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Stille Post

■ Geflüstertes aus Kultur & Gesellschaft

Hübsch wohnlich hat sich die Schweizer Künstlerin Ariane Epars in der Galerie des Bremer Künstlerhauses am Deich eingerichtet. Elegante, durchscheinende Vorhänge hat sie schneidern lassen, 19 an der Zahl, alles Plastik. Jetzt verbreiten sie ihren gediegenen Charme in der ansonsten leeren Galerie. Unvorbereitete Gäste stutzen: „Das ist doch die Galerie, oder? Und wo ist die Ausstellung?“ – An den Fenstern natürlich, wo sich der profane Reiz der Plastikvorhänge mit dem poetischen Reiz der Lichtmalerei mischt, die an den kunstverhangenen Fenstern entsteht. Wie sich das Licht auf Epars' Kunstfolien bricht; wie die Galerie auf einmal nobel und hell erscheint – und wie dann alles wieder vom Billiglook der Plastiklappen erschlagen wird: Dieses Wechselspielchen ist schon teuflisch schön (bis 22.6., Am Deich 68/69).

Lange mußten wir darauf warten, Kati Outinens abgrundtief melancholischen Blick und ihre schöne Schnute Marke „Beleidigte Leberwurst“ wiederzusehen. Und nun, da Aki Kaurismäkis Freund und Leib- und Magenakteur Matti Pelonpää nicht mehr ist, bleibt uns außer seinen Filmen nur noch Frau Outinen, die an ihn erinnert. Zur Zeit in Kaurismäkis „Wolken ziehen vorüber“. Dort wird sie, in einem Helsinki, in dem der sozialistische Mief schlechter abzuziehen scheint als in ex-Berlin/Ost, als Oberkellnerin arbeitslos, mutlos u.s.w. Doch wunderbar, wie Kaurismäki uns aus der Tristesse, in der wir uns aalen, wieder herausführt in seinem Märchen: Am Schluß läßt er Kati aufschauen – und Wolken ziehen vorüber. taz

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