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Stephanie zu Guttenbergs KinderschutzvereinNur das Finanzamt weiss Bescheid

Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen fordert: Der Verein "Innocence in Danger" soll seine Finanzen öffentlich machen. Doch der wehrt sich gegen den Vorwurf mangelnder Transparenz.

Nicht mit Spendensiegel, aber dafür mit veritabler Ministergattin: Stephanie zu Guttenberg bei "Innocence in Danger" Bild: dpa

KÖLN dpa | Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) fordert von der Kinderschutz-Organisation "Innocence in Danger" von Ministergattin Stephanie zu Guttenberg mehr Transparenz. "Eine gemeinnützige Organisation, die so in der Öffentlichkeit steht wie "Innoncence in Danger" und erkennbar um finanzielle öffentliche Unterstützung bittet, sollte der Öffentlichkeit auch aussagekräftige Finanzberichte zur Verfügung stellen", sagte DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke der Frankfurter Rundschau. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) beobachtet die Arbeit von Spendenorganisationen.

Der Verein wehrte sich gegen die Kritik: "Innocence in Danger" ist ein gemeinnütziger Verein, der wie jeder andere Verein in Deutschland, einmal jährlich seine Zahlen dem Finanzamt vorlegt", sagte Julia von Weiler, Geschäftsführerin der Organisation, in Köln. Zudem gebe der Verein in seinem Jahresbericht genau Auskunft über die durchgeführten Projekte. Nach ihren Angaben hat die Organisation derzeit 2,5 feste Mitarbeiter-Stellen und 9 ehrenamtliche Helfer. Die Gemeinnützigkeit sei zuletzt 2009 für fünf Jahre verliehen worden.

Geschäftsführerin von Weiler verteidigte die Tatsache, dass "Innocence in Danger" derzeit kein Spendensiegel des DZI hat. Das Siegel gilt als Garant für Seriosität und muss jedes Jahr neu beantragt werden. Von Weiler sagte jedoch, es sei jeder gemeinnützigen Organisation freigestellt, ein solches Siegel zu kaufen. "Für kleine Vereine ist das kommerzielle DZI-Siegel eine sehr aufwendige und kostspielige Sache." Viele andere Organisationen hätten sich ebenfalls dagegen entschieden.

Stephanie zu Guttenberg, Frau des Bundesverteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), ist Präsidentin der deutschen Sektion von "Innocence in Danger". Sie gilt als prominente Unterstützerin der viel kritisierten RTL-II-Serie "Tatort Internet". In der Sendung sprachen Lockvögel in Internet-Foren potenzielle Sexualstraftäter an. Einige Männer verabredeten sich mit den Lockvögeln und wurden dann von RTL II zur Rede gestellt.

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8 Kommentare

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  • E
    emil

    "Viele andere Organisationen hätten sich ebenfalls dagegen entschieden."

     

    das soll doch kein argument sein?

     

    also ich rauche und viele andere tun es auch, ergo rauchen ist gesund oder wie?!

     

    was andere machen kann keine rechtfertigung für die eigenen handlungen sein.

  • N
    noevil

    "Innocence in danger" hat zum Einen die Möglichkeit, sich vom DZI das Spendensiegel ausstellen zu lassen, aber zum anderen auch, seine Bücher den Interessierten offenzulegen. Wer nichts zu verbergen hat, kann wählen. Mit diesem freundlichen Hinweis wird ja heutzutage so häufig von anderen gefordert, was der eine oder andere selbst zu verbergen sucht.

     

    Ansonsten lasse ich die Finger von Spenden - auch von solchen Sendungen. Und RTL2 wähle ich nur dann, wenn mal ein guter Film kommt, also insgesamt für mich durchaus verzichtbar.

  • T
    Tom

    @Sam: deren Mitglieder- bzw. Vorstandsliste liest sich wie der Abspann eines "Sissi"-Films: http://de.wikipedia.org/wiki/Innocence_in_Danger

     

    Der internationale "Verein" ist im Übrigen noch interessanter. Da findet sich praktisch alles, was man während diverser europäischer Umwälzungen zu guillotinieren versäumt hat. Über die tatsächlichen Beweggründe dieses Inzestvereins braucht man nicht lange zu spekulieren: divide et impera.

  • S
    Sam

    "zu Guttenberg" und "von Weiler"? Sind sonst noch ein paar weitere Adlige in diesem Verein tätig?

     

    Es scheint ja da eine Häufung zu herrschen.

  • JH
    Johannes Hauenstein

    Der in den USA erfundenen Kinderschutztruppe geht es um schnelle Öffentlichkeitswirkuug und natürlich um Geld. Da eignet sich die Kombination von Schmuddel RTL II mit Ministergattin ganz besonders.

    Der vermutlich größten Opfergruppe Kinder, Kleinkinder, Kleinstkinder die nicht per Internet sondern per Familie, Verwandtschaft, Freundschaft, Nachbarschaft missbraucht werden, hilft das Guttenbergsche Kasperletheater in keiner Weise. Hier müsste man mit Kindertagesstätten, Schulen und Sozialbehörden mühselig und auf lange Zeiträume orientiert arbeiten. Das ist offensichtlich zu anstrengend für GuttenRTLberg. Wer an diese Organisation nicht spendet macht mit Sicherheit keinen Fehler

  • T
    Thom

    Praktisch Bildbare in den Produktionsprozeß der Zeitung einzubinden, ist zwar löblich, jedoch sollte man die Überschriften, die sie produzieren, vielleicht einmal gegenlesen. Oder aber: die taz hat die Rechtschreibung der inhaltlichen Qualität angepaßt. Auch möglich.

  • A
    Amos

    Was spendet die Guttenberg den persönlich?- oder lässt sie nur spenden? Dagmar Enkelmann von den Linken spendet persönlich pro Monat 2000 € für Soziales. Und die ist bestimmt nicht so begütert wie die (Raubritter) Guttenbergs.

  • MM
    mit Majo

    Die Bestätigung der Gemeinnützigkeit sagt sehr wenig über eine seriöse Mittelverwendung aus - selbst Organisationen, die die Hälfte ihrer Spendeneinnahmen für Verwaltung verbrauchen, können als gemeinnützig gelten. In Deutschland gelten längst die Transparenzrichtlinien des DZI und des Deutschen Spendenrats als Maßstab, anscheinend aber nicht bei "Innocence in Danger" ?!

     

    Hunderte Organisationen folgen den Regeln, die auch Missbrauch von Spendengeld verhindern sollen. Doch ausgerechnet der Verein, dem die prominente Frau des Verteidigungsministers vorsteht, will davon offenbar nichts wissen ?!