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StraßenbeleuchtungDer Letzte macht das Gaslicht aus

Drei Jahre nach dem Senatsbeschluss sollen bald 8.400 sogenannte Peitschenmasten von Gas auf Strom umgerüstet werden. Verein fürchtet um Kultur.

Alte Laterne, Leuchtkörper unbekannt Bild: AP

Die Schonfrist für die Liebhaber des romantischen Gaslaternenlichts ist bald vorüber. Die erste Phase der umstrittenen Senatspläne, die elektrische Umrüstung von 8.400 Gaslaternen, steht bevor. Verzögert wurden die Maßnahmen, weil unklar war, wer künftig für die Stadtbeleuchtung verantwortlich ist.

Gegen die Vergabe des Stadtbeleuchtungsmanagements an Vattenfall hatte der Mitbewerber Stadtlicht 2009 geklagt - und verloren. Die Verhandlungen zwischen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Vattenfall über den Betrieb der öffentlichen Beleuchtung laufen derzeit. Beide Parteien rechnen für diesen Herbst mit dem Vertragsabschluss. Ab dann kann auch der Austausch der Gaslaternen geplant werden. "Langfristig werden alle 44.000 Gaslaternen Schritt für Schritt gegen elektrisch betriebene Laternen ausgetauscht", sagt Mathias Gille, Sprecher der Senatsverwaltung. Für die 8.400 Laternen der Sorte "Peitschenmast" wurde schon ein Laternenkopf mit einer Energiesparlampe entworfen. Der muss jetzt noch auf den alten Mast gesetzt werden. Der Senat rechne für diesen Austausch mit Kosten in Höhe von bis zu 30 Millionen Euro, sagt Gille.

In der Zwischenzeit verfolgen die Freunde der Berliner Gaslaternen die Entwicklung auf den Straßen wachsam. "Wir haben beobachtet, dass in einigen Straßen - im Rahmen einer Gasnetzsanierung oder bei Defekt - Gaslaternen einfach durch elektrische ersetzt wurden", empört sich Bertold Kujath vom Berliner Verein Gaslicht-Kultur. Der Verein habe die Gasreihenleuchten katalogisiert und kontrolliere regelmäßig, ob sie noch da seien. Im Karmeliterweg in Frohnau sei zum Beispiel eine defekte Gasreihenleuchte einfach samt Kopf und Mast durch eine völlig anders aussehende Elektroleuchte mit weißem Licht ersetzt worden. "Gaslaternen sind Kulturgut, Wohlfühlfaktor und prägen das Stadtbild. Die 8.400 Peitschenmaste sind typisch für das Berlin der Nachkriegszeit", sagt Kujath, der mit dem Licht aufgewachsen ist und sich seit 1985 für die Gasbeleuchtung in Berlin einsetzt.

Austausch

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung plant, alle 44.000 Gaslaternen gegen elektrisch betriebene auszutauschen. Im ersten Schritt sollen 8.400 Gasreihenleuchten ausgetauscht werden. Nach Informationen der Bürgerinitiative Gartenstadt-Frohnau ist vorgesehen, die restlichen 35.600 Gaslaternen für 400 Millionen Euro bis 2020 umzurüsten. Der Senat hält sich zu den Zeitplänen bedeckt. Wie schnell die Arbeiten vorangehen, ist schwer vorherzusagen, da für den Austausch einer Gaslaterne auch die Gasleitung gekappt und - falls noch nicht vorhanden - ein neuer Elektroanschluss verlegt wird: ein bis zwei Baugruben pro Gaslaterne. (taz)

Überhaupt ist Berlin die unangefochtene Hauptstadt der Gaslichter: Mit seinen 44.000 Laternen besitzt Berlin über die Hälfte der weltweiten Straßengasbeleuchtung.

Aber dieser stolze Titel ist mit immensen Kosten verbunden. Mathias Gille rechnet vor: "Für die öffentliche Beleuchtung in Berlin werden zurzeit 23 Millionen Euro pro Jahr für Energiekosten aufgewendet, je zur Hälfte für Strom und für Gas. 180.000 Leuchten werden elektrisch betrieben, aber nur 44.000 mit Gas." Damit sei die Gasbeleuchtung viermal so teuer wie die elektrische und aus wirtschaftlicher Sicht nicht zu rechtfertigen. Dazu kämen noch höhere Wartungskosten: Die Störanfälligkeit von Gaslaternen sei dreimal so hoch wie die von elektrischen.

