Stoiber an Muschi: "Das Original muss zurück"

Dr. Edmund Stoiber, Ministerpräsident a. D., greift ein. Jetzt wird erst mal gar nix gemacht, schreibt er an seine liebe Muschi. 2013 kommt dann der Transrapid. Also er selbst.

Stoiber und seine Ehefrau Karin, Kosename "Muschi". Bild: dpa

Werte Muschi,

ich schreibe Dir diesen Brief, weil ich nicht beim Frühstück da sein werde und jetzt schon aufgestanden bin, weil ich dringend in München die Weichen stellen muss und an der Wiederherstellung unseres Mythos arbeite, weil es jetzt genau darauf ankommt, dass der Mythos wieder auflebt, und da kann sich der Ehrenspielführer nicht mehr zurückhalten, sondern muss vom Spielfeldrand aus hineingrätschen, weil alles andere ein taktisches Foul wäre, und das kann mir niemand vorwerfen, der noch bei Trost ist.

Wir müssen jetzt in der schonungslosen Analyse ohne Rücksicht auf Einzelne das Ergebnis auf die Lage hin anschauen, was nicht ohne Folgen bleiben wird. Und ich sage ganz offen, dass es mit mir nicht so weit gekommen wäre, was ein jeder weiß bis auf die Haderthauer, was ihr nun aber auch nicht mehr helfen wird.

Was jetzt zu tun ist, versteht sich von selbst, und ich muss es eigentlich niemandem mehr erklären, weil es klar ist, dass die, die es nicht können, ausgewechselt werden müssen, nicht nur auf die Ersatzbank, sondern aus dem Stadion soll man sie treiben und dann eine kalte Dusche, weil etwas anderes nicht hilft. Es muss dann wieder auf vertraute Kräfte gesetzt werden, die mit bewährter Hand die Verhältnisse im Freistaat Bayern wieder zurechtrücken, damit an der Spitze der Champions League nicht am Ende ein Regionalverein aus der Kreisliga das Schlusslicht hat oder die rote Laterne, wie ich auch gerne sage.

Es muss das Original zurück und nicht die Fälschung, die jeder als falsch erkannt hat, und es geschieht ihnen ganz recht. Allerdings muss man es sich gut überlegen, und ich habe es auch schon herausgefunden, wie es gemacht werden muss.

Zuerst einmal machen wir gar nichts - weil es ja noch schöner wäre, wenn die christlich-soziale Union sich von einer Wahl diktieren lassen würde, was sie macht. Es muss also nach außen hin mit äußerster Geschlossenheit gezeigt werden, dass sich die CSU nicht im Geringsten beeindrucken lässt, und es kommt jetzt vor allem darauf an, dass ein jeder so tut, als wäre nichts, und dass der Huber und der Beckstein schön weitermachen können und von mir aus auch die Haderthauer, die mich übrigens immer mehr an diese Palin aus Amerika erinnert, weil sie ja auch eine Frau ist, die es nicht kann.

Im Hintergrund werden sie dann jedenfalls angekrochen kommen und darum flehen, dass ich es wieder übernehme oder wenigstens einer, der über außerordentliche Fähigkeiten verfügt, was ja automatisch auf mich hinauslaufen würde. Ich werde es aber nicht machen, weil es ja noch schöner wäre und ich ja nicht so blöd bin, mich in einer Koalition aufzureiben, was nicht meinem Stil entspricht und auch keinen Blumentopf schmackhaft machen könnte.

Auf dem Parteitag im Oktober werden sie dann den Huber abrasieren und im auf schmerzhafteste Weise klarmachen, dass es nicht ausreichend ist, wenn einer mich aus dem Weg räumt und dann mit den Trümmern nicht zurechtkommt, an denen er sich verhoben hat. Den Parteivorsitz macht dann der Seehofer, das ist alles schon beschlossen.

Der Beckstein darf sich derweil mit der FDP herumschlagen, geschieht ihm ganz recht, diesem fränkischen Hilfssheriff ohne jegliche staatsmännische Kenntnis einer tragfähigen Regierungsführung auch in Zeiten der rückläufigen Konjunkturbewegung, was durch globale Konsequenzen nur äußerst unzureichend beschrieben ist und zu kurz greift, wie er wissen könnte, wenn er nur ein einziges Mal aufgepasst hätte in der Kabinettsitzung unter meinem Vorsitz, als es noch ein wahrhaftiger Freistaat war und nicht ein trauriger Gesangsverein mit zu vielen Tenören, die nicht einmal singen können auf ihren Abstiegsplätzen.

Das Ganze geht dann vielleicht zwei, drei Jahre so, bis sich eine dermaßene Sehnsucht entwickelt nach dem Echten, nach der Kompetenz und der Durchsetzungsfähigkeit vom Schlage eines Politikers, wie es ihn heutzutage ja praktisch gar nicht mehr gibt, wenn man ihn nicht sehr darum bittet, dass er doch zurückkommt und den Karren aus dem Dreck zieht, aber nur, wenn sie sich bei mir entschuldigen für alles, was sie mir angetan haben, obwohl ich sie immer bestens angeleitet habe.

Es wären dann im Hinblick auf 2013 alle Weichen gestellt, um den Zug wieder in die richtige Richtung zu fahren zu einer Richtungswahl, wie sie dieses Land noch nicht gesehen hat, und es ist mit 72 Jahren dann noch nicht zu spät für einen Lokführer, der den Express an die Spitze führt, auf die Zugspitze gewissermaßen, und es braucht sich keiner einbilden, dass ich es ihnen nicht immer noch allen zeige, was ein Spitzenbundesland ist.

Zum Mittagessen bin ich aber wieder zurück.

Es grüßt Dich

Dein

Dr. Edmund Stoiber,

Ehrenspielführer

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