Sternen-Hype auf TikTok: Astro-affines Atmen
Das TikTok-Format „Karma regelt“ von Funk prüft, was hinter dem Astologie-Hype der Gen Z steckt. Kritik wird recht geschickt mitgeschmuggelt.
D rogen sind auf Tiktok verboten. Es gibt aber angeblich auch andere Möglichkeiten, auf höhere Bewusstseinsebenen zu gelangen, nicht mit dem verbotenen Zeugs, sondern ganz legal, ganz einfach: durchs Atmen. In Tiktok-Videos zeigen sich Leute bei sogenannten holotropen Atemsessions so heftig stoßatmend und schreiend, als würden sie den heiligen Leib Christi auf die Gymnastikmatte pressen wollen. Es soll eine Wahnsinnserfahrung sein.
Auch Influencerin „sophodoph“ probeatmet für das neue Funk-Tiktok-Format „Karma regelt“, in dem Trends wie diesem auf den Grund gegangen werden soll.
Dass sie sich am Ende der Session begeistert über den Kontakt mit dem inneren Selbst zeigt, stimmt skeptisch. Beim Weiterscrollen durch den Account wird das Konzept hinter dem Format aber klarer. „Karma regelt“ versucht verschiedene Perspektiven zu integrieren und so ein möglichst breites Publikum anzusprechen.
Insgesamt drei Tiktoker:innen steuern zu dem Format sehr unterschiedlichen Content bei: „sophodoph“ filmisch dokumentierte, spirituelle Selbsterfahrungsexperimente, „carlottbru“ Hintergrundrecherchen, „diehuepsche“ schräge Sketches über die Absurditäten des Astrohypes. Mitunter kritischer Content wird so dem Medienkonsum jener astroaffinen Gen Z untergeschmuggelt, die keine Lust hat, wieder gesagt zu bekommen, dass Sternzeichen Bullshit sind.
Wunsch nach Orientierung
bei Tiktok
Das Format nimmt den Glauben an Horoskope, Heilsteine und Tarot ernst und hinterfragt ihn zugleich. Vermittelt wird: Der Wunsch nach Orientierung (etwa durch Horoskope) ist okay, problematisch wird es, wenn die Orientierung zum Maßstab und der Partner geditcht wird, weil das Sternzeichen nicht matcht.
Das Format ist jedenfalls ein originell angelegter Versuch, sich mit dem Astrohype auf Tiktok auseinanderzusetzen. Gutes Karma gibt das bestimmt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin