichtsausdruck in die letzte Reihe und gab einem Mädchen, das sich mit gekipptem Stuhl an die hintere Wand angelehnt hatte, eine dermaßen heftige Ohrfeige, dass sie mitsamt dem Stuhl umkippte und für eine Minute oder so ohnmächtig am Boden lag. Dabei war nach meiner Beobachtung das Mädchen, ich saß in der Nähe, für die Unruhe am wenigsten mitverantwortlich. Sie hatte lediglich, wie fast alle, kein Interesse an dem gebotenen Unterricht gezeigt.

     

    Dieser Fall blieb eine lebhafte Erinnerung für mich. Ich weiß noch, dass ich damals ob dieses gewalttätigen, cholerischen Ausbruches des Kaplans regelrecht geschockt war. Auch die Heftigkeit - KO-Schlag - trug nicht wenig zu diesem Schock bei.

     

    Natürlich war dies der Extremfall. Aber es gab auch andere Vorfälle, die ich eigentlich nicht im Unterricht erwarten würde. Rückblickend muß ich sagen, dass solche Vorfälle eigentlich nur bei Lehrkräften geschahen, die einen höchst autoritären Stil pflegten bei gleichzeitigem, sehr langweiligen und monotonen Frontalunterricht. Ihr Unterricht wurde lediglich durch Abfragen gelockert. Wobei diese Abfragen wiederum mehr die Funktion hatten, unaufmerksame Schüler zu erwischen und vorzuführen. Fragen seitens der Schüler waren eigentlich nicht erwünscht, kamen allerdings auch nicht vor. Jeder war nur froh, nicht an der Reihe zu sein.

     

    Ich hoffe doch sehr, dass dieser Typus Lehrer ausgestorben ist oder mit Frau Sarrazin bald ausgestorben ist.

  • B
    BiBo

    Ich war auch mal Schueler, und bestimmt kein einfacher. Es gab Lehrer, die mussten NIE schreien, weil der Unterricht interessant war, die Schueler gefordert wurden.

     

    Andere Lehrer schlugen mit Buechern, we il der Unterricht fad und langweilig war.

     

    Und andere, die sehr guten Unterricht machten, warfen mit Tafelschwaemmen. Diese flogen dann zurueck. Ohne Geschrei, nur mit Gelaechter. Aber wir haben in der 9ten Klasse schon Polynomdivision gelernt!

  • U
    ulph0

    schreien? warum nicht? es gibt nichts langweiligeres als eine jugend ohne feindbilder.

  • H
    Heldmann

    heute, am Mittwoch 26.1., schreiben Sie einen Kommentar über Frau Sarrazin. Sie bringen mit Worten viel Abneigung rüber. Inhaltich haben Sie nur Ungesichertes oder Lächerliches ("Suzuki") vorzutragen. Das soll Journalismus sein? Jedenfalls keinen Artikel wert, peinlich!!

  • N
    Nyx

    Ich habe nichts dagegen, wenn ein Lehrer gelegentlich mal einen Schrei losläßt, wenn die Schüler arg über die Stränge schlagen.

    Aber wenn sowas zur Gewohnheit wird, finde ich das nicht gut.

  • JG
    Julius Goodman

    Hier geben Leute Erfahrungen wieder, wie sich Feuer anfühlt, die nie ihre Füße drin hatten. Vom bequemen Sofa läßt es sich 'gut-menschenhaft' über pädagogische Vorgehensweisen räsonnieren.

    Kein anderer Beruf würde es zulassen, wenn ich ihm -ohne die dafür notwendige Kompetenz vorweisen zu können-in Besserwisser-Manier vorzuhalten versuchte, wie es da zuzugehen hätte, wie er/sie seine/ihre Arbeit zu verrichten hätte.

    Es werden massenhaft Lehrer gesucht. Steigt ein und versucht mit Eurem Stil durchzukommen. Nach 30 Jahren reden wir dann wieder über Eure Erfahrungen und ... Euren Gesundheitszustand.

  • BB
    Bert Blank

    Schreien schüchtert ein und kann somit Gehorsam schaffen. Die Frage ist aber die: Wollen wir Kinder, die brav sind, oder wollen wir Kinder, die kreativ sind und dementsprechen auch (zumindest für sie) Neues ausprobieren und dabei Fehler machen?

