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Streiks und Proteste in Griechenland"Empörte Bürger" blockieren Parlament

Aus Protest gegen den Sparkurs haben mehrere tausend Menschen versucht, Zufahrtsstraßen zum Parlament zu blockieren. Die Polizei nahm mehrere Personen in Gewahrsam. Streiks legen Verkehr lahm.

In Deutschland die Clowns, in Griechenland die Flötenspieler: Polizisten mit Kultur verwirren geht immer. Bild: dapd

ATHEN dpa | Aus Protest gegen den radikalen Sparkurs in Griechenland haben am Mittwoch umfangreiche Streiks in dem Mittelmeerland begonnen. Schon am frühen Morgen versammelten sich mehrere tausend Menschen vor dem Parlament.

"Empörte Bürger" versuchten, Zufahrtsstraßen zum Parlament zu blockieren. Die Polizei stellte Absperrungen auf und nahm mehrere Menschen in Gewahrsam, berichteten Augenzeugen. Im Parlament war für den Nachmittag eine Debatte über das neue Milliarden-Sparprogramm angesetzt. Die Bewegung der "Empörten Bürger" und die beiden größten Gewerkschaftsverbände hatten zum Streik aufgerufen.

Wegen der Streiks fallen Zugverbindungen, Fähren und die Athener Vorstandbahn aus. Ministerien und staatliche Unternehmen sowie viele Banken bleiben geschlossen. Um die Mittagszeit wollten auch die Händler für drei Stunden ihre Läden schließen. Die Tourismusbranche soll darunter nicht direkt leiden, die Fluglotsen nehmen nicht am Streik teil.

Proteste über das Netz organisiert

Die hauptsächlich über das Internet organisierte Bewegung der "Empörten Bürger" organisiert seit mehr als 20 Tagen täglich Demonstrationen vor dem Parlament. Die Demonstrationen sollen bis zum Tag der Abstimmung über das Sparprogramm im Parlament am 30. Juni andauern.

Dem griechischen Journalistenverband zufolge wurde der Streik der Journalisten im Fernsehen und Rundfunk, der zunächst 24 Stunden dauern sollte, abgebrochen, um die Berichterstattung wieder aufzunehmen.

Unterdessen gerät die Regierung immer mehr unter Druck. Am Vorabend hatte sich ein Abgeordneter der sozialistischen Regierungspartei für unabhängig erklärt. Damit schrumpfte die Mehrheit der Sozialisten auf 155 Abgeordnete im Parlament, das insgesamt 300 Abgeordnete umfasst.

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16 Kommentare

 / 
  • AD
    An den Grauen Wolf

    Ist es nicht lustig wie Bild und Hürriyet vereint von einer Militärdiktatur in Hellas träumen und genauso vereint den Verkauf von Inseln fordern?

     

    Die Türkei hat überhaupt nichts verdient, außer einen fetten Tritt vor ihren nationalistischen Schädel, wenn sie wieder mal mit ihren Fregatten provozierend durch griechische Gewässer eiert.

     

    Stolz verkündet dann ihre Presse wie man es den griechischen Feiglingen gezeigt hat, kann man doch vom Kap Sounion aus fast schon die Akropolis sehen.

     

    Schliesslich hat die Türkei Mitschuld an der Misere, droht sie doch Griechenland Krieg an für den Fall, daß man es wagen würde das viele Öl in der Ägais zu fördern.

    Auch, daß noch mehr Öl und Gas im lybischen Meer entdeckt wurde, passt den Herrschaften nicht und sie erklärten Ansprüche auf die Insel Gavdos (südlich von Kreta!).

     

    Gleichzeitig überfliegen türkische Bomber ständig griechische Inseln, auf die natürlich auch "Ansprüche" gestellt werden und ERST als Frontex zur Flüchtlingsjagd abkommandiert wird, glaubt die Welt deren Berichten über türkische Grenzverletzungen.

     

    Und, die Türkei, die lieber ein Atatürkmausoleum verehrt anstatt ein Holocaustmahnmal für Millionen massakrierte Anatolier zu bauen, besitzt auch noch die Frechheit rumzumaulen, daß in Griechenland seit 1994 der Tag zur Erinnerung an den Völkermord an den Schwarzmeergriechen begangen wird.

     

    Und was passiert, falls in Athen die Panzer rollen?

    Die Türkei wird Inseln besetzen!

  • EB
    Ein besorgter Bürger

    Und das Witzige an der Sache ist, dass das richtige Sparen ja noch gar nicht begonnen hat. Die durchgeführten Maßnahmen mögen den einen oder anderen ärgern, aber im Großen und Ganzen ist das noch harmlos. Und wenn man sich anschaut, wie viel die Griechen wirklich verschuldet sind und dem die Sparmaßnahmen gegenüberstellt, sieht man auch, dass das noch nicht mal ein müder Anfang des Sparens war, de facto sind da Maßnahmen mit echten Auswirkungen noch gar nicht durchgeführt worden. Das kann noch ganz schön lustig werden, vor allem weil Griechenland ja extrem überaltert ist, da kann man kaum mehr die Jungen ausbeuten, um die Schulden der Alten zu bezahlen, die Jungen sind alle weg, vor allem natürlich die Qualifizierten. Touristen bleiben auch weg, was soll da noch kommen? Wenn man das mit der Türkei vergleicht, wo man in den vergangenen zehn Jahren die Staatschulden nahezu gedrittelt hat, dann merkt man schon, wo gute Ploitik gemacht wurde (Türkei) bzw. wo sich der Beamten-Apparat einfach nur schamlos bereichert (Griechenland, Deutschland).

    Griechenland sollte man schließen, wie ein Unternehmen. Vielleicht kauft die Türkei ja nur zum Spaß die Akropolis und sprengt sie in die Luft - verdient hätten die Griechen das.

  • E
    egal

    Liebe Taz,

    bitte löscht doch einfach das Naziposting etlicher Kommentare hier , die sich wohl abgesprochen haben müssen,oder erkennt ihr die feinen Unterschiede nicht mehr ?So etwas inhaltsleeres, falsches und dummes Zeug habe ich schon lange nicht mehr gelesen.

  • VR
    Vierte Reich ich hör Dir trapsen

    Wer irgendwelche tiefer gehende Erkenntnisse über das geschichtliche Entstehen von Antisemitismus braucht, sollte sich u.a. die Kommentarspalten deutschsprachiger Tageszeitungen zwecks Doktorarbeit vornehmen: Purer Anti-Hellenismus gebiert unglaublich süsse Lügen!

  • FK
    Für Karl

    Dann haste wohl eine etwas selektive Wahrnehmung...

    Noch nie davon gehört, daß mit ein Grund für den Aufstand im Dezember 2008 genau das Gegenteil war?

     

    VIELE BAUERN WARTEN HEUTE NOCH AUF IHR GELD, WÄHREND DAS VERBRANNTE LAND AUF DEM PELEPONNES IRGENDWELCHEN BRITISCHEN TOURI-KONZERNEN FAST GESCHENKT WURDE!

  • Z1
    @zombie 1969HERRENMENSCH

    So, so welche tollen Sozialleistungen gibt es denn in Griechenland?

    Dumm auch, daß die meisten Griechen gar keine Wohnung mieten müssen, haha.

    Dir würde ich eigentlich wärmstens wünschen in Griechenland zu stranden, am besten ohne deutsches Konsulat in der Nähe.

    Dummerweise könnte dir Goebbelsabschaum allerdings Gastfreundschaft widerfahren...

    Schonmal davon gehört, daß Flüchtlinge mit einem langen und heftigen Hungerstreik soziale Verbesserungen in Griechenland durchgesetzt haben und zwar für ALLE oder warum gibt es soviele Illegale, wenn die Staatsbürgerschaft bekommen bei Asylanerkennungsquote von 0,1 Prozent?

    Und natürlich hausen auch keine Sklaven in irgendwelchen Gewächshäusern oder strom- und wasserlosen Hütten, um für 25 Euros am Tag die Ernte so billig einzufahren, damit sie in deinem Supermarkt gegen die Importe der Sklavenhalter aus Süditalien oder Spanien mithalten können.

  • TW
    Tom Winter

    Griechenland hatte einen starken Hang zum Sozialismus, der zwangsläufig in den Bankrott führen muss. Nun hatten sie aber das Glück, von der Eurozone umarmt zu werden und plötzlich eine Währung in der Hand, die richtig was wert war, dank profaner kapitalistischer Wertschöpfung in den verbundenen Staaten - fern der ökonomischen Bedingungen ihres eigenen Systems. Und okay, sie haben sich natürlich gern umarmen lassen.

     

    Diese Umklammerung muss zum beiderseitigen Vorteil nun aber gelöst werden. Mit einer eigenen, renationalisierten Währung, mit welcher europarechtlichen Dialektik auch immer gerechtfertigt, haben sie wieder eine echte Chance - eine neue Chance, den Sozialismus und seine Lügen zu überwinden.

  • K
    Karl

    Ich habe in Athen gelebt und Streiks sind dort nichts neues. Auch gegen die Regierungen wurde oft demonstriert.

     

    Was ich jedoch als typisch griechisch ansehe ist, dass man zwar jetzt die Regierung angreift jedoch nicht um das Land aus den Problemen zu holen sondern um seine eigenen Pfründe zu sichern.

     

    Als damals Waldbrände waren und einige ihr Hab und Gut verloren hatten wurde Soforthilfen ausgezahlt. Typischer Kommentar von jemanden der gerade über 10000 Euro bekam in die Kamera: Das ist nicht genug, die Regierung soll mehr zahlen. Auf die Frage ob er versichert war ein ungläubiger Blick und der Kommentar: Dafür haben wir doch eine Regierung.

     

    Sorry aber mein Mitleid hält sich in Grenzen.

  • C
    Celsus

    Im Prinzip ist es doch in jedem europäischen Land so, dass es Menschen gibt, bei denen gerne gespart wird (Sozialausgaben bis hin zum Blindengeld) und denjenigen, die trotz finanzieller Schieflagen immer noch merh Geld bekommen (Abgeordnete, Vorstände, Aufsichtsräte, Politiker in Aufsichtsräten, Zahnärtze). Das gilt selbst bei Misserfolgen dieser Menschen und Einbußen für die "normalen" MItarbeiter der Unternehmen.

     

    Ich breche mal ein Tabu und sage: Nicht alle Griechen können, sollen oder müssen gar noch mehr sparen. Und auf der anderen Seiten müssen diejenigen, die mit immer mehr Einnahmen beglückt werden, ihren Anteil bei den Steuern tragen.

  • Z
    ZukunftundFortschritt

    Vor allem Linke, Sozialisten, Sozialdemokraten etc. tragen eine elemantare Schuld an den Schuldenkrisen in verschiedenen europäischen Ländern. Durch ein jahre- und jahrzehntelanges Ausdehnen des Sozialstaats und des Umverteilungswahns sind nahezu alle Staaten in die Miesen.

     

    Wir brauchen jetzt eine radikale und brutale Kürzung sämtlicher Sozialleistungen und eine knallharte Reduzierung des Sozialstaats auf max. 25% seiner heutigen Größe.

  • D
    Dimitrios

    Meine Solidarität mit den griechischen PoliztInnen. Lasst euch nicht durch die faschistischen DemonstrantInnen einschüchtern!

  • E
    emil

    hihi, feine bildunterschrift.

    kultur ist wirklich zum fürchten.

  • KK
    Karl Krise

    @Hubert

     

    Das Schlampig stimmt aber die gut bezahlten Jobs gabs in Griechenland wohl nur fuer eine Minderheit!

    Irgendwie finde ich es trotzdem eigenartig das die EU Komission dem bunten Treiben in GR jahrelang tatenlos zugesehen hat.

     

    Bezueglich "Alle Länder, die nicht mehr als ein paar Agrarprodukte und Tourismus zu bieten haben, hängen jetzt schräg in der Kurve"

    Dann sieh dir bitte mal das Hightech Land Japan an. Die malochen wie die Irren und sind laufend Pleite.

     

    Meiner Meinung nach sollte Griechenland aus der Eurozone austreten und seine eigenen Wege gehen, zum Vorteil von Griechenland natuerlich. Wer will schon deutsche Verhaeltnisse?

  • H
    Hubert

    Die Griechen haben es z. Zt. wirklich nicht leicht. Allerdings haben sie die Mißwirtschaft vieler Jahre auch mitzuverantworten. Niedriges Pensionsalter, massenhaft gutbezahlte Beamtenjobs für im Prinzip Ahnungslose, Korruption an allen Ecken, unfähige Regierung, und alles überdeckt von typisch griechischer Lässigkeit, andere würden sagen Schlamperei.... Dagegen hätte das Volk schon vor 10 oder 20 Jahren protestieren sollen, aber zu viele haben im alten System noch gut und bequem gelebt. Das rächt sich nun.

     

    Alle Länder, die nicht mehr als ein paar Agrarprodukte und Tourismus zu bieten haben, hängen jetzt schräg in der Kurve, Griechenland ist nur die Spitze. Schlimm nur, daß es die ganz junge Generation ausbaden muss, die am wenigsten dafür kann. Aber was haben ihre Eltern und Großeltern gegen die drohende Katastrophe unternommen?

  • M
    Micha

    Es wird Zeit mit der ganzen Griechenlandhilfe Schluss zu machen. STOPPT endlich die Transferzahlungen und lasst den griechischen Staat mitsamt den Banken pleite gehen.

     

    Dann soll sich Griechenland neu organisieren. Vielleicht kommt ja was besseres heraus.

  • Z
    zombie1969

    Sozialneid

    Offenbar halten es diese demonstrierenden Griechen nicht mehr aus immer zuzusehen wie die Ausländer und Wirtschaftsflüchtlinge ihnen die guten Jobs vor der Nase wegschnappen oder hohe Sozialleistungen und eine komfortable Gratiswohnung eralten von dem sie nur träumen können. Vielleicht sollten sie die Staatbürgerschaft ändern, dann würde es ihnen auch glänzend gehen wie den Migranten und sie müssten nicht mehr ein verkorktes Dasein fristen.