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Streit der WocheGibt es Wunder?

Papst Johannes Paul II soll eine Nonne von der Parkinson-Krankheit geheilt haben. Dafür wird er am 1. Mai selig gesprochen. Doch für viele ist das purer Unfug.

In Stein gehauen ist er schon: Papst Johannes Paul II. Bild: imago/Revierfoto

Ob ihre Heilung tatsächlich ein Wunder ist, will Marie Simon-Pierre nicht beurteilen. Dem Radio Vatikan sagte die französische Ordensschwester, die Papst Johannes Paul II von einer schweren Krankheit befreit haben soll: "Ich war krank und jetzt bin ich geheilt. Es obliegt einzig Rom, das als Wunder anzuerkennen."

Eine Seligsprechung ist kein simples Symbol, sie ist die Vorstufe zur Heiligsprechung. Voraussetzung dafür sind ein tugendhaftes Leben, das Erdulden eines Martyriums oder der Nachweis eines vollbrachten Wunders.

Der Vatikan versichert, man habe die Hinterlassenschaft des 2005 verstorbenen Papstes sorgfältig geprüft – obwohl das ungewöhnlich schnell geschah. Normalerweise darf diese Prüfung erst fünf Jahre nach dem Tod der seligzusprechenden Person eingeleitet werden. Und dieses Verfahren kann sich Jahrzehnte hinziehen. Aber schon im Januar diesen Jahres befürwortete Papst Benedikt XVI die Seligsprechung seines Vorgängers und stimmte einem entsprechenden Dekret zu. Eine vatikanische Medizinerkommission hatte das Wunder als glaubwürdig eingestuft.

Eine Seligsprechung in Rekordzeit passt gut zum "Eiligen Vater" Johannes Paul II: Er selbst sprach zu Lebzeiten 1338 Personen selig – immerhin 482 machte er zu Heiligen. Im Vergleich zu den etwa 300 Heiligsprechungen, die in den 400 Jahren zuvor im Verzeichnis der Heiligen und Seligen festgehalten wurden, ist das geradezu inflationär.

Die Wunder, mit denen man im Alltag in Berührung kommt, sind weniger wuchtig als das, womit sich der Vatikan befasst. Wunderpillen, Wunderkinder und One-Hit-Wonder begegnen uns zwar ständig – haben aber doch nichts Mystisches an sich. Überhaupt sind mit dem wissenschaftlichen Fortschritt auch die Ansprüche an Wunder gestiegen: Vieles, was früher als wahres Wunder durchgehen konnte, lässt sich heute erklären. Naturgewalten etwa mögen nach wie vor beeindruckend sein – als wirklich wundersam empfinden wir sie längst nicht mehr.

Bild: taz

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Ob ein Ereignis wundersame Züge hat, ist heute eine Frage des Standpunkts: Man glaubt daran oder nicht – und wer sich nicht entscheiden kann, darf zumindest hoffen.

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36 Kommentare

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  • FL
    Franco Leone

    Komisch, gibt es keine Christen die die TAZ lesen, oder Lust haben an so einer Diskussion teilzunehmen? Ich glaube an Gott. Mal mehr mal weniger. Ich gehe regelmässig in die Kirche und ich glaube an Wunder.

    Für mich sind viele der sogenannten Zufälle Wunder. Muss man da mehr definieren, erklären?? Wenn man ein gesegnetes Leben und eine lebendige Beziehung zu Gott hat. . .

    Gruß

    Franco

  • GO
    GL - OV

    es ist und bleibt wohl so... wunder muss man erleben - dazu muss man allerdings vorher dran glauben - tja so ist das - und dazu: ob eine heilung als wunder gilt, kann wohl kaum der arzt bestimmen, was soll denn der den sagen: toll sie haben einen termin gehabt, ihr bein sollte amportiert werden, aber warum denn, ist doch kern gesund - (persönliche erfahrung) - oder ein mechaniker: wie mit dem auto sind sie 50km noch über die autobahn gefahren? eigentlich nicht möglich - tja is aber so - ebenfalls eine persönliche erfahrung, kp - sind wohl kaum wunder der technik / medizin, weil jede logik normaler technik/medizin dagegen spricht!

    wunder gibs und wirds auch immer geben, is doch wunderbar!!!

  • DR
    Dir Riepe

    Ich habe gerade die Sonntaz gelesen.

    Zur Frage "Gibt es Wunder?"

