Streik: BVG fährt erst Samstag wieder
Gewerkschaft zieht Warnstreik bei der BVG vor. Von Freitag, 0 Uhr, bis Samstag nachmittag läuft gar nichts mehr. Arbeitgeberverband bietet 6 Prozent Lohnerhöhung an, aber nur für einen Bruchteil der Mitarbeiter.
Fahrzeuge der BVG werden heute im Depot bleiben. Die Dienstleistungewerkschaft Ver.di kündigte am Donnerstagabend überraschend an, dass sie einen ursprünglich für Samstag angedrohten Warnstreik um einen Tag vorziehen wird. U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen sollen erst wieder ab Samstag, 15 Uhr, unterwegs sein. "Da läuft nichts", musste auch BVG-Sprecherin Petra Reetz zugeben. Nur die S-Bahn und die Regionalbahnen sind vom Streik nicht betroffen. In einigen Randgebieten der Stadt fahren zudem Busse einiger weniger Privatunternehmen.
Mit dem Warnstreik reagiert die Gewerkschaft auf ein Angebot des Arbeitgeberverbandes, das nur einem Bruchteil der Beschäftigten zu Gute käme. Der Kommunale Arbeitgeberverand Berlin (KAV) hatte zur Tarifrunde am Donnerstag eine Einmalzahlung von 200 Euro angeboten, dazu eine Lohnerhöhung um vier Prozent im Juli 2008, sowie weitere zwei Prozent im Jahr 2010. Davon würden nach KAV-Angaben rund 2.000 der insgesamt fast 13.000 Beschäftigten profitieren. Ver.di sieht die Diskrepanz noch größer. "95 Prozent der Kollegen gehen leer aus", schimpfte der für die BVG zuständige Gewerkschaftssekretär Frank Bäsler. Verdi hatte zwölf Prozent mehr Lohn für die "Neubeschäftigten" der Unternehmensgruppe und acht Prozent für "Altbeschäftigte" gefordert.
Die unterschiedliche Einstufung der BVG-Mitarbeiter gibt es seit 2005. Damals hatte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) mit dem Ver.di-Bundesvorsitzenden Frank Bsirske weitreichende Einschnitte bei dem hochverschuldeten Landesunternehmen vereinbart. Die Arbeitszeit der Beschäftigten wurde ohne Lohnausgleich auf 36,5 Wochenstunden reduziert, das Weihnachtsgeld gekürzt, das Urlaubsgeld gestrichen. Im Gegenzug sagte Wowereit zu, dass die BVG bis 2020 in Landesbesitz verbleibe. Auch betriebsbedingte Kündigungen wurden ausgeschlossen.
Um die Einschnitte abzufedern bekommen alle damaligen Mitarbeiter seither zusätzlich einen Sicherungsbetrag. Bei Busfahrern belaufe sich der auf mehrere hundert Euro pro Monat, sagte KAV-Sprecherin Mona Stiller. Allein dafür gebe die BVG in diesem Jahr 104,5 Millionen Euro aus. Die nun angebotene Lohnerhöhung solle daher mit dem Sicherungsbetrag verrechnet werden. Auf ihrem Konto würden die Altbeschäftigten folglich keinen Cent mehr sehen.
Ein deutliches Plus hingegen würden alle Mitarbeiter finden, die nach 2005 bei der BVG beziehungsweise der BVG-Tochter Berlin Transport angestellt wurden. Die war 1999 von der BVG gegründet worden, um von ihr deutlich schlechter bezahlte Fahrer ausleihen zu können. Da diesen die Lohnerhöhung zu Gute käme, sieht der KAV sein Angebot auch als sozialen Ausgleich.
Gewerkschaftssekretär Bäsler hingegen bezeichnete es als Affront. "Wir hatten große Schwierigkeiten, die Kollegen ruhig zu halten", sagte Bäsler. Auch deshalb sei der Warnstreik vorgezogen worden. Die Tarifkommission der Gewerkschaft lehne die "Rosinenpickerei" des Arbeitgebers ab. Auch die sogenannten Neubeschäftigten stünden hinter dem Streik. "Sie haben eindeutig klar gemacht, dass sie sich als Belegschaft nicht auseinander dividieren lassen", sagte Bäsler. Er betonte, dass eine unterschiedliche Lohnsteigreung für die verschiedenen Beschäftigtengruppen akzeptabel sei. Eine Verrechnung mit bisherigen Lohnbestandsteilen schloss er aus. Das verstoße gegen bestehende Tarifverträge mit langen Laufzeiten. Der heutige Warnstreik dürfte nicht der letzte gewesen sein. Weitere Protestaktionen, so Bäsler, könne er nicht ausschließen.
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