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Streiks in BolivienMorales soll Arbeitsplätze schaffen

Seit fast drei Wochen wird die rohstoffreiche Provinz Potosí von Einheimischen lahm gelegt. Sie fühlen sich von der Regierung vernachlässigt. Die Verhandlungen stocken.

Demonstranten verbrennen eine Stoffpuppen mit den Zügen von Autonomieminister Carlos Romero während eines Protests in Potosi. Bild: rtr

PORTO ALEGRE taz | Auf der Abschlussveranstaltung des amerikanischen Sozialforums in Paraguays Hauptstadt Asunción hat Evo Morales am Sonntag erneut die "Einheit der Völker" beschworen. In einer umjubelten Rede sagte der bolivianische Präsident: "Nur die sozialen Kräfte machen Geschichte, ändern die Politik und die Programme."

Zu Hause jedoch tut sich Morales, der Ende 2009 mit 64 Prozent wiedergewählt worden war, immer schwerer mit seiner Basis. Seit fast drei Wochen wird die Provinz Potosí von aufgebrachten Bürgeraktivisten blockiert, die sich von der Zentralregierung in La Paz vernachlässigt fühlen. Sie wollen am liebsten direkt mit dem Präsidenten verhandeln, doch seit Samstag führen sie in der Hauptstadt Sucre Gespräche mit drei Ministern. Die meisten Touristen, die tagelang festsaßen, hätten Potosí bereits verlassen können, sagte Polizeichef Mario Hinojosa.

Die von einem japanischen Konzern betriebene Silbermine San Cristóbal ist lahmgelegt. In der Stadt werden Benzin und Lebensmittel knapp. An der Straße nach Oruro kam es am Sonntag zu Handgreiflichkeiten zwischen Blockierern und Lastwagenfahrern, bei denen zehn Menschen verletzt wurden. Beim Versuch, eine Dynamitstange zu zünden, wurde einem Bergmann die Hand abgerissen.

Entzündet hatte sich der Generalstreik am Grenzstreit zweier Gemeinden um Kalkvorkommen, die zur Zementproduktion verwendet werden, aber auch um die Erlöse anderer Rohstoffe: "Wir haben Zink, Kupfer und Uran, das wollen die Iraner haben", sagte ein Blockierer. Mittlerweile wird um ein ganzes Forderungspaket verhandelt, über die Inbetriebnahme einer Fabrik zur Silberverarbeitung, den Bau von Landstraßen, einer Zementfabrik und eines Flughafens.

Mit seinem "reichen Berg", dem Cerro Rico, ist Potosí das Symbol schlechthin für die Ausbeutung Boliviens. In der Kolonialzeit wurden von dort mindestens 22.000 Tonnen Silber nach Spanien geschafft, Millionen Indigene und Schwarze schufteten sich dabei zu Tode. Heute schaffen über 10.000 Bergleute mit einfachsten Mitteln Tag für Tag tonnenweise Erdreich aus dem Berg, aus dem sie geringe Mengen von Edelmetallen herauswaschen. Die Provinz Potosí weist die niedrigsten Sozialindikatoren Boliviens auf: 60 Prozent ihrer Einwohner leben in bitterster Armut, jedes zehnte Kind stirbt in den ersten Lebensjahren.

Dass die letzte große Verheißung, die Förderung der enormen Lithiumvorräte in der Uyuni-Salzwüste, daran etwas ändert, glauben vor Ort nur wenige. Lithium ist als Rohstoff für Handys, Computer und Elektroautos begehrt. Morales fährt Ende August zu Verhandlungen mit dem Staatsbetrieb Kores nach Südkorea. "Wenn die Multis das herausholen, bleibt für uns wieder nichts", sagen die Menschen an den Straßenblockaden.

Carlos Mesa, der von 2003 bis 2005 selbst eine stürmische Periode als Präsident durchlebte, sieht unter Morales keine Fortschritte. Das kollektive Verhalten der Bolivianer sei weiterhin von "gewaltsamem" Druck wie Blockaden, Hungerstreiks oder Besetzungen von Behörden oder Firmen geprägt, klagte Mesa in einer Zeitungskolumne: "Diese Gesellschaft hat jegliche Vorstellung von ethischen Werten und Ordnung verloren."

Der Staatschef wird aber auch von links kritisiert. Seine Verspechen von der "Industrialisierung" Boliviens seien bislang nur "reformistische Demagogie", heißt es in einem Artikel der NGO "Zentrum für Volksstudien". Anstatt neue Betriebe zur Verarbeitung der Rohstoffe mit den dazugehörien Arbeitsplätzen zu errichten, vergebe die Regierung weiterhin lukrative Konzessionen an ausländische Unternehmen.