Eine Analyse der Senatsverwaltung im Jahr 2008 ergab, dass jeden Monat durchschnittlich rund 3.200 elektrisch betriebene und 8.900 gasbetriebene Leuchten gestört sind. Zudem werden die Glühstrümpfe der Gaslaternen mindestens alle zehn Monate auswechselt. Aber nur noch ein Hersteller in Indien produziert sie. Ein Produktionsfehler des Unternehmens führte dazu, dass einige Gaslaternen Anfang dieses Jahres rund um die Uhr in Betrieb waren.

Bertold Kujath kritisiert die Kostenrechnung der Senatsverwaltung, insbesondere die kalkulierten Kosten für die Umrüstung der 8.400 Peitschenmasten: Die zuletzt veranschlagten 29,5 Millionen - rund 3.500 Euro pro Laterne - seien zu niedrig angesetzt. "Andere Städte wie Frankfurt rechnen mit 8.000 Euro pro Laterne, somit wird sich der Austausch der Gaslaternen nicht so schnell rechnen wie geplant", sagt Kujath. Außer den Kosten führt er weitere Argumente für Gaslaternen ins Feld. Etwa dass an einer elektrischen Straßenlaterne in jeder Sommernacht 150 Insekten getötet würden. Dadurch werde Singvögeln ein Teil der Nahrungsgrundlage entzogen. Dennoch gäbe er sich auch mit der Erfüllung einer "Minimalforderung" an die Senatsverwaltung zufrieden: "Wir möchten die Gaslaternen zumindest in den denkmalgeschützten Bereichen der Stadt erhalten", sagt Kujath. "Das wäre zum Beispiel Frohnau-Gartenstadt oder das Weltkulturerbe Weiße Stadt."

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19 Kommentare

 / 
  • AB
    André Braun

    Leipzig hat schon das LED-GASLICHT!

     

    http://www.videowerkstatt.net/videos/nachrichten/08-2011/letzte-led-leuchte-geht-in-betrieb-7958/

     

    Mit freundlichen Grüßen

     

    André Braun

     

    Braun Lighting Solutions

    BERLIN

  • B
    Berlintourist

    Ojottojott!

    Wie kann man als Berliner nur das Gaslicht aufgeben wollen? Bin fassunglos. Das ist doch einzigartige Identität.

    Für mich NULL nachvollziehbar.

    Das ist beinahe so, als wenn San Francisco die Cable Cars durch Busse ersetzt.

     

    Euer Jaslicht, det is so was von knorke.

    Passt gut darauf auf und zankt nicht!

  • C
    Chomsky

    Nicht viel gelernt?

    Wer dem Thema Gas-Straßenbeleuchtung lediglich mit simplen und zudem noch umstrittenen Kostenargumenten zu begegnen weiß, hat aus der Geschichte dieser Stadt nicht viel gelernt. Berlin sei erst nach dem 2. Weltkrieg richtig zerstört worden, so sagen viele Stadthistoriker heute. Beispielsweise hat der Berliner Senat in den 1950er und 1960er Jahren Hausbesitzern Prämien gezahlt, wenn diese ihre Stuckfassaden von den Häusern abschlagen ließen. Die Argumente waren damals dieselben wie heute gegen die Gasbeleuchtung: nicht zeitgemäß, in Unterhalt und Instandhaltung zu teuer. Und damals wie heute war man blind gegenüber kultur-historischen und touristischen Aspekten. Flanieren unter Gaslicht - das kann man außer in Berlin nur an ganz wenigen Orten in der Welt. Vor diesem Hintergrund ist der Vorschlag des Fördervereins Gaslicht-Kultur e.V. (www.gaslicht-kultur.de) nur vernünftig, zumindest in städtebaulich geschützten Bereichen das historische und seit 175 Jahren das Stadtbild prägende Leuchtmedium Gas zu erhalten. Es ist geradezu lächerlich zu glauben, dadurch würde Berlin mit unzumutbaren Kosten belastet oder das Klima geschädigt werden. Denn die Erhaltung Berliner Gaslaternen ist keine Frage der Kosten oder des Klimaschutzes, sondern vielmehr eine Frage der Fähigkeit zu stadtplanerischen Visionen.

  • CM
    Christian Mey

    Sehr geehrter Herr Aduro, auch wenn Sie es noch nicht wussten, der Ökostrom von Lichtblick wie auch der Atomstrom von Yellow werden über die Stromleitungen bundesweit trandsportiert. Oder haben Sie schon ein Wasserkraftwerk in Berlin gesehen. Ihre Ausführungen zu dem Thema Quecksilber und elektrische Straßenlicht werden immer unsachlicher aber nicht richtiger.

  • E
    EnzoAduro

    @Christian Mey

    Der Berliner Strommix enthält kaum Atomstrom. Bereits ein Blick auf die Landkarte dürfte dies untermauern. Es gibt weder in Berlin, noch in den neuen Ländern, noch in Polen ein AKW. Sogar in Nordtschechien gibt es keines.

    Und Berlin/Brandenburg produziert Strom weit über den Bedarf und exportiert das. Weder Flüsse noch Atomstrom fließen stomaufwärts.

     

    Die Recyclingproblematik ist mir bekannt. Neben der tüteligkeit der Endverbraucher (welche bei den Straßenlampen nicht auftreten wird) wird das Quecksilber nicht fachgerecht gelagert. Aber Straßenlaternen machen da einerseits einen geringen Anteil aus, andererseits wiegt das Argument CO2 bei den Gaslaternen (sorry das steht zahlenmäßig in keinem Verhältnis) einfach schwerer.

     

    Der Quecksilberausstoß bei der Kohleverstromung kann auch nicht zählen. Lampen verbrauchen einfach kaum Strom. Allein bei den Zahlen von Ihrem Gaslampenfreund kann man eine Ganze Straße mit dem Stromverbrauch eines Föhns beleuchten, bei den die später verwendet wird, sicher einen halben Kiez.

  • CM
    Christian Mey

    Sehr geehrter Herr Aduro, die Lampen werden in sehr vielen Fällen nicht fachgerecht entsorgt. Das Schwermetall Quecksilber lagert sich in der Umwelt ein und gelangt auch wieder über die Nahrungsquelle zum Menschen. Daher greift hier Ihre Sichtweise der Satire nicht.

     

    Hier einmal ein Auszug zur Kohleverstromung:

     

    "Die weltweit größte Quecksilberbelastung geht indes von Kohlekraftwerken aus. 6000 Tonnen Quecksilber gelangen nach Unep-Schätzungen weltweit jedes Jahr in die Umwelt, 2000 davon entweichen Kraftwerksschloten. Das Metall ist in der Kohle enthalten und lässt sich nicht aus den Abgasen abscheiden"

     

    Berlin betreibt die Straßenbeleuchtung mit einem Energiemix Braukohle- und Atomstrom. Jetzt werben Sie bitte nicht noch für die Vorzüge des Atomstroms.

     

    Es geht wie gesagt um alle Faktoren die fair und ehrlich zwischen der Strom- und Gasbeleuchtung abgewogen werden müssten. Das geschieht durch die Lobbyarbeit der Elektroindustrie nicht.

  • CM
    Christian Mey

    Sehr geehrter Herr Aduro,

     

    1. Die angenommene CO2-Ersparnis ist verschwindend gering. Gas-Reihenleuchten emittieren insgesamt ca. 9000 t CO2 pro Jahr das sind lediglich 0,04% des Berliner Gesamtausstoßes. Nach Abzug des durch die neue Elektro-Beleuchtung produzierten CO2 wird nur der Differenzbetrag von schätzungsweise 6500 t CO2 pro Jahr tatsächlich eingespart, was gegenüber dem Berliner Gesamtausstoß noch geringer ausfällt. Zum Vergleich: ein großes Kohlekraftwerk wie das der Firma Vattenfall in Jänschwalde emittiert diese 6500 t CO2 durchgehend alle 2,5 Stunden!

     

    2. Es ist keine normengerechte Umrüstung geplant

    Für die 29,5 Mio. € Umrüstungskosten gibt es keine Umrüstung nach geltender Euro-Norm, die 1,3 Elektroleuchten als Ersatz für eine Gasleuchte vorsieht. Die vorgesehene Investition reicht aber nur für einen Austausch von 1:1, also für eine Gasleuchte genau eine neue Elektroleuchte.

