■ Störzeile: Phoenix oder Ikarus
Erhard Rittershaus, Senator für Wirtschaft der künftig Hafenfreien Stadt Hamburg, hat zwei Handicaps. Das eine, beim Golf, beträgt 22 und läßt sich mit etwas Trainingseifer verbessern. Das andere heißt Amt für Strom- und Hafenbau, und das kann schlechter nicht werden. Dessen Dreißigjähriger Krieg gegen Mensch und Natur ist nicht mehr zu gewinnen, mit etwas Glück reicht es noch zu einer halbwegs ehrenvollen Kapitulation.
Denn Justitia sprach, und sie sprach Recht. Im Namen des Volkes, dem, sprießend aus Altenwerders fruchtbarem Marschenboden, Container, Wohlstand und Arbeitsplätze versprochen wurden. Letztere hätte es aber eh nicht gegeben und das zweite nur für wenige; so fällt denn nun der Verzicht auf erstere auch nicht schwer.
Doch Trauer muß Heinz Giszas tragen. Seit Jahrzehnten träumt er von seinem Reich der Hafenbecken; Kräne, Lagerhallen und stählerne Rümpfe der vierten, fünften und gar der sechsten Containerschiffs-Generation, soweit das Auge reicht. Auf einem Strom, ausgebaggert bis zum Dach des eigens tiefergelegten Elbtunnels.
Eine Schar von Jüngern hatte er um sich versammelt, auf daß sie Pläne schmieden und Menschen vertreiben, Gutachten verfassen und Häuser abreißen, Aktenberge türmen und Bürgeranhörungen simulieren. Ganz billig war das nicht, im Gegenteil: Es war ganz und gar unbillig.
Doch nun ist er verstummt, der Unheilige Johannes der Kaimauern, am Boden zerstört wie das kleine Dorf, das er bekämpfte.
Zu einem Phoenix aus der Asche wird er es nicht mehr bringen. Höchstens zu einem Ikarus. Sven-Michael Veit
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