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3 Kommentare

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  • J
    juan

    Mir persoenlich fehlen Berichte zur aktuellen Situation in Bolivien.

     

    Die gezielte Einfuehrung des Sozialismus.

     

    Auf den Plaetzen in Cochabamba sitzen Leute die gezielt Leute nach ihrer politischen Meinung ausfragen.

    Lautstarke Propaganda gegen die USA und andere Laender haben bereits Einzug in den Alltag genommen.

     

    Vieles erinnert an strickte Systeme. Ein Beispiel ist die DDR.

     

    Viele Versprechungen an die arme Bevoelkerungsschicht wurde nicht erfuellt.

    Der Staat verstaatlicht sehr viele Unternehmen. Diese Firmen machen dies nur mit Zwang.

     

    Bolivien ist sehr weit von einer Einheit unter den Departamentos/ Bundeslaendern entfernt.

    In Cochabamba interessiert sich keiner dafuer, was in Potosi gerade vor sich geht.

     

    Vor zwei Wochen haben sich die Truffifahrer 2 Strassen weiter die Autos gegenseitig demoliert und somit ihre Fahrplaene nicht eingehalten.

     

    Proteste bei denen ganze Strassenzuege lahmgelegt werden stehen an der Tagesordnung. Oft bekommt man einige Strassen weiter weg das Zenario nicht mit. Die Medien berichten aber exklusiv vor Ort von der Sensation.

     

    Viele Bolivianer schimpfen, dass es keine Einheit innerhalb Boliviens gibt.

    Aber wer macht etwas dagegen?

     

    Und mitten in dieser Uneinigkeit stabilisiert Evo Morales, der in anderen Laendern als der Hoffnungstraeger der Armen gilt, sein stares System.

     

    Fernsehen und Radio strahlen Propaganda aus und werben unter den Einheimischen fuer die politischen Ansichten der Sozialisten. Und das obwohl kein Wahlkampf ansteht.

     

    Ehemalige Luxushotels wurden verstaatlicht und fuer Parteianhaenger zu Trinkbuden verwandelt.

    Dort werden auf Staatskosten busseweisse die Leute angefahren.

     

    Das ist angesehen, denn wie die Personen meinen zahlt ja der “ PAPA EVO” alles selbst.

     

    Eine weitere Frage stellt sich mir:

     

    In wie vielen Stunden wuerde der Staat ohne die vielen Auslaendischen- Stiftungen einfach zusammenbrechen. Ich denke sehr schnell. Denn sie stuetzen das System, vielleicht auch ungewollt.

     

    Wo fliessen die ganzen Gelder der Entwicklungshilfe hin. Deutschland ist da sehr vorne dran.

     

    Ich freue mich, wenn die Leserinnen und Leser in Deutschland ueber das Leben hier mehr erfahren koennten.

     

    Mit freundlichen Gruessen

  • J
    juan

    Mir fehlen Berichte ueber die Realitaet in Bolivien.

    Die fuer mich nicht nachvollziehbare starre Einfuehrung des Sozialismus und deren Beobachtung der Druchfuehrung.

     

    Auf den Plaetzen werden gezielt Leute eingesetzt, die Mitmenschen ueber ihre Idiologie und Lebensweise ausfragen. Andere erzaehlen von ihrer "Erfahrung" mit dem Staat Bolivien und dass es Ihnen seit der Amtsuebernahme von Evo Morales "So gut geht".

    Seit 2 Jahren werden Stundenlange Propaganda im Fernsehen und Radio gesendet.

     

    Luxushotels werden zwangsverstaatlicht und fuer Parteianhaenger fuer "gratis Feste" bereitgestellt.

    Firmen werden zwangsverstaatlicht und es wird wieder geworben, wie toll der Praesident ist.

     

    Doch in der Hand des Staates funktioniert nichts.

     

    Vieles erinnert sehr stark an die DDR.

     

    Ich wuensche mir Berichte darueber. Denn ich sehe eine sehr starke Gefahr fuer die Menschen hier.

  • J
    juan

    Die Situation in Bolivien spitzt sich nicht nur in Potosi weiter zu. In Cochabamba haben vor 2 Wochen sich die Truffifahrer- Fahrer von Kleinbussen, gegenseitig die Autos demoliert.

    Staendige Proteste in den Strassen gehoeren zum Bild der Stadt.

    Oft weiss man nicht, was in der naechsten Strasse passiert.

    Das ist hier Alltag und die Leute schimpfen, aber nehmen es als gewoehnlich hin.

    lg aus Bolivien