    Antwortet Friedhelm Hofmann in einer Art und Weise wie sie mir die Nackenhaare sträubt.

    Ich bin seit 20 Jahren an Multiple Sklerose erkrankt. MS ist wirklich für jeden Scharlatan gut, der mit der Verzweiflung Geld verdienen will oder Schäfchen einfangen.

    Dass dieser Mensch so tut, als würden die Kriterien eines katholischen Wallfahrtsortes zur Beurteilung von Heilungen chronisch unheilbarer Erkrankungen, für die man weder einen Verlauf noch eine Ursache vorhersehen kann, den Anspruch auf Richtigkeit besitzen, ist eine Unverschämtheit sondergleichen. Wenn man schon von Wunder spricht, sollte man bei religiös kryptischen Beweisen bleiben. Aber nicht den Eindruck erwecken, es hätte etwas mit medizinisch wissenschaftlicher Grundlage zu tun.

    MS ist eine seit 100erten von Jahren bekannte Krankheit deren Ablauf ungeklärt ist.

    Der/die Betroffene ist häufig recht hilflos im Umgang mit seiner persönlichen MS. Der Gedanke an Heilung lässt sich nur schwer aus den Gedanken bekommen. Jeder Strohhalm wird ergriffen, egal wie unsinnig er auch sein mag.

    Ich kann gut mit der Krankheit leben, mit Herren wie Herrn Hofmann, die zum Selbstzweck Kirchenkriterien zur Heilung von Krankheiten zitieren, kann ich nicht leben.

    Ich lese in Schulen aus meinem Buch, setze mich für die Akzeptanz von Behinderung in der Gesellschaft ein. Arbeite mit Pflegefachschulen zusammen und muss dann von Herrn Hofmann solch einen Schwachsinn lesen.

    Ich hoffe der TAZ-Leser die TAZ-Leserin lässt sich vom Verführer nicht verführen. Der uns hier wieder einmal einen Gottesbeweis auftischt.

    Und den MS-Erkrankten empfehle ich die DMSG, Selbsthilfegruppen und psychologische Beratung, um so wie ich und tausende andere ohne Lourd zufrieden leben können ob mit oder ohne MS, die mit der Zufriedenheit des Einzelnen eh nichts zu tun hat.

     

    Dirk Riepe

    Behinderter, chronischkranker, sehr zufriedener Mensch

  • D
    deviant

    @SillyBlackSheep

     

    Ich erkenne da einige Ironie, wenn Sie meine Kommentare als "schlau" bezeichnen, darum möchte ich noch ein paar Dinge klarstellen:

     

    Ich mag überzeugter Atheist (im engeren Sinne) sein, dass heisst aber nicht, dass ich nicht auch ein spiritueller Mensch bin - ich glaube nur, dass die Vorstellung eines einzigen allmächtigen Gottes so viele konzeptionelle Schwächen aufweist, dass sie nicht wahr sein kann, zudem sind die Kirchen selbst, die konfessionelle Bindung hieran, sowie das exklusive Heilsversprechen ein riesengroßes gesellschaftliches Problem, weil sie zu Intoleranz führen.

     

    Ich habe eine starke Überzeugung, dass es sowas wie das "Übernatürliche" gibt (was im Übrigen auch jeder Wissenschaftler hat, weil "übernatürlich" eigentlich nur heisst, dass wir etwas nich nicht erklären können) und ich glaube auch, das eine basale Entität von "Wunder" durchaus existiert - und wenn sie von "Wunderheilung" reden, dann mag es das durchaus auch geben, weil der Körper so große autosuggestive Kräfte besitzt (woher auch immer), dass auch angeblich unheilbare Krankheiten geheilt werden können.

     

    Aber im Artikel geht es eindeutig um solche Wunder, die der allmächtige Gott durch einen Beamten des Katholizismus auf Erden wirkt - und, Entschuldigung, DAS IST BULLSHIT!

    Eben weil der Katholizismus keinen Sinn ergibt und man im Laufe der Jahrhunderte so viel Flickschusterei betrieben hat, dass inzwischen eine ganz andere Religion herausgekommen ist. Zum Beispiel die nachträglich entwickelte Person des Teufels und dessen zunehmende Stärkung zeugen davon, dass ein allmächtiger, allwissender und guter Gott offensichtlich nicht existieren kann, wenn die Menschen, die er erschaffen hat, doch eigentlich von grundauf schlecht ist.

