Kommentar: Stellenschieberei
■ Wer die deutschen Stellen braucht
Bei „Ausländerbeauftragten“ hat die Stellenschieberei unerträgliche Ausmaße angenommen. Schon die Gründung ist eine einzige Schiebergeschichte. Dagmar Lill hat sich nie auf eine ausgeschrieben Stelle beworben - Wedemeier wollte sie damals einfach weg haben aus dem Arbeitsressort. Daher sein Verständnis für die Schwierigkeiten der Senatorin Trüpel mit ihr. Vergessen wir doch einmal die Frage, welche Beamten mit einer Stelle einer bestimmten Vergütungsgruppe versorgt werden muß. Tun wir einfach einen Moment lang so, als könne man von der Sache aus denken. Brauchen die AusländerInnen in Bremen die deutsche „Ombudsstelle“? Für viele der „Beschwerden“ wäre es erforderlich, daß eine Sozialarbeiterin sich um die betreffenden Deutschen kümmert. Und auch deutsch-türkische Fußballturniere könnte ohne „Ombudsstelle“ stattfinden.
Man könnte auf die Idee kommen, den ausländischen Mitbürgerinnen wäre besser damit gedient, wenn sie selbst einen „Ausländerbeirat“ wählen dürften. Keine Alibi-Funktion im Hinterzimmer kompetenzloser Beiräte, sondern einen, dessen Repräsentanten an den Senatssitzungen teilnehmen dürfen. Und schließlich: Viereinhalb Stellen deutsche „Ausländerintegration“ (Arbeitgeberbrutto plus Bürokosten) bedeuten, daß 50.000 Mark da sind. Monat für Monat. Die könnten, anstelle in die Taschen der deutschen Beamten, zu den ausländischen Initiativen fließen. Klaus Wolschner
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