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■ Das PortraitStern der Weisen

Der griechische Philosoph Thales beobachtete die Sterne und fiel dabei – plumps! – in einen Brunnen. So lächerlich kann ein Sterndeuter enden. Seine Astronomen-Kollegen Caspar, Melchior und Balthasar paßten da besser auf. Als sie einmal einem Stern von Babylon nach Bethlehem folgten, leisteten sie sich keine derartigen Fehltritte – weswegen man sie auch die „Drei Weisen“ nennt. Bekanntlich endeten die drei in einem Stall bei Kind, Ochs und Esel und entledigten sich dort ihres Gepäcks: Weihrauch, Myrrhe und Gold. Daraus schlossen die Zeitgenossen: Wer so viel zu verschenken hat, muß von gekröntem Haupte sein. So kamen C + M + B zu ihrem zweiten Decknamen, der sie als Trio berühmt machte: „Die Heiligen Drei Könige“.

Ohne den guten Stern auf ihrem Weg hätten die drei nie Karriere gemacht. Für die Wissenschaft Grund genug, sich dieses Gestirn vorzunehmen – und Erstaunliches zu entdecken: Das Ding gab's tatsächlich. Zwar handelte es sich um Planeten und nicht um Sterne, und sie tauchten in einer besonderen Konstellation im Jahre sechs v. Chr. statt im Jahre null auf – aber wen stören schon diese kleinen Unstimmigkeiten? Im Jahre sechs also standen Jupiter, der das Schicksal des Königs bestimmt, und Saturn, der für die Zukunft des jüdischen Volkes zuständig ist, dreimal sehr dicht beieinander: eine Dreifachkonjunktion im Sternbild der Fische. C + M + B waren gelehrte Sterndeuter: Sie beobachteten, rechneten, deuteten, und dann machten sich die Präesoteriker auf den Trip, den König der Juden zu suchen – schnurstracks immer Jupiter und Saturn hinterher. Was die drei fanden, ist bekannt.

Bleibt noch das Problem des Schweifes. Hatte der Wandelstern einen, oder nicht? Es ist zu befürchten, daß dieses Accessoire aus rein ästhetischen Gründen hinzugefügt worden ist. Denn nur der Komet trägt Schweif. Auch eine weitere Frage ist bis heute unbeantwortet. Wie und warum kamen die Knochen der Drei Weisen nach Mailand, von wo sie 1164 in einen Reliquienschrein im Kölner Dom wanderten? Könnte sein, daß an dem mittelalterlichen Aberglauben doch was dran ist: Sterne mit Schweif bringen Unglück. Das konnte das Trio eben noch nicht wissen. bam

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