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Steinmeier bei RTLDer Kandidat mit dem Pattex-Lächeln

Bei RTL stellen Zuschauer Fragen an den Kanzlerkandidaten. Frank-Walter Steinmeier würde gerne antworten. Es kommt ihm aber so viel anderes dazwischen.

Selten kam einem die SPD so traurig vor: Steinmeier zwischen den RTL-Moderatoren Gresz (li.) und Kloeppel (re.) Bild: dpa

Wie mit Plastikfolie überzogen kommt einem dieser Wahlkampf 2009 vor. Hochglanzbearbeitete Plakate, emotionsfreie Debatten, langweilige Seitenhiebe – alles wirkt schon so unecht, dass Fantasiefiguren wie Hape Kerkelings Horst Schlämmer die viel realitätsnäheren – und volksnahen ohnehin – Politiker zu sein scheinen.

Wie aus Plastik wirkt es dann auch, wenn einer, der besonders lange hinter irgendwelchen Mauern weltweit sich und anderen die Welt erklärt hat, aufs Fernsehvolk losgelassen wird. „2009 – wir wählen. Zuschauer fragen – Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier antwortet“, so war es grundsätzlich gedacht bei RTL am Sonntagabend. Nur SPD-Kandidat Steinmeier wollte nicht so recht antworten. Er dankte und dozierte lieber.

Herr Rose, seit 30 Jahren Verkäufer bei Hertie und nun arbeitslos, zum Beispiel hat die ganz einfache Frage: Warum wird für Opel gekämpft, für Hertie aber nicht? Statt zu antworten, beginnt der patex-lächelnde Außenminister lieber sperrig zu menscheln. Das sei eine schwierige Situation, so eine Arbeitslosigkeit, da gebe es nichts zu beschönigen, eine Zäsur sei das. Und auch noch Kinder, oh ja, das kenne er, da sei die Verantwortung noch größer. „Ich fahre bei vielen Hertie-Filialen vorbei. Da ist es jetzt dunkel“, bringt Steinmeier noch mehr persönliches Flair rein. Aber es gibt Hoffnung, denn Mitte 40, das sei doch kein Alter, wo das Ende der Welt droht. Also den Kopf nicht hängenlassen und denen bei der Bundesagentur für Arbeit mal so richtig Druck machen. Und immer nach vorne schauen!

Wo Kanzlerin Angela Merkel bei RTL eine konkrete, nützliche Lebensberatungs-Sprechstunde abhielt, gibt Steinmeier Weisheiten von sich, die wie von der Yogi-Tee-Packung abgeschrieben wirken: „Wir müssen uns selbst ein bisschen ernstnehmen! Und wir brauchen Visionen“ – zur Frage, ob sein Vollbeschäftigungsversprechen nicht absurd sei wie Kohls blühende Landschaften. „Ich weiß es aus der eigenen Familie: Kurzarbeit ist auch nicht schön“ – zu einem Mechaniker, der nach der Kurzarbeit die Arbeitslosigkeit fürchtet. „Wir haben damit eine Brücke über die Krise gebaut“ – zur Abwrackprämie. Die ist denn auch eine prima Gelegenheit, endlich mal die große Koaltion zu loben, in der alles Gute natürlich „aus der Ideenfabrik der SPD“ kommt. Viel mehr fällt ihm aber nicht ein als Erklärung, warum er denn der bessere Kanzler sei.

Ein mittelständischer Unternehmer hat daran auch so seine Zweifel und variiert die Hertie-Frage: Warum engagiert sich die Politik bei Opel und Arcandor und lässt den Mittelstand allein in der Krise? Da wird Steinmeier grundsätzlich: „Ich bin außerordentlich dankbar für Menschen wie Sie.“ Und er sei ja seit Jahren für den Mittelstand engagiert und mit ihm als Kanzler gäbe es einen Mittelstandsbeauftragten im Kanzleramt. Auf sein Beharren, die Frage sei aber noch nicht beantwortet, kriegt der Unternehmer schließlich die ultimative Antwort auf alles: „Wenn Sie meine Rede bei der Karl-Schiller-Stiftung gehört haben…“. Ah, wohl eher nicht.

Hilflose Moderatoren

Dankbar ist Steinmeier dann auch noch den Soldaten in Afghanistan und der Nichtwählerin, die Volksabstimmungen fordert, für ihr Engagment für die Demokratie. Ein unzufriedenes SPD-Mitglied, das Hartz IV kritisiert, wird ermahnt: „Lasst uns nicht die Schlachten von gestern schlagen“ – und auch gleich geduzt, schließlich seien sie doch beide Gewerkschafter.

Wenn die Moderatoren Maria Gresz und Peter Kloeppel meist hilflos versuchen, kritisch mal Umfragewerte oder nicht eingehaltene Wahlversprechen einzuwerfen, über-redet Steinmeier sie einfach. Denn hier hat nur einer das Wort. Das klingt dann schon mal so: „Dann habe ich gesagt und dann habe ich ein Zweites gesagt“ (Thema Steuerentlastungen – derzeit nein) oder (zum Thema Mittelstand fördern) „So mach ich's, so will ich's, so will ich es tun“. Nun denn.

Selten kam einem die SPD so traurig vor. Dabei rief Steinmeier gleich zu Anfang: „Wahlkampf macht Spaß“, naja wenigstens einem. Ein bisschen beleidigt wirkte er, dass da Merkels CDU nicht recht mitspielen will und sich dem Wahlkampfhickhack verweigert. Da sei noch einiges drin für die SPD, sagt Steinmeier. Wie jetzt, nach unten? Er müsse ein bisschen mehr so draufhauen, ein bisschen schärfer werden, so wie Schröder, riet ihm ein Zuschauer – aber das macht ja jetzt schon Müntefering.

Das Publikum quälte sich sehr, als die Moderatoren dazu aufforderten, Steinmeier zum Schluss mal noch was Persönliches zu fragen. Immerhin, die Frage danach, ob das Grau seiner Haare im Gegensatz zum Schwarz Schröders echt sei, beantwortet Steinmeier direkt: „Ich färbe jeden Tag nach, weil das Schwarze immer rauskommt.“ Da hat die Plastikfolie mal ganz kurz geraschelt.

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8 Kommentare

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  • LC
    Loki CFB

    Dieser Artikel arbeitet auf das Schönste heraus, wie lebensfern der Parteibonze Steinmeier doch ist.

    Allein an dem Beispiel, der Harzt Situation, welche er mitverbrochen hatte und der lebensfernen Aussagen.

    Welche Ängste begleiten Arbeitnehmer wie Dich und mich, wissen zu müssen, dass mit der langfristigen Arbeitslosigkeit, alles verloren ist, was über Jahre aufgebaut wurde. Auf der anderen Seite Funktionäre und Manager (früher das asoziale Pack) sich mit unseren Steuernmitteln, Ihre Fehler noch vergolden lassen, quasi Hartz für Reiche.

     

    Ohnmächtige Wut.

  • Z
    Zeineb

    Was ich nicht verstehe, ist woher Herr Steinmeier eigentlich dieses Selbstverständnis hernimmt