Strauß-Prozess: Strauß-Zeuge haut ab
Ex-Thyssen-Rüstungsmanager Maßmann setzt sich nach Damaskus ab, um Prozess gegen Max Strauß zu entgehen.
AUGSBURG ap Der wegen Schmiergeldannahme verurteilte Ex-Thyssen-Rüstungsmanager Jürgen Maßmann ist offenbar in Syrien untergetaucht, um einem Zeugenauftritt im Prozess gegen den Politikersohn Max Strauß zu entgehen. Maßmann erschien gestern trotz Vorladung nicht vor dem Augsburger Landgericht. Nach Ermittlungen der Polizei hat sich der 58-Jährige nach Damaskus abgesetzt, wie Richter Martin Prexl erklärte.
Das Gericht hatte sich von Maßmann Auskunft über das Schmiergeldkontensystem des Rüstungslobbyisten Karlheinz Schreiber sowie dessen Tätigkeit für Thyssen-Henschel erwartet. Maßmann war 2005 zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden, weil er laut Gericht im Zusammenhang mit dem Export von Fuchs-Spürpanzern nach Saudi-Arabien von Schreiber Schmiergelder in Millionenhöhe erhalten hat.
Der Bundesgerichtshof hatte die Strafe vergangenen Januar auf eine zweijährige Bewährungsstrafe reduziert. Da der BGH das Urteil zugleich für rechtskräftig erklärt hatte, hätte sich Maßmann nicht länger auf ein Aussageverweigerungsrecht berufen können, obwohl er wegen seiner Verurteilung Verfassungsbeschwerde erhoben hat.
Die Augsburger Staatsanwaltschaft sieht trotz der laufenden Bewährung Maßmanns wenig Chancen, eine Aussage des Zeugen erzwingen zu können, solange sich dieser im Ausland aufhält. Sobald der Thyssen-Manager wieder nach Deutschland komme, könne er jedoch vorgeführt werden.
Die Staatsanwaltschaft sieht ihre Vorwürfe gegen Max Strauß nach jüngsten Zeugenaussagen und Ermittlungen bestätigt. Der Sohn des verstorbenen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß sei demnach selbst als Lobbyist tätig gewesen und habe in diesem Zusammenhang von Schreiber über dessen Tarnkonto "Maxwell" etwa 2,7 Millionen Euro an Provisionen erhalten und nicht versteuert. Als Beleg führte die Staatsanwaltschaft Kontakte zu einem arabischen Geschäftsmann an, wobei der 48 Jahre alte Strauß-Sohn als Lobbyist bei der Einführung eines saudi-arabischen Cola-Getränks sowie einer Parfümreihe auf den deutschen Markt behilflich gewesen sein soll.
Strauß, der die Vorwürfe über seine Anwälte stets bestreiten ließ, war im Juli 2004 in erster Instanz zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Der Bundesgerichtshof hob das Urteil später wegen Zweifeln an den aufgeführten Beweisen auf. Unter anderem sah der BGH eine mögliche Lobbyistenrolle des Politikersohns nicht ausreichend belegt. Dies will die Staatsanwaltschaft in dem auf über 40 Verhandlungstage angesetzten Mammutprozess nun nachholen.
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