    Ich bin für Letzteres. Trail and Error, aus Fehlern lernen und mit HRK: "Ich will mit ganzem Herzen neue Fehler machen - Und habe keine Angst".

    Als "Aushilfspapa" habe ich es genossen, zuzusehen, wie der Kleine Fehler macht und besser wurde dabei.

    Wir waren alle mal so kleine Anarchisten, das sollte man nie vergessen. Und ganz besonders nicht, was uns an unserer Kindheit nicht gefallen hat. Das gilt es zu verbessern. Und da gehören für mich cholerische Lehrer mit dazu.

  • JW
    Jonas Weyrosta

    LehrerInnen dürfen schreien, LehrerInnen müssen schreien. Vor allem in Grundschulklassen ensteht Unruhe und Lärm, weil die Sprösslinge ihre Grenzen austesten und sie einer ungewohnten Konzentrationsanforderung ausgeliefert sind. In höheren Semestern kommen die obligatorische Coolness, der Selbstbeweis und das Interesse am anderen Geschlecht im Klassenraum hinzu. Wenn all diese Phasen von Seiten der Lehrkraft geduldig und ungesühnt hingenommen würden, hätte dies keine positiven Auswirkungen auf die Charakterbildung und die Anfoderungen an die SchülerInnen nach Vollenden der Schullaufbahn.

    Doch der/die LehrerIn darf seine Autorität nicht nur durch Schreien und lautstarke Empörung sichtbar werden lassen. Vielmehr zählt der Dialog mit dem/der SchülerIn zwischen den Zeilen und fernab des Unterrichts. Bekundet ein/e LehrerIn ehrliches Interesse an ihren/seinen Zöglingen und vermittelt die Bereitschaft zu gegenseitigem Respekt, wird das Schreien überflüssig.

    Das SchülerIn-LehrerIn-Verhältnis ist ein ewiges Spiel des Abtastens und Ausloten der gegenseitigen Grenzen. Vermittel jedoch, der/die strukturell "mächtigere" LehrerIn dem/der SchülerIn ein aufrichtiges und respektvolles Miteinander, ist er nicht nur autoritär sondern zugleich authentisch und diese Mischung macht wohl den idealen Lehrkörper aus.

  • MI
    mehr informieren

    Würden sich KultusministerInnen, PolitikerInnen, Schulaufsichten, Schulleitungen und LehrerInnen mehr an Erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen und Theorien orientieren, anstatt an alltagspraktischen Erfahrungen (ich möchte diese nicht als unbedeutend erklären - aber eine einseitige Fokussierung auf emotional gefärbte Wahrnehmungen und (Trug-)Schlüsse scheint mir gefährlich und unprofessionell), könnte man auf Schreien (eher) verzichten, als im alten - auf Disziplin pochenden - Kanon der ewig gestrigen.

  • V
    vic

    "Dürfen Lehrer schreien?"

    Klar, so viel und so laut sie wollen. Zu hause!

  • UM
    uli moll

    solange "Schule" darauf ausgerichtet ist, die Kindern "arbeitsfähig zu machen" anstatt ihnen Gelegenheit zum Lernen zu geben, werden LehrerInnen immer Gewalt anwenden müssen - mehr oder weniger subtil. Verschärft wird das dadurch, dass diese Schule auch noch nichts kosten darf, aber das Grundproblem ist die Zielsetzung.

    Schulpflicht bedeutet, dass Kinder (möglicherweise) gegen ihren Willen dort sind, was wiederum erzwingt, diesen Willen ... ändern zu müssen. Und wenn Überzeugung nicht geht, wird der Wille eben gebrochen.

    Muss man Kinder zum Lernen zwingen? Nein! Kinder sind neugierig, sie wollen Dinge wissen und erfahren - nur eben nicht immer dann und auf die Art und Weise, wie sich das die Kultusminister denken

    Vergessen wir nicht: Schule ist eingeführt worden fürs Militär, damit die Kerls ihre Dienstvorschriften lesen können. Geändert hat sich daran im Grundsatz nichts, also: Stillgestanden!

     

    Dass viele LehrerInnen versuchen, ohne Gewalt auszukommen, ist sehr lobenswert und gut - aber systemisch ist es eben anders angelegt. Wer das nicht will, muss Schule neu erfinden (naja - soo neu ist Summerhill nicht) und die Umstände entsprechend ändern.

    Mit "Kevin, das finde ich vollinhaltlich nicht OK" bewegt sich gar nichts.

