Störzeile: Multiple Klaurose
■ Diebstahl im Dutzend billiger: Damit Leistung sich endlich wieder lohnt
Leistung ist nicht nur eine Sache der persönlichen Bereicherung, sondern auch eine Standortfrage. Das muß man wissen und beherzigen, sonst kann man nicht begreifen, warum der Einmal-Langfinger gegenüber dem 1.000-Mal-Dieb benachteiligt wird. Haben die Betrüger der wunderbaren Glasvermehrung im UKE nicht mehr geleistet als der gemeine Einbrecher? Sind sie nicht wesentlich produktiver und risikofreudiger gewesen als der, der nur ein wenig zugriff? Warum also den Leistungsfähigen härter bestrafen als denjenigen, der sich in der kriminellen Hängematte ausruht?
Natürlich, der erfolgreiche Dieb, Betrüger oder Bestecher hat seine Fähigkeiten auf der falschen Seite der gesellschaftlichen Ordnung eingesetzt. Deshalb gehört er auch ein bißchen bestraft. Doch bei dem, was er richtig gemacht hat – Engagement, Gewinnmaximierung, Expansion – muß ihm ein „Weiter so!“ signalisiert werden. Schon aus Resozialisierungsgründen.
Bei den Methoden des mit dem Gesetz in Konflikt Geratenen ist gewiß noch einiges nachzubessern. Fortbildungskurse könnten ihn mit den Feinheiten des Eigentumsrechts vertraut machen. Zum Beispiel, daß der Staat zwar für so nichtsnutzige Projekte wie Altenwerder Hand an fremden Besitz legen darf, nicht aber der Bürger an seines Nächsten Gartenzwerg.
Deshalb ist es nur begrüßenswert, daß von rechts wegen auch der Kleinkriminelle fortan an die Marktgesetze herangeführt wird. Wer einmal klaut, dem traut man nicht. Materielle Bescheidenheit schwächt die Wirtschaftskraft. Leistung muß sich wieder lohnen. Silke Mertins
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