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Strauß–Mime unschuldig

■ Darsteller des politischen Straßentheaters „Anachronistischer Zug“ war wegen Strauß–Beleidigung angeklagt worden

Kempten (dpa) - Das Landgericht Kempten hat am Montag den 30jährigen Beamten Alfons Lukas vom Verdacht der Beleidigung des bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß freigesprochen und damit die Berufung der Staatsanwaltschaft gegen ein früheres Urteil des Kemptener Landgerichts als unbegründet zurückgewiesen. Lukas war der Darsteller von Franz Josef Strauß im „Anachronistischen Zug“, einem politischen Straßentheater, das 1980 rund 3.500 Kilometer durch die Bundesrepublik gezogen war. Der heute 30jährige Beamte bei der Landesversicherungsanstalt Südbayern hatte auf dem „Plagenwagen“ den bayerischen Ministerpräsidenten inmitten von Nazi–Größen dargestellt. In der Urteilsbegründung heißt es, der Beamte habe bei seiner Darbietung im Verbotsirrtum gehandelt. Das Gericht ging davon aus, daß Lukas kein Bewußtsein für eine Rechtswidrigkeit besaß. Der Beamte sei beim „Anachronistischen Zug“, der nach einem Gedicht von Bertolt Brecht in Szene gesetzt wurde, lediglich der Ausführende und nicht der Kopf des Straßentheaters gewesen. Den objektiven Tatbestand der Beleidigung sah das Gericht indes gegeben. Sollte die Staatsanwaltschaft wie angekündigt in Revision gehen, dürfte der „Anachronistische Zug“ erneut beim Bayerischen Obersten Landesgericht halt machen.

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