  • A
    AndreasS.

    Die Kunst des Lehrens, denn es ist eine Kunst, wird in der Lehrerausbildung nicht vermittelt. Die Lehrer (Volks- oder Grundschule) wollten mehr Geld und also als Akademiker bezahlt werden. Daraufhin wurde ihre Ausbildung "verwissenschaftlicht", und der praktische Kunstanteil der Ausbildung verringerte sich. Lehrerausbilder sind leider öfters karrieregeile Menschen, die vor allem die Klassenzimmer fliehen, denen es aber an positiven Erfahrungen und Fähigkeiten mangelt, die sie den armen Junglehrern vermitteln könnten.

    Der Lärmpegel in den Klassenzimmern verdankt sich u.a. auch architektonischer Lieblosigkeit: In diesen kahlen Schuhschachteln hallt es eben fürchterlich.

  • S
    Steffi

    1) Zu dem "Weil sie sonst bei dem Lärm in der Klasse nichts verstehen":

    Einer der Mathehrer aus meiner eigenen Schulzeit hatte da eine geniale Lösung: Wenn nach Stundenbeginn noch Lärm war, hat er trotzdem mit dem Unterricht samt prüfungsrelevantem Stoff angefangen und zwar extraleise. Das Prinzip dahinter "wenn Ihr meint, Ihr braucht, das nicht mitzukriegen, isses nicht mein Problem, wie Ihr in der nächsten Klassenarbeit klar kommt" brauchte er noch nicht einmal ausdrücklich auszusprechen. Das haben alle sofort kapiert. Und dann war auch Ruhe.

     

    2) Zu der Frage selber:

    Da gilt einfach das Gleiche wie in jedem anderen Lebenszusammenhang auch. Davor gefeit ist wahrscheinlich kaum jemand. Wenn man richtig wütend wird, und das kann im Leben wie in der Schule nun mal passieren, dann kann einem das schon mal unterlaufen. Das ist nicht so schlimm, dass es die Rubrik "Das kann jedem mal passieren" sprengen würde.

    Man muss dann aber auch klar stellen, dass man es nicht für richtig hält. Sowohl durch eine Entschuldigung als auch durch sein sonstiges Verhalten.

  • B
    broxx

    "Im Pädagogikstudium wird Schreien als einschüchternde Gewalt verstanden."

    Gut so- na dann mal los!

  • S
    sven

    Wenn würde das interessieren, wenn der Nachname der Frau "Müller" wäre??

  • G
    Gegenfrage

    Gegenfrage, was dürfen Schüler?

    Welches Verhalten ist von einem Schüler zu erwarten, der in einer deutschen Schule unterrichet wird?

    Und welche Möglichkeiten bestehen, dieses Verhalten durchzusetzen?

    Hat ein Lehrer überhaupt die Möglichkeit, die

    sogenannten Sekundärtugenden durchzusetzen, wenn

    sie im Elternhaus nicht beigebracht wurden?

  • BG
    Bernd Goldammer

    Warum schickt man Lehrer überhaupt noch zum Studium? Wer prüft gelegentlich die charakterliche Eignung der Mitglieder dieses Berufsstandes? Mit Schrei-Pädagogik setzt der Rückzug der modernen Zivilisation ein. Als nächstes kehrt der Rohrstock in die Wissensvermittlung zurück. Diese Pädagogik ist nämlich bedeutend billiger.Irgendein "Experte" wird bald mit solchen Zusammenhängen argumentieren.Sarazin! "Alles geht ümmer noch dümmer!" Dürfen wir dann mit abgehalfterten Bundeswehr Unteroffizieren im Lehramt rechnen?

  • D
    Django

    "Einfach mal zu schweigen, wenn der Lautstärkepegel in der Klasse zu hoch wird, ist da viel wirkungsvoller"

     

    Aber was ist, wenn der Unruheherd dieses Schweigen gar nicht wahrnimmt oder ignoriert?

     

    Ich denke, dass schreien in Extremsituationen schon angewendet werden darf. Diese Lehrer, die 3 Minuten dort saßen ohne etwas zu sagen, hätte ich am liebsten immer angeschriehen.

     

    Auf mich wirkt das viel hilfsloser. Natürlich sollte in der Regel das Gespräch oder das Schweigen gewählt werden. Aber ich kann mich noch an Situationen erinnern, wo mein Lieblingslehrer, der unglaubliche Autorität ausstrahlte ohne Laut zu werden, richtig angefangen hat zu brüllen. In diesem Fall war es definitiv notwendig

  • J
    joeby

    Sollte es in diesem Land möglich sein, einmal einen Mittelweg zu finden? Einen Mittelweg zwischen gescheiterter preussischer Haudrauf-Pädagogik und ebenfalls gescheiterter Pipi-Langstrumpf-Pädagogiogik?

    Einen Mittelweg zwischen Lehrern als Prüglern der Nation und Lehreren als Prügelkknaben der Nation? Ich wäre angenehm überrascht!

     

    joeby

  • C
    C.Plumer

    Steht uns jetzt die 2. Ochsentour mit Namen Sarrazin bevor ? Talks auf allen Kanälen, Kommentare in allen Gazetten ? Sicher auch auf allen Bestseller-Listen !

    Und das nur, weil man Sarrazin heißt und mit den gleichen hirnrissigen Theorien? und überhaupt nicht hilfreich für die tägliche Schulpraxis.

    Sarrazins NEIN DANKE !

  • M
    Mat

    Wer schreit hat schon verloren.

    Ich arbeite derzeit an einer Neuköllner Schule und kenne ausreichend Lehrer_innen, die es für nötig halten zu schreien. Das sind die Lehrer_innen, die ihre Klassen nie in den Griff bekommen.

    Kinder brauchen Aufmerksamkeit und Klarheit. Wer schreit kann aber nicht mehr aufmerksam sein. Der oder die Schreiende ist nicht in der Lage die Bedürfnisse der Kinder wahrzunehmen und deren eigentlich Probleme.

    Wer schreit begiebt sich in einen Hochstatus und ist gezwungen diesen zu erhalten. Jede/r Pubertierende wird mit Freude diese Schwäche ausnutzen. Nicht weil er/sie böswillig ist, sondern weil er/sie gar nicht anders kann. Und das immer wirkungslosere Schreien wird dann am Ende den völligen Autoritätsverlust des/der Lehrer_in zur Folge haben. Zwangsläufig.

    Ich kann meinen Kindern deutlich sagen, was ich erwarte. Ich muß das sogar. Aber: Ich muß ganz klar den Blick immer bei den Schülern_innen behalten. Was brauchen Sie? Welche Energie tragen Sie gerade in sich? Und es ist meine Aufgabe eine geeignete Ansprache zu finden, bzw. einen geeigneten Weg Ihnen Wissen zu vermitteln.

    Und letztendlich: Es geht nicht darum, daß die Schüler mir das Leben leicht oder einfach machen. Es geht überhaupt nicht so sehr um mich. Es geht um die Schüler. Einzig und allein um die Schüler_innen. Und für die habe ich ein Gegenüber zu sein, das klar sein kann, das aber auch eigene Fehler eingestehen kann und das vor allem die Schüler_innen nicht als minderwertige Befehlsempfänger_innen versteht, sondern als gleichwertige Gegenüber.

  • K
    Korrigendum

    Korrigiert doch noch schnell dies hier:

     

    "weil sie bei dem in der Klasse Lärm nichts verstunden."

     

    Klingt als "weil sie bei dem LÄRM in der Klasse nichts verstÜnden" viel stimmiger. ;)

     

    ***Anmerkung der Redaktion: Vielen Dank für den Hinweis.

  • D
    danielj

    Dürfen Lehrer schreien? - Klar dürfen sie. Allerdings zeigen sie damit IMO nicht, wer das Sagen hat sondern genau das Gegenteil. Die guten Lehrer die ich aus meiner Schulzeit erinnere haben nicht geschrien; weil sie es nicht nötig hatten.

  • S
    Sontag

    Hätte in Ihrem Beispiel ein Lehrer frühzeitiger interveniert und nicht erst, wenn ihm der Kragen platzt, wäre Schreien unnötig gewesen.

     

    Schreien ist ein pädagigischer Offenbarungseid. Aber manchmal muss auch das sein, um Schülern glaubwürdig zu zeigen, wo die eigene Schmerzgrenze ist.

  • F
    FriederGerstenschaum

    Es ist ein Unterschied ob ein/e Lehrer/in mal ein Schrei in Klasse lässt, wenn diese allzu laut ist, oder ob ein einzelnes Kind angeschriehen und womöglich noch durch den Inhalt der Worte gedemütigt wird, wie es ja wohl bei der Sarrazin üblich ist.

    Meiner Ansicht nach sollten Leute wie die Sarrazins von Erziehungsaufgaben weit fern gehalten werden - vergiften sie die öffentliche Atmosphäre doch schon genug.

  • R
    rolff

    Die Sarrazines dieses Landes sind keinen Kommentar wert.

  • J
    Josch

    Moin!

     

    Ja, seufz, die Gute Frau Sarrazin. Ich kenne aus meinem Umfeld viele Haupt- und Grundschullehrer und muss sagen, dass der Umgang mit Schülern einen von Lehrern selbst gemachtes Problem ist.

     

    Es geht nicht darum, Disziplin zu fordern. So wie auch EiTeiTei-Kuschelpädagogik nichts hilft. Auch Schreien, Machtausübung und Druck ist eine lächerliche Maßnahme, die niemals funktionieren wird.

     

    Wie wäre es mal mit Respekt? Klare Ansprachen? Verhalten der Schüler ansprechen, diskutieren, für Verständnis werben? Dazu gehört auch Selbstkritik - die Lehrer sollten es können und Schüler darin üben.

     

    Das muss aber von Anfang an gemacht werden und alle Lehrer müssen dahinter stehen.

     

    Für das alles braucht man aber eher mehr als ein auf Didaktik ausgerichtetes Studium...

     

     

    Noch was zum Artikel:

    "Hörstürze und chronische Ohrgeräusche kommen bei Lehrerinnen und Lehrern besonders häufig vor. " - Das hat selten mit dem Lärmpegel zu tun, das sind idR. Stresssymptome.

     

    "Im Pädagogikstudium wird Schreien als einschüchternde Gewalt verstanden." - welche Lehrer haben ein Pädagogikstudium?

     

     

    Beste Grüße!

     

    PS.: Es gibt da noch eine Studie, die bestimmt bald unreflektiert hinzugezogen wird: http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/312797

     

    Bestimmt besonders von den Sarrazin-Anhängern...

  • SD
    Sophie D.

    Ja! allerdings nur um die Klasse zur Ruhe zu bringen und nicht gegen Einzelnde. Das ist sonst grade vor der Klasse zu erniedrigend. Ich finde die Lehrer die einfach still und fordernd da sitzten bis alle leise sind viel schlimmer (und vor allem nerviger) als die, die einfach mal auf den Tisch hauen und fuer Ruhe sorgen.

  • M
    Martin

    Klar dürfen Lehrer schreien. Ist menschlich. Wie immer alles in Maßen! Damit ist m. E. die Frage beantwortet. Gegenfrage: Wird in der taz Redaktion nie geschrien? Alles immer im netten Tonfall diskutiert? Und immer schön gesagt: Ich verstehe Deinen Standpunkt, aber... ? Oder heißt es da nicht mal: Redaktionsschluss ist in 15 min bis dahin ist das fertig!

  • S
    sleepwalker

    @Taz:

     

    Man möge vom erwähnten Buch halten was man will, aber der Titel des Buches heißt korrekt:

    "Föhn mich nicht zu"

     

    ***Anmerkung der Redaktion: Danke für den Hinweis. Der Fehler wurde behoben!

  • RA
    Robert Agthe

    Das falsche Problem, von der falschen Person, falsch Interpretiert und falsch geschlussfolgert. Wenn ich mir überlege mein Kind würde von so einer Person unterrichtet, läuft es mir Kalt den Rücken herunter.

  • L
    Lalas

    Ich stell mir diese Frau vor, wie sie als Vorbild vor ihrer Klasse steht und schreit: "Hört auf zu schreien!!!" Pädagogisch das Niveau einer Qualle...

     

    Ich denke sie möchte mit diesem Vorstoß einfach nur ihre Kündigung, um sich gemeinsam mit ihrem Mann einen ruhigen Lebensabend zu machen.

  • O
    oskar

    Natürlich dürfen Lehrer schreien. In der Regel beweisen sie damit aber nur ihre eigene Hilflosigkeit.

    Einfach mal zu schweigen, wenn der Lautstärkepegel in der Klasse zu hoch wird, ist da viel wirkungsvoller.

  • H
    Hubert

    "Heute, vier Jahre nach dem Hilferuf, präsentiert sich der Campus Rütli als Vorzeigeschule moderner Pädagogik."

     

    Alles eine Frage des Geldes.