     

    3. Die jetzt geplante Elektro-Technologie ist bald veraltet! In wenigen Jahren, sind neuere Technologien wie LED marktreif, hier sind die Betriebs- und Errichtungskosten wesentlich geringer als bei heutigen Elektroleuchten. Zusätzlich besteht bei dieser Lichttechnik die Möglichkeit, das einmalige Lichtspektrum des Gaslichts besser zu imitieren. Wieso sollen also jetzt Millionen an Steuergeldern in eine in die Jahre gekommene Technologie investiert werden, um eine völlig intakte und mit geltenden DIN-Normen konforme Gas-Beleuchtung abzubauen? Lieber sollte der Abbau der Gasbeleuchtung noch ein paar Jahre abzuwarten und dann mit einem durchdachten Konzept zur behutsamen Stadterneuerung auch den Erhalt der Gasbeleuchtung in bestimmten Bereichen mit einzubeziehen.

     

    4. Die Zeit bis zur Amortisation der Kosten ist zu lang! Die Mehrkosten gegen über Strom betragen bei Gaslicht im Schnitt 190 € pro Leuchte und Jahr, d.h. bei 8.400 Gas-Reihenleuchten, die als erster Schritt in Berlin abgebaut werden sollen, sind das rechnerisch 1,7 Mio. € Einsparung im Jahr. Die für die Umrüstung dieser 8.400 Gas-Reihenleuchten vom Abgeordnetenhaus bewilligten 29,5 Mio. € ergeben somit Umrüstungskosten von 3.500 € pro Gasleuchte. Eine Amortisation ist daher bereits ohne Zinszahlungen erst in 17 bis 18 Jahren möglich. Zu diesem Zeitpunkt ist aber schon mehr als die Hälfte der durchschnittlichen Lebensdauer der neuen Maste überschritten, die der Leuchtköpfe nahezu abgelaufen.

    Bisherige Kostenrechnung unvollständig

    Die aktuelle Betriebskostenrechnung berücksichtigt nicht die bis zu viermal längere Lebensdauer der Gasleuchten gegenüber der Elektrobeleuchtung. An den Masten der Gasleuchten gibt es keine Korrosion, da die Maste technisch bedingt innen völlig sauerstofffrei sind. Somit halten Gasleuchten im Schnitt 80-100 Jahre, in vielen Fällen deutlich länger. Bei Elektroleuchten ist die Lebensdauer spätestens nach 30-40 Jahren abgelaufen, bei den Elektro-Leuchtköpfen sogar schon nach 20 Jahren. Über einen Zeitraum von Jahrzehnten betrachtet ist die Gasbeleuchtung somit nicht teurer als eine Elektrobeleuchtung.

     

     

    5. Die bisherige Kostenrechnung ist unvollständig!

    Die aktuelle Betriebskostenrechnung berücksichtigt nicht die bis zu viermal längere Lebensdauer der Gasleuchten gegenüber der Elektrobeleuchtung. An den Masten der Gasleuchten gibt es keine Korrosion, da die Maste technisch bedingt innen völlig sauerstofffrei sind. Somit halten Gasleuchten im Schnitt 80-100 Jahre, in vielen Fällen deutlich länger. Bei Elektroleuchten ist die Lebensdauer spätestens nach 30-40 Jahren abgelaufen, bei den Elektro-Leuchtköpfen sogar schon nach 20 Jahren. Über einen Zeitraum von Jahrzehnten betrachtet ist die Gasbeleuchtung somit nicht teurer als eine Elektrobeleuchtung.

     

    Es könnten noch weitere Argumente aufgelistet werden. Es geht um einen fairen Vergleich mit allen Fakten. Der wird von den Lobbyisten der Elektrofraktion mit Absicht nicht aufgeführt. Vattenfall kann sich auf jeden Fall über sehr viel Steuergeld der klammen Stadt Berlin erfreuen und Ihre umweltzerstörende Energie verkaufen. 29,5 Millionen Euro würden Kinder und Jugendliche und andere Bedürftige erfreuen. Aber für Ihre Bedürfnisse ist laut dem Senat kein Geld zu verteilen. Dafür sollten sich eigentlich alle Politiker und Verantwortlichen schämen!

  • E
    EnzoAduro

    @Christian Mey

    0,17% (wenn die Zahl stimmt) oder 1,7 Promille sind für 20% der öffentlichen Straßenbeleuchtung eine ganze Menge. Licht lässt sich nähmlich mit sehr wenig Energie bereitstellen. Gant im Gegensatz zu Wärme, die Gemessen am subjektive Mängenverständnis viel Energieintensiver ist.

     

    Darüber Hinaus kann man beim Gas nicht nur betrachten wieveiel Strom man damit herstellen können, sondern muss betrachten das die Reservekapazität an Gaskraftwerken die Vorraussetzung für die Bereitstellung von schwankenden Erneuerbaren Energien ist.

     

    Wenn man nähmlich ein Braunkohlekraftwerk als Fall-Back-System eines Windradparks benutzt spart man Original 0g CO2 ein im Vergleich zu Braunkohle. Denn das Braunkohlekraftwerk muss (mit abgeschalteten Generator) die ganze zeit mit volllast laufen, damit man den Generator bei Windstille ankoppeln kann. Würde das BK-Kraftwerk nähmlich aus sein und Windstille eintreten, wie bringen Sie dann Hunderte Kubikmeter Wasser innerhalb von Kurzer Zeit zum Kochen, wenn Sie nur schwehr entflammbare Braunkohle haben?

     

    Ein Gaskraftwerk ist in unter 5 Minuten auf 80% der Leistung. Und nebenbei auch noch in der Größe Skalierbar.

  • E
    EnzoAduro

    @Christian Mey

     

    Quecksilber in Lampen: Haben die Leute zuhause auch. Und das ist IN geschlossenen Räumen. Daher ist die Anmerkung das das in Straßenlaternen bedenklich ist Satire.

     

    Gaskraft ist nunmal die einzige Spitzenlastfähige Stromquelle. Daher geht Gaskraftsrom und der Ausbau der erneuerbaren Hand in Hand. Da man (bei reiner Gasverstromung) schon eine Vielfaches an Strombeleuchtung hinbekommt setzt das Abschalten der Gasleternen Kapazitäten frei. Denn ein Windkraftrad dreht sich eben nicht immer. Das man den leuten trotzdem erzählt sie könnten "Windstrom" kaufen ist Volksverdummung. Und wenn die Windräder still stehen springen die Gaskraftwerke an. Kohlekraftwerke können dies nicht leisten, die brauchen vier Stunden (Steinkohle) oder Tage (Braunkohle) um hochzufahren. Die Gasverstromung steht nach Minuten zur Verfügung.

     

    Sie Überschätzen vielleicht auch die Effizienz von Gas-verbrennen-für-die Beleuchtung etwas hoch ein.

     

    Erinnern Sie sich noch das Heizpilze verboten wurden? Dabei sind die viel Effizienter, da ging nähmlich das Ganze Gas in die Wärmeerzeugung. Wenn man eine 1000 W Lampe (Zahlen eines Gaslampenfans) durch eine 70 W Lampe (wahrscheinlich drunter) ersetzen kann dann sagt das eigentlich alles oder?

     

    Und das die Anzahl an Insekten reduziert wird kann auch nicht so dramatisch sein. Jedenfalls sind die meisten Berliner Lampen ja Strombetrieben und da gabs auch keine Probleme.

     

    Wenn Sie Gaslaternenfan sind, kaufen Sie sich eine. Aber lassen Sie nicht die Allgemeinheit und das Weltklima dafür bezahlen. (OK, das letztere müsste auch dran glauben)

  • E
    EnzoAduro

    @Weyermann

     

    Also ich komme schon allein mit IHREN Verbrachszahlen für die Lampen auf eine Ratio von 3,175 und nicht von 2

     

    Erdgas 254g/kwh (Heizwert)

    http://www.wwf.de/themen/klima-energie/jeder-kann-handeln/co2-rechner/

     

    Braunkohle: 1153g/kwh

    http://www.oeko.de/aktuelles/presse/pressemitteilungen/dok/526.php

     

    Daneben sinkt der Braunkohleausstoß noch weiter wenn man das Braunkohlekraftwerk in Kraftwärmekopplung betreibt (Ratio 5)

     

    Sollte man die Lampen mit Erdgasstrom betreiben (Die Argumentation liegt auf der Hand) steigt die Ratio auf 74. (Immer noch Ihre Zahlen bzgl. beider Lampen)

     

    Wenn man LED Lampen verwendet welche gar nicht unüblich sind und auch Marktreif an allen Ampeln hängen, oder sie sich beim Runden der Verbrauchszahlen der Gaslaternen oder der Lampen etwas vertan haben verwendet steigt das Verhältnis dann ins unmessbare.

