Wirtschaftsverhör: Strauß soll gehen
■ Vor Mißmanagement bei AIRBUS warnt der FDP–Bundestagsabgeordnete Josef Grüneck
taz: Sie kritisieren die Airbus– Subventionen. Warum? Grünbeck: Ich habe nichts gegen Subventionszahlungen als solche. Aber mit dem Geld, das man dort erhält, wird nicht sorgfältig genug umgegangen. Das bezieht sich sowohl auf eine sehr oberflächliche Arbeit im Aufsichtsrat als auch auf die Mißachtung betriebswirtschaftlicher Grundsätze im Management. Können Sie das präzisieren? Es wird zum Beispiel einfach an zu viel Betriebsstätten produziert. Die Transportkosten sind manchmal größer als die eigentlichen Produktionskosten, und das ist auf einem so hart umkämpften Markt wie der Flugzeugindustrie natürlich nicht unterzubringen. Und darüberhinaus werden da auch gewisse feudale Sozialleistungn erbracht. Ich habe gar nichts dagegen, wenn die ihren Mitarbeitern Höchstlöhne und Gratifikationen zahlen, wenn sie das selber erwirtschaften. Aber aus Steuergeldern das abzuholen, halte ich für verantwortungslos. Die Weltmarktkonkurrenz rechtfertigt die Subventionen nicht? Subventionen in dieser Höhe würde ich nur akzeptieren, wenn Bedingungen gestellt würden, nämlich, daß die Kapitalmehrheit in private Hand kommt und der Staat auf 49 Prozent Anteile zurückgedrängt wird. Dann würde sich automatisch der Aufsichtsrat verändern und dann würde auch das Management nicht mehr nach parteipolitischen Richtlinien nach fachlicher Qualifikation ausgewählt werden. Sie haben den Rücktritt von Franz Josef Strauß als Aufsichtsratsvorsitzendem gefordert. Was werfen Sie ihm vor? Der präzise Punkt heißt, daß er seiner gesetzlichen Verpflichtung zu einer wirkungsvollen Kontrolle des Unternehmens nicht nachkommt. Laut Rechnungshofbericht finden da zwei oder drei Aufsichtsratssitzungen im Jahr statt. So kann man doch kein Unternehmen dieser Größenordnung beaufsichtigen und dann ständig, wenn das Geld nicht reicht, nur noch nach dem Staat schreien. Deshalb sollte er den Platz freimachen für jemanden, der Zeit hat und die fachliche Qualifikation. Hinter dem Subventionsbegehren für den Airbus steht von den beteiligten Firmen bis zu einzelnen Bundesländern eine breite Interessengemeinschaft. Was gibt ihren Argumenten Gewicht? Ich habe meine Informationen teilweise aus dem Rechnungshof. Da warte ich ja auf den neuesten Bericht, der offensichtlich zurückgehalten wird. Aber in der Hauptsache weiß ich Bescheid durch verantwortungsbewußte Manager aus dem Unternehmensbereich. Die merken, daß es so nicht weitergeht, und die große Sorge haben, daß sie in einem bestimmten Alter eines Tages doch auf der Straße liegen und keine neue Stelle mehr im Flugzeugbau finden. Die arbeiten fanatisch daran, daß dieses Airbus–Projekt etwas wird, aber sie sehen auch, daß das Management nichts taugt, um das mal deutlich zu sagen, daß das eigentlich in den Keller gehen muß. Ich will auch nicht, daß das eine Bruchlandung wird, ich will nur, daß das eine saubere Sache wird. Was ist Ihr Wahlkreis? Mein Wahlkreis ist Donauwörth–Dillingen. Da sind viereinhalb Tausend MBB–Mitarbeiter beschäftigt. Interview: Georgia Tornow
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