Peter Jung liest aus „Ein Koffer aus Eselshaut“ : Stetige Fluchten
Biographien sind immer zerstückelt. Es ist eine Täuschung zu glauben, dass Stringenz möglich sei; allenfalls wird im Nachhinein ein Muster über die aneinander gereihten Zufälligkeiten gelegt. Wenig stringent war auch die Vita Peter Jungs, der gemeinsam mit Annett Gröschner die Biographie Ein Koffer aus Eselshaut ediert hat. Jede Fertigkeit an einem anderen Ort erlernt zu haben, jede Entwicklungsstufe in einer anderen Stadt, vielleicht sogar einem anderen Land durchlebt zu haben, macht das Erzählen nicht leichter, Identitätsfindung nicht müheloser: Über Wien ist der 1932 in Berlin Geborene in den 30er und 40er Jahren vor den Nazis nach Genf, Budapest, Bad Nauheim schließlich 1949 in die USA zu seinem Vater Franz Jung emigriert, wo – auf eine Etappe als Besatzungssoldat in Deutschland – eine Karriere in der Ölindustrie folgte. Inzwischen lebt Gröschner, seit 1992 im Ruhestand, in Frankfurt/Main. PS
Annett Gröschner und Peter Jung: Ein Koffer aus Eselshaut. Hamburg 2004, 288 S., 22 Euro. Lesung: Di, 30.3., 20 Uhr, Literaturzentrum, Schwanenwik 38