     

    Also vom CO2 Standpunkt ist die Sache eindeutig. Selbsst nach Ihren Zahlen für die Gaslaterne und die Stromlaterne.

     

    Da Gas die einzige echte regelbare Energiequelle ist und in unserem Energiemix erst den Einsatz von Windenergie ermöglicht muss man dies mitbetrachten. Jedenfalls kann man nicht diese veraltete Technologie weiter durchfinanzieren, auch bei den Umweltaspekten. Das Licht mag schöner sein, aber das sind Liebhabergeschichten, dessen Argumentation sich erübrigt wenn man schaut was die Leute sich zuhause in die Fassungen schrauben.

     

    Wenn Sie die Gaslaternen vermissen, im Tiergarten gibt es ein Freilichtmuseum mit historischen Gaslaternen. Aber die Stadt ist kein Freilichtmuseum, dafür ist das zu teuer und zu umweltschädlich.

     

    Elektroautos unter Gaslaternen Parken, das wäre ja noch schöner...

  • CM
    Christian Mey

    Sehr geehrter Herr Aduro, auch wenn Sie Ihre Meinung mehrmals mit "lächerlich" oder mit "quatsch" untermauern wollen, werden die sachlichen Argumente für den Erhalt der Berliner Gasbeleuchtung nicht außer Kraft gesetzt.

     

    CO2 aus Braunkohlekraftwerken ist für Sie kein Umweltkriterium? Quecksilber in den Leuchtstoffröhren die als Ersatz für Gasreihenleuchten aufgestellt werden. Und die fragwürdige Entsorgung der Leuchtstoffröhren. Das an einer Elektrolaterne pro Nacht 150 Insekten sterben. Leuchtstoffröhren emittieren besonders viel UV Licht. Leuchtstoffröhren sorgen besonders für viel Lichtsmog der Städte. Das sind für Sie alles keine Umweltkriterien?

     

    Die Berliner Gasbeleuchtung ist nur mit 0,17 Prozent an dem gesamtberliner CO2 Ausstoß beteiligt.

     

    Ökologisch vertretbar ist die Stromgewinnung, wenn sie aus der Wasser- oder Windkraft oder durch die Photovoltaltik gewonnen wird. Aber dann nicht für eine elektrische Straßenbeleuchtung verwendet wird.

     

    Entschuldigen Sie Herr Aduro, dass die Berliner Gaslaternen jetzt auch noch die Ökostromkapazitäten gefährden - da muss ich passen. Sie streifen den Bereich der Satire.

  • JR
    Joachim Raetzer

    Es ist ein absoluter Klops:

     

    Die Tochterfirma des Atomstromkonzerns Vattenfall, dem Atomkonzern mit der schlechtesten Umweltbilanz (laut Greenpeace), wird vom SPD-Senat beauftragt, Berlins Gaslicht, das einzige GARANTIERT atomstromfreie technische Licht, platt zu machen. Laternen aus wertvollem Material, Stahl, Gusseisen, Glas, Emaille usw. wandern auf den Schrott und werden gegen Stromfunzeln mit Kunststoffbeschichtungen, Plastikgehäusen usw. ausgetauscht. Für die gewöhnlichen Anwohner gibt's Industriedesign, für die Touristen gibt's gefakte Pseudogaslaternen im Kitsch-Stil. Sauber geplant, Frau Junge-Reyer. Was haben Sie eigentlich davon? Diese Zerstörungswut ähnelt dem Wüten des früheren SPD-Baurats Schwedler, der in den 1950ern wahrscheinlich mehr Gebäude, vor allem in Kreuzberg, zerstören ließ als im ganzen 2. Weltkrieg durch Bomben kaputt ging. Stichwort: Entstuckung! Staatliche Prämien für das Abschlagen von Verzierungen an Gebäuden. Wenn es nach Schwedler gegangen wäre, wäre der Oranienplatz heute ein Autobahnkreuz. Stadtzerstörung fängt vor der Haustür im kleinen an, beim Umbau von Straßen (z.B. Kastanienallee) aber auch beim Entfernen historischer Straßenlaternen mit schönem Gas-Licht. Wehrt Euch gegen solche Politiker.

  • W
    Weyermann

    @EnzoAduro

    Der Bruchteil ist etwa 2 (also die Hälfte).

    Gaslaterne mit 4 Glühkörpern: rund 1 kW Leistung

    Natriumdampflampe 70 W Leistung. Nach einer Stunde Betrieb werden also 1KWh Gasenergie verbraucht (entspricht ca 200 g CO2) bzw 0,07KWh elektrischer Energie. (entspricht knapp 100g CO2 bei Erzeugung mit Braunkohle).

    Ob Natriumdampflicht im Jahre 2011 eine zeitgemäße Beleuchtungstechnologie darstellt, mag ein jeder selber prüfen. Mein Tipp: Google - Bildersuche

    Die Frage muss sein, was Qualitätslicht kosten darf. Und ob es "etwas weniger" sein darf. Bei Neuerrichtung muss meist zusätzliches Licht installiert werden. Bezahlt wird dies zu nicht unerheblichen Teilen dann von den Anwohnern als "Wohnumfeldverbesserung"

    Der Vergleich mit LED ist m.E. eine Scheindiskussion. Diese Technologie mag Potenzial haben, großserienreif ist sie nicht. Erst recht gibt es keine Langzeitstudien.

    Dass man damit Geld verdienen kann ist unstrittig. Ob es sich aber unter dem Strich volkswirtschaftlich rechnet, für diesen oben errechneten ökologischen Gewinn funktionierende Beleuchtungssysteme abzureißen und zu verschrotten, halte ich für fraglich. Ich tippe, dass die gleichen Millionen an anderer Stelle für mehr Einsparung sorgen können (z.B. in Form von Dämmung)

  • E
    EnzoAduro

    @Christian Mey

    Selbst wenn die Laternen mit Braunkohle betrieben werden sinkt der CO2 Ausstoß auf ein Bruchteil. Den Austoß eines Braunkohlekraftwerkes mit den Gaslaternen in Berlin (also einem TEIL der berliner Straßenbeleuchtung) zu vergleichen ist -gelinde gesagt- quatsch.

     

    Mit der Strommenge die ein Braunkohlekraftwerk erzeugt könnte man die öffentliche Straßenbeleuchtung aller Städte in Deutschland sicherstellen. (also mit den neueren Leuchtkörpern)

     

    Ganz nebenbei ist noch zu sagen das Gas aber noch wertvoller ist, da es eben in der Verstromung spitzenlastfähig ist.

  • W
    Weyermann

    Wo suchen die städtischen Experten eigentlich die Fehler? Wenn die Verwaltung fehlerhaft produzierte Glühkörper dafür verantwortlich macht, dass Gaslaternen auch tagsüber brennen, fehlt es hier sichtbar an Kompetenz. Das wäre, als ob eine Glühbirne dann defekt ist, wenn man sie nicht mehr abschalten kann. Übrigens. Moderne Schaltgeräte können bei einem lokalen Berliner-leuchten.de Hersteller beschafft werden - auf neuestem Stand für einen Bruchteil der Umrüstkosten. Und ein Teil fließt als Gewerbesteuer wieder zurück ins Stadtsäckel.

  • CM
    Christian Mey

    Herr Aduro, auch wenn Sie es nicht glauben, das Braunkohlekraftwerk Jäntschwalde verbraucht in einer Stunde so viel CO2 wie die gesamte Berliner Gasbeleuchtung in einem Jahr! Die Elekrolaternen werden mit der Braunkohleverstromung betrieben - nicht mit Ökostrom dann sähe die Vergleichsrechnung zwischen Strom- und Gasbeleuchtung ganz anders aus. Gas ist eine Primärenenergie, Strom eine Sekundärenergie. Rechnen Sie doch bitte einmal aus wie viel CO2 durch die Umrüstung von 44.000 Gaslaternen freigesetzt werden. Es müssen immer 2 Baugruben gesetzt werden. Maste und Arbeitsmaterial und Arbeitsgeräte (Bagger) transportiert werden usw. Das macht 88.000 Baugruben in der Stadt. Baumwurzeln werden geschädigt usw. Volkswirtschaftlich rechnet sich das nicht. Nur für einen geht die Rechnung auf für Vattenfall. Die 29,5 Millionen sollten im sozialen Bereich, Kinder- Jugendarbeit Bildung usw. umgeschichtet werden - da gehört das Geld hin.

    Das Geld wird sich wie bei allen anderen Neubauvorhaben um 15 Prozent erhöhen. Bei dem geplanten Berliner Stadtschloss schon erheblich mehr bevor es überhaupt gebaut wurde.....

     

     

    Lächerlich ist die Diskussion um den Erhalt der Gasbeleuchtung noch lange nicht. Es geht eher um ein ehrliches Abwägen der Fakten!

  • BG
    Bettina Grimm

    Von wegen lächerlich! Erstens wird überhaupt nicht so viel Licht benötigt..., schon mal was von Lichtsmog gehört? Wer bestimmt, das alles bestrahlt werden muss? Deswegen ist weniger (Licht) manchmal mehr, vor allem, wenn es qualitativ gutes Licht ist. Wer will denn die unsägliche Natriumdampflichtpampe? Diese braune Soße? Auf den belgischen Autobahnen hat man es gerade abgeschafft. Aber der Senat will 12 Meter hohe Elektro-Flutlichtmaste am Roten Rathaus aufstellen. Unsäglich!

    2. Genauso grotesk ist die ständig wiederholte CO2-Keule. Der Anteil aller Gaslaternen am Berliner CO2-Gesamtausstoß liegt bei weniger als 2 Promille. Dafür wollen alle etablierten Parteien ein am liebsten ein riesen Luft-Drehkreuz südlich von Berlin entstehen lassen. Was ist mit dem CO2 dieser Flugzeuge? Die emittierebn ein vielfaches.

    3. Die Stromerzeugung in den Kraftwerken produziert ebenfalls CO2 in Riesenmengen, das scheint aber die Elektro-Freaks nicht zu stören.

    4. Gaslicht ist sehr wohl natur- und menschenfreundlich, hat eine wunderbare Farbwiedergabe und - ich wieder hole mich - kann mit Biogas betrieben werden.

    5. Es ist ein Witz, dass man Biogas nur erzeugen will, um daraus Strom zu produzieren, womit dann hässliches Licht aus noch hässlicheren Leuchten kommen soll. Welch ein Unfug.

  • BG
    Bettina Grimm

    Hat eigentlich irgend jemand schon mal darüber nachgedacht, dass NUR Gaslicht ein atomstromfreies Licht ist? Und dass man Gaslicht natürlich auch mit BIOGAS CO2-neutral betreiben kann. Versuche laufen längst. Genau diese alternative Möglichkeit, Licht nicht aus Strom, sondern eben anders zu erzeugen, dazu auch noch ein schönes Licht, soll jetzt schnellstmöglich kaputt gemacht werden. Vom Tochterunternehmen des Atomstromkonzerns Vattenfall!

    Die Senatsverwaltung lässt sich z.B. seit Jahren von einem Lichtexperten beraten, der gleichzeitig stellv. Aufsichtsratsvorsitzender einer bekannten Berliner Strombeleuchtungsfirma ist, die natürlich rein zufällig nun einen Großauftrag zum Ersatz der Gas-Reihenleuchten bekommen hat. Und noch etwas zum Thema Klimaschutz: Natürlich entsteht Wärme beim Betrieb der Gaslaternen. Diese Wärme entsteht beim Strom auch....aber schon viel früher bei der Produktion im Kraftwerk. Und dann kommen die Leitungsverluste bei der Elektrizität.....FAZIT: Nur Gaslicht ist reine Natur, insektenfreundlich, farbecht, einfach schön. Aber zu behaglich soll diese Gesellschaft ja nicht sein, deshalb muss es weg. Und zum Schluss: Der Abriss von 8.400 Reihenleuchten kostet knapp 30 Millionen Euro! Was kostet es dann, alle 44.000 Gaslaternen platt zu machen? Richtig: Ca. 170 Millionen Euro. Bis wann wird sich das amortisiert haben? Dafür haben wir dann schmuddeliges monochromes Elektrolicht. Also: Lasst Euch nicht veräppeln! Hier geht es um die planmäßige Zerstörung einer Licht-Alternative zum Strom und es geht um die Geschäftsinteressen der Elektrolobby,von Vattenfall & Co. Schaut mal auf www.progaslicht.de

  • E
    EnzoAduro

    Gaslaternen mit Umweltgründen zu stützen ist lächerlich. So viel CO2 für so wenig Licht. Auch wenn das Lich schön ist. Ist einfach lächerlich. Ganz abgesehen davon das wir das Gas ja eh brauchen um Ökostromschwankungen durch flexible Gasverstromung auszugleichen