    Warum zum Beispiel sollte Gott ein Wesen so erschaffen, dass er es aus seinem Paradies verstoßen muss und für dass er extra eine Hölle schaffen muss, weil es so schlecht ist?

  • S
    SillyBlackSheep

    den artikel lese ich nicht, weil ich keine lust habe mich mit themen zu beschäftigen bei denen "glaubensfragen" im mittelpunkt stehen. wie man sieht, provoziert das vor allem häme und so schlaue kommentare wie die von @deviant und @vic. wie soll jemand, der konfessionell nicht gebunden ist, dafür auch verständnis aufbringen. ich halte die aktion auch für überflüssiges kirchentheater-tamtam, was die verbliebenen schäfchen bei der stange halten soll.

     

    nichtsdestotrotz: manchmal ist es gerade der glaube an ein wunder, der schwere krankheiten etwa zum verschwinden bringt. bei grenzerfahrungen auf leben und tod, kann nach glücklicher überwindung derselben, das leben plötzlich wie ein wunder erscheinen. man lebt bewusster, intensiver, dankbarer. und ein kind z.b. aufwachsen zu sehen hat doch durchaus etwas wundersames, da wir "das geheimnis des lebens" eben nicht kennen.

     

    naturwissenschafltiche betrachtungen helfen bedingt, den menschen und die natur in seiner/ihrer komplexität zu begreifen. letzte fragen bleiben aber unbeantwortet. nun es ist eine typisch patriarchalische sichtweise zu meinen, alles muss doch ergründlich und erschließbar, also qua vernunft in seine bestandteile zerlegbar, dadurch nachvollziehbar und somit beherrschbar sein, um das leben, seine bedingungen und gefahren unter kontrolle zu bekommen.

     

    leute, die nur in diese richtung denken können(und meist wenig fühlen), tun mir leid. dahinter steckt doch nix als angst davor, sich tiefer berühren zu lassen und einfach mal ratlos und mit offener kinnlade dazustehen.

  • AB
    Arne Babenhauserheide

    @Charlie Triebenbach:

     

    Am Regen sind wir dran (Gewitterwolken machen noch Probleme), und die Sonne verstehen wir auch bereits so weit, dass wir ihre Energiequelle nachbauen können (wenn auch noch nicht verlässlich). Die Geburt ist schon lange verstanden - so weit, dass wir sie im Labor nachbauen können - und Liebe ist zu großen Teilen eine Hormonreaktion.

     

    Und gerade weil wir sie verstehen, sind sie für uns wirklich wunderbar!

     

    Aber um das wirklich verständlich zu machen, verweise ich lieber direkt auf xkcd → http://xkcd.com/877/

     

    http://imgs.xkcd.com/comics/beauty.png

     

    „Das Problem mit euch Wissenschaftlern ist, dass ihr allem das Wunder und die Schönheit nehmt, indem ihr versucht, es zu analysieret“

     

     

    „OK, wie auch immer. Das Problem mit euch Wissenschaftlern ist, dass ihr in ALLEM Schönheit und Wunder seht“

     

    („Ugh, das sieht aus wie Hundekotze!“ - „Ja! Wir nennen F. Septica ‚Hundekotze Schleimschimmel‘, cool, oder?“)

     

    („Oh Gott, es bewegt sich!“ - „Wie süß, es will dich umarmen!“)

  • V
    vic

    @ Charlie Triebenbach

     

    Und ich dachte immer, Lebewesen wie Mensch und Tier entstehen durch Befruchtung einer Eizelle durch Sperma.

    Auch über die Beschaffenheit der Gestirne bin ich anderer Meinung- wie bei allem anderen auch.

    Aber jedem das Seine.

  • D
    deviant

    @Charlie

     

    Menschen, die sich die Kant'sche Mahnung, den Mut zu haben, sich seines Verstandes zu bedienen sind ein Wunder.

     

    Ein Furz ist ein Wunder.

     

    Rauhfasertapeten sind ein Wunder.

     

    Fritten Rotweiss sind ein Wunder.

     

     

     

    Wenn man "Wunder" so inflationär benutzt wie Sie, dann verliert es völlig seinen Sinn, denn dann ist "Wunder" gleichbedeutend mit "Sein" und für das Sein haben wir schon ein Wort.

     

    Raten Sie mal.

    Genau, "Sein"!

    Ein Wunder!!!

  • V
    vic

    "Doch für viele ist das purer Unfug."

    Für mich zum Beispiel.

    Ein Wunder ist, dass so viele Menschen diesen- und anderen- Unfug glauben.

  • CT
    Charlie Triebenbach

    Jede Geburt eines Menschen ist ein Wunder

    Jede Geburt eines Tierse ist ein Wunder

    Unser Planet ist ein Wunder.

    Die Sonne ist ein Wunder.

    Schnee ist ein Wunder.

    Regen ist ein Wunder.

    Die Liebe ist ein Wunder.

    Der menschliche Geist ist ein Wunder.

    Freiheit ist ein Wunder.

    Die Seele ist ein Wunder.

    Du bist ein Wunder.

    Glaubst Du immer noch nicht an Wunder?

    Dann erkläre mir eines der oben genannten Phänomene. Nichts davon ist durch unser Zutun entstanden.

    Wir hören auf Wunder anzuerkennen, wenn wir eine Gesetzmäßigkeit erkennen. Aber allein die Frage nach dem Warum und Woher, stellt uns schon vor die nächste Probe. Mich wundert nur, dass es immer noch so viele Blinde unter den wenigen Sehenden auf dieser Welt gibt, die tatsächlich noch glauben, der Mensch sei das Maß aller Dinge. Wenn ich mir die menschlichen Entgleisungen auf der Welt zur Zeit betrachte, kann ich mich nur wundern, dass niemand versteht, was hier wirklich vor sich geht.

  • I
    Ignoranz

    an den ersten kommentar anknüpfend nur soviel: als wunder wird man es wohl bezeichnen müssen, wenn die taz-redaktion sich doch noch dazu aufraffen wird können, die leserforen upzudaten.

  • L
    lieberdochpseudonym

    Dann zähle ich mal einige mir bekannte Heilige auf:

     

    - Hl David, seines Zeichens König in Jerusalem, als seine Stadt überfallen wurde und er sie zurückeroberte sperrte er kurzerhand sein erstes Harem ein und gründete ein neues, ein echtes Vorbild für eine funktionierende Familie.

    - Hl Petrus und alle damals; immerhin verließen sie ihre Frauen, wie die vor 2000 Jahren weiter existieren konnten ist mir schleierhaft

    - Seliger Karl oder so um 800. Glücklicherweise ward sein Einfluss nach den notwendigen Wartezeiten nicht mehr ausreichend, um ihn auch noch heilig zu sprechen

    - Der heilige von Opus Dei, der faschistische Regime unterstützte und dessen Gruppierung den Vatikan unterwandert und in die Vergangenheit führt.

    - Seliger Karl I von Oesterreich. Der letzte Habsburger Kaiser hätte als oberster Kriegsherr verbieten können, dass seine Gegner im Weltkrieg vergast wurden, notfalls mit Rücktrittsdrohung. Er brauchte noch ein Wunder, wie es so sein sollte betete eine brasilianische Nonne zu ihm (wie kommt eine brasilianische Nonne auf so jemand, der im Exil in Madeira wohnte?) und sie hatte am Tag darauf keine Krampfadern mehr. Man kann es sich heraussuchen, ob er lieber der Heilige der Krampfadern und Hämorride sein will, oder... Die Gebetsliga zu zu seiner Heiligsprechung wurde übrigens von dem Bischoff aus Wien geleitet, der die Finger wohl nicht von kleinen Buben lassen konnte.

    - Bald seliger JPII, auch hier musste wieder eine Nonne beitragen zu seinem Wunder, naja, wenigstens hat er mit der Heiligeninflation und fragwürdigen Kanditaten den Wert gewaltig reduziert

    - Sollte nicht auch der Papst, der sich zumindest nicht gegen Hitler gestellt hat (der Stellvertreter) heilig gesprochen werden?

    - Und da gibt es noch die Frau, die sich wohl die Wundmale beibrachte und jetzt mit einer Dauergebetsliga zur Heiligkeit geführt werden sollte.

     

     

     

    Naja, wenigstens gibt es keine Levitationen mehr und Fälle, in denen der Heilige in seiner Zelle beten konnte und gleichzeitig unterwegs war.

     

    Dies ist eigentlich schade für eine Mutter Theresia, deren Heiligkeit, besser Vorbildhaftigkeit, dadurch diskreditiert wird.

     

     

    Da sind mir einige Nobelpreisträger mehr vorbildhaft als viele obskure Scheinheilige und unter den Nobelpreisträgern kann ich dann voll Bewunderung ein Ghandi, eine Mutter Theresia finden.

  • OS
    Old Samm

    Interessant, wie viele Leute kommentieren.Selbst die, die sich für´s Ignorieren aussprechen.

  • DB
    du bist super

    menschliche gehirne haben begrenzte Möglichkeiten und meines findet das gut.. Deswegen ja, für uns alle hier gibt es Wunder und sie wird es immer geben!

    hurra

  • D
    deviantq

    @njorgorg

    Der ganze Artikel behandelt den Katholizismus und dessen Form der Selig- bzw. Heiligsprechung, begründet durch Wunder.

    Der Begriff des Wunders ist hier also direkt an den Katholozismus gebunden und nicht etwa als "Ding, das wir uns (noch) nicht erklären können - auch das bezeichnet man nebenbei eher nicht als Wunder, sondern vielmehr als "übernatürlich") - oder auch nur an "religiöse Wunder".

     

    Dass sie dann auch noch die Kirche und die Päpste indirekt verteidigen und zu Fairness aufrufen, ist mMn Ausdruck höchster Verachtung aller Menschen.

    Kirche ist institutionalisierte Intoleranz, insbesondere, was die "Heilsreligionen" angeht, die ja dezidiert alle anderen in die Hölle schicken will - da braucht man gar nicht mit historischem oder modernem Terrorismus wie Aufruf zur Gewalt oder Kondomverbot kommen, schon die Unfähigkeit der christlichen Sekten, halbwegs vernünftig zusammenzuarbeiten gibt Ausdruck davon.

     

     

    @ich:

    Interessante Idee, die sie da einbringen (vielleicht ist der Nobelpreis gar ein Versuch, genau dieses zu tun), dennoch ist sie sinnvollerweise völlig illusorisch: Die kulturellen, philosophischen, ideologischen (et al.) Grundvorraussetzungen sind weltweit so grundverschieden (nehmen Sie nur die fernöstliche Vorstellung, dass das Kollektiv über dem Individuum steht, die insbesondere in der chauvinistischen westlichen Haltung gegenüber China immer wieder thematisiert wird), dass es keinen Konsens geben kann, hinzu kommt, dass "Ältestenräte" quasi notwendigerweise erzkonservativ sind, progressive Vordenker also kaum in den Genuss einer solchen Auszeichnung kämen. Ich möchte auch noch ein Beispiel aus der Geschichte nennen: Unter frühen Muslimen (>Charidschiten) gab es die Vorstellung, nach dem Tode Muhammads solle "der Beste" die Muslime führen (wohlgemerkt innerhalb einer immer noch kleinen Gruppe Gläubiger) - nichtmal innerhalb dieser Gruppe (der Muslime insgesamt, aber nichtmal in der noch kleineren Gruppe der Charidschiten) konnte Einigkeit darüber hergestellt werden, wer das denn wohl sei; wie soll das bei einer 7 Mrd Bevölkerung unterschiedlichster Prägung passieren?

  • PN
    Peter Neuhaus

    Ein wirkliches Wunder ist es, dass die Theologie, die Johannes Paul II. unter der ideologischen und inquisitorischen Führerschaft des heutigen Papstes Ratzinger alias "Bene"dikt XVI. zu vernichten suchte, noch immer existiert - nämlich die Befreiungstheologie in Lateinamerika und anderswo. Insofern ist dieser Papst tatsächlich für ein Wunder verantwortlich - allerdings eines wider Willen...

    Der Rest ist Hokuspokus.

  • HG
    Hans-Peter Gensichen

    Dass Wunder geschehen, erfährt jede und jeder. Wenn nicht: mein Beileid! Wer ein wunderbares Geschehen mit "es gibt" umschreibt, ist freilich schon auf dem Holzweg. "Ich habe ... erfahren" - das kann man oder frau vielleicht sagen. Darum ist es ebenfalls holzwegig, über das "Geben" oder "Nichtgeben" von Wundern zu streiten. Worüber man eigentlich nicht zu streiten braucht, ist die katholische Praxis, Wunder beamtenmäßig zu dokumentieren, deren Erheblichkeit festzustellen - wiederum beamtenmäßig - und daraus dann eine Selig- oder Heiligsprechung zu konstruieren. Wiederum beamtenmäßig. Denn das wird dem wunderbaren Charakter von Wundern überhaupt nicht gerecht. Insofern ist es gerade theologisch ein Unsinn. Ebenso unsinnig wie die Frage, ob es Wunder "gibt".

  • T
    THOR

    ...selig sind die die da geistig arm sind, denn ihnen gehört das Himmelreich...

  • AB
    Arne Babenhauserheide

    Um die Frage zu beantworten, ob es Wunder gibt, müssen wir erst beantworten, was der normale Gang der Welt ist, denn ein Wunder muss immer mindestens eine starke Abweichung vom realistisch zu erwartenden Ablauf von Ereignissen sein.

     

    Solange die Kirche Wunder zur Legitimation des Glaubens nutzt, ist es damit für sie von Interesse, dass unser Wissen darüber, was alles möglich ist, möglichst begrenzt bleibt. Denn nur wenn es Ereignisse gibt, die wir als unmöglich betrachten, können sie „durch ein Wunder“ geschehen.

     

    Die Kirche braucht also möglichst viele Ereignisse, die eigentlich möglich sind (wie auch immer), die aber allgemein als unmöglich betrachtet werden.

     

    Wer etwas Schönes wahrnimmt, das er für unmöglich gehalten hat, kann das als Gott interpretieren. Wenn er aber weiß, dass die Wahrnehmung völlig normal ist, wird er sie kaum als Wunder interpretieren, sondern einfach nur als wunderschön.

     

    Das heißt, für jedes Wunder braucht es Unwissen. Solange es großes Unwissen gibt, wird es Wunder geben. Einer auf Wunder bauenden Kirche ist es damit ein zentrales Interesse, die wissenschaftliche Untersuchung von „Wundern“ zu verhindern.

     

    Denn ein Wunder, das wir als Naturgesetz verstehen, ist kein Wunder im Sinne der Kirche mehr und kann nicht missbraucht werden, um eine Machstruktur zu rechtfertigen.

     

    Und ein Wissenschaftler, der bei einem Bericht eines „Wunders“ antwortet „das ist völlig unmöglich“, spielt diesem Missbrauch des Unwissens in die Hände.

  • O
    ohno

    Wunder... Ist sonst nix los bei Euch? Sollen die in ihrem Verein doch selig sprechen, Orden verleihen oder sonstigen Keks machen, die Religioten gehören allesamt ignoriert, außer wenn sie Ihren Unsinn nach außen tragen. Andere Narrenkappenvereine können ihre Funkenmariechen doch auch ohne "Streit der Woche" in der taz aussuchen.

  • P
    peter

    Sehr peinlich so etwas sogar in der taz lesen zu müssen. Aber die Kirchenleute sind eben überall, um ihren Aberglauben und ihre Lügen zu verbreiten.

  • AB
    Arno Besendonk

    Gibt es Wunder? Klar doch, neulich erst auf dem Spargelfeld gesehen...

    Arbeitende Polen!

    Und das dies möglich ist, dass ist auch ein Verdienst dieses Papstes!

  • N
    njorgorg

    Ich staune immer wieder über so viel Undifferenziertheit und Intoleranz bei vielen Taz-usern.

     

    An Wunder zu glauben, hieße keineswegs, sich den katholischen Prämissen anzuschließen.

    Schließlich könnte man hier ja auch mal über den Begriff "Wunder" als solchen diskutieren, anstatt, vom hundertsten ins tausendste kommend, sich auf die Fehler der Kirche der letzten 2000 Jahre auszulassen.

     

    Ich will damit sicherlich nicht die katholische Kirche in Schutz nehmen, aber ein bisschen fairness wär doch angebracht.

     

     

    @Topic

    Wenn man mal die Fragwürdigkeit von Selig- und Heiligsprechungen an sich außer acht lässt ist dieser Fall doch nicht so abwegig. Ich kenn keine Details des Vorfalls, aber wenn die Frau durch das Wirken des Papstes (Placebo) gesund geworden ist, ist das in jedem Fall eine gute Sache, egal wie das nun genau passiert ist. Wenn es wirklich schlichtweg an der Placebowirkung liegt, muss der Mensch doch eine eine sehr beeindruckende Ausstrahlung gehabt haben.

  • I
    ich

    Kann den Meisten hier nur zustimmen (die dunkle Geschichte der Kirche, ihr Bedürfnis Einzigartiges zu präsentieren, um Macht zu erhalten/gewinnen, aber auch die Gläubigkeit vieler Menschen an den heutigen Lebensstill), dennoch denke ich, dass der Mensch noch nicht alle Geheimnisse der Natur ergründet hat. Somit kann heutzutage Unerklärliches, auch Wunder genannt, morgen schon ein alter Hut sein.

    Vielleicht waren es die selbstheilenden Kräfte der Frau, von ihrem Glauben initiiert, die sie haben genesen lassen (eine Art Placebo-Effekt, ähnlich wie bei Homöopathie)?

    Keine Ahnung!

    Eines weiß ich aber: wirklich GUTE Menschen (an Taten gemessen, nicht an Worten) sollten posthum ausgezeichnet werden, als Idolen für nachfolgende Generationen.

    PS: Aber bitte nicht von der Kirche oder einer Regierung.

    Von wem dann, fragt Ihr?

    Mir schwebt da etwas wie ein Rat der Ältesten/Weisesten vor, mit Teilnehmern aus aller Welt (bitte nicht mit UN verwechseln).

  • D
    deviant

    Rotkäppchen traf eine gute Fee, die ihr drei Wünsche freistellte. Ihr erster Wunsch war ein fettes Bankkonto, ihr zweiter ein Traumprinz und der dritte dicke Titten.

     

    Die taz hakt nach im kommenden Streit der Woche: Können gute Feen wirklich Titten vergrößern?! Sie sind gefragt!

     

     

    Über diese Wunder überhaupt zu diskutieren, heisst die Prämissen, dass es einen Gott gebe und dass ausgerechnet die Kannibalismus propagierende katholische Kirche dessen legitime Vollstreckerin auf Erden, sowie dass die Bibel sein Buch sei, unhinterfragt vorrauszusetzen. Das ist so sinnvoll, wie darüber zu diskutieren, ob es korrekt sei, Fleisch zu essen, weil die Tiere sich freiwillig und voller Wonne täglich ein Stück Fleich aus dem Leib reissen.

  • GL
    Gustav Lützel

    Diese Kircheninstitution ist reaktionär, längst überholt und in ihrem dogmatischen Machtanspruch unbelehrbar. Als aufgeklärter Europäer lässt man sich schon lange nichts mehr von diesem Machtapparat sagen. In ihrer wirtschaftlich außergewöhnlich reichen Enklave regiert ein Ungeist an Intolleranz, Großmannssucht und realitätsfremder Haltung zu den wesentlichen Fundamenten unserer Gesellschaft – im besonderen natürlich die krankhafte Beurteilung menschlicher Sexualität. Erst wenn das Wunder geschieht, dass die Oberen des Vatikan ihre Reichtümer veräussern und den Armen überlassen, könnten sie ein Fünkchen Glaubwürdigkeit erlangen. Meine Haltung dazu trifft am besten das folgende Zitat, das ich kürzlich fand von Jiddu Krishnamurti:

     

     

    Jiddu Krishnamurti (* 12. Mai 1895 in Madanapalle, Indien ; † 17. Februar 1986 Ojai, Kalifornien) war ein indischer Philosoph, Autor, Theosoph und spiritueller Lehrer.

     

    „Ich behaupte, dass die Wahrheit ein pfadloses Land ist und

    dass es keine Pfade gibt, die zu ihr hinführen – keine

    Religionen, keine Sekten. Das ist mein Standpunkt, den ich

    absolut und bedingungslos vertrete. Die Wahrheit ist

    grenzenlos, sie kann nicht konditioniert, sie kann nicht auf

    vorgegebenen Wegen erreicht und daher auch nicht organisiert werden.

    Deshalb sollten keine Organisationen gegründet werden, die

    die Menschen auf einen bestimmten Pfad führen oder nötigen.

    Wenn ihr das einmal verstanden habt, werdet ihr einsehen,

    dass es vollkommen unmöglich ist, einen Glauben zu

    organisieren. Der Glaube ist eine absolut individuelle

    Angelegenheit und man kann und darf ihn nicht in

    Organisationen pressen. Falls man es tut, wird er zu etwas

    Totem, Starrem; er wird zu Gier, zu einer Sekte, einer

    Religion, die anderen aufgezwungen wird. […]

    Ich möchte keiner spirituellen Organisation, ganz gleich

    welcher Art, angehören, und ich bitte euch, das zu verstehen.

    Ich betone noch einmal, dass keine Organisation einen

    Menschen zur Spiritualität führen kann. Wenn eine

    Organisation zu diesem Zweck gegründet wird, so wird sie zu

    einer Krücke, die euch schwächt, zu einem Gefängnis.

    Solche Organisationen verkrüppeln das Individuum, hindern

    es daran zu wachsen und seine Einzigartigkeit zu leben, die ja

    darin liegt, dass es ganz alleine diese absolute,

    uneingeschränkte Wahrheit entdeckt. Das ist ein weiterer

    Grund dafür, dass ich mich – da ich der Präsident des Ordens

    bin – entschlossen habe, den Orden aufzulösen. Niemand hat

    mich zu dieser Entscheidung gedrängt oder überredet.

    Das ist keine großartige Tat, denn ich will keine Jünger oder

    Anhänger; ich meine das so, wie ich es sage. In dem

    Moment, in dem man beginnt, jemandem zu folgen, hört man

    auf, der Wahrheit zu folgen.“

  • T
    Thomas

    Es ist ja wohl keine ernste Diskussion!? Das Thema "Wunder" gehört zum Glauben; darüber zu diskutieren ist müßig; für Gläubige stellt sich die Frage nicht

  • MH
    Meine Heiligkeit

    Vor ein paar Tagen starb ein anderer Sektenführer, ein gewisser Sai Baba, ebenfalls recht bekannt.

     

    Und ebenfalls wundertätig. Seine Wunder waren genau so echt wie die Wunder katholischer Bauart:

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Sathya_Sai_Baba#Angebliche_Wundert.C3.A4tigkeit

     

    Man muß eben dran glauben. Wenn man's macht ändert das zwar nichts an der Täuschung, aber man hat auch sonst keine Vorteile davon.

  • E
    Elvenpath

    Muss muss das verstehen: Ohne Wunder bricht der katholische Glaube zusammen. Er ist auf Wunder aufgebaut.

     

    Da wundert einen nix mehr... LOL

  • H
    Hasso

    Verfolgt man die Geschichte der Kirche nur ein wenig, so stößt man auf Schandtaten jeden Kalibers. In dem Paket ist alles drin, was mit Jesus nicht das geringste zu tun hat. Natürlich braucht man da ab und an mal ein Wunder. Schandtaten der Note "6" geteilt durch das sogenannte Wunder Note 2 gleich Note "3". Und schon hat die Kirche ihre Existenzberechtigung wieder ein bissl' aufgefrischt.

  • B
    Bebber

    Irgendwie muss sich ja der aufgestaute sexuelle Druck bei diesen Kirchenmännern Luft machen. Realitätssinn ist verboten, also glaubt man an so nen SchnickSchnack.

  • T
    T.V.

    Ich bin ein Wunder, holt mich hier raus!

  • T
    T.V.

    Ich bin ein Wunder, sprecht mich heilig.

  • S
    Stefan

    Wunder? Wass'n Blödsinn. Unglaublich, dass man sich damit ernsthaft beschäftigt :-(

     

    vg, stefan

  • UM
    Uli Moll

    Naja, schon - zumindest wundert es mich immer, an was Leute so glauben können: Illuminaten, die Sicherheit deutscher AKWs und die FDP, um nur ein paar Dinge zu nennen. Oder, dass man bei DSDS per Telefon was entscheiden könnte, dass es geil ist, geizig zu sein oder im Fernsehen seinen Hintern zu entblößen ...

     

    Lauter wundersame Verirrungen des menschlichen Geistes - wer möchte da an vergleichsweise profanen Sachen wie einer Heilung durch Handauflegen (immerhin: Besser als Eigen-Urin) zweifeln?

     

    Wer sich altes Kirchen- und Klosterrecht anschaut, der wird feststellen, dass eine Voll(!)nonne das Recht (je mach Kloster) hatte, am Tag bis zu drei Litern Wein zu trinken - wen wundert das eine wundersame Erscheinung?

     

    Wunder gibt es reichlich - nur Hirn, das ist selten, im Vergleich

  • S
    Super!

    Oh Super - neuer "Streit der Woche". Habt Ihr, liebe taz-Redaktion, denn auch mal die Güte, die weiteren Threads zu aktualisieren? Oder ist Euch das wurscht, wie die Vernachlässigung der Leser-Foren-Seite bei Eurer Leserschaft ankommt? Ansonsten wär's nett, wenn Ihr nach wochenlangem Schweigen mal kurz darüber aufklärt, warum's hier nur noch olle Kamellen zu begutachten gibt. Mein Verständnis dafür jedenfalls, liegt inzwischen unter Null.