piwik no script img

StörzeileZum Gotteslob

■ Staukultur: Einer Weltstadt, die auf sich hält, braucht auch Autoschlangen

Das hat der oberste Vorsitzende der Christlich-demokratischen Union (CDU), der liebe Gott, doch trefflich eingerichtet. Als der Schöpfer sich um Hamburg kümmerte, ließ er zwischen den Häusern gerade soviel Platz, dass dort Straßen gebaut werden konnten. Allein seine blasphemischen Stellvertreter in Hamburg, Fraktionschef Ole von Beust, der Landesvorsitzende Dirk Fischer und ihre Kumpanen, zweifeln die unergründliche Weisheit des Herrn an: Die Autofahrer dieser Stadt stünden zu lange im Stau, und wenn sie irgendwo ankämen, fänden sie keinen Parkplatz. Das gefährde den wirtschaftlichen Standort Hamburg und passe nicht zu einer Weltstadt.

Aber meine Herren! Ringstraßen, Entlastungswege, Querspangen, Parkplatzangebote und Verkehrsleitsysteme in allen Ehren. Aber waren sie jemals in Paris, New York, Rio, Tokio? Jede Stadt auf diesem Erdball, die etwas auf sich hält, hat eine eigene Staukultur. Keine Metropole kommt ohne ihre überlasteten Verkehrswege aus.

Nur so können Taxifahrer den Touristen in aller Ruhe die Sehenswürdigkeiten der Städte und Eigentümlichkeiten der Einwohner erklären. Nur so können Staaten über den Umweg Benzinsteuer reich werden. Das sind wichtige Standortfaktoren.

Und letztlich: Nur noch mit der so gewonnenen Zeit können überlastete Politiker in ihren Dienstfahrzeugen ihr Arbeitspensum bewältigen und sich dabei den wirklich wichtigen Staatsgeschäften zuwenden. Ihrem Schöpfer zum Lobe und ohne olle Kamellen immer wieder aufwärmen zu müssen.

Eberhard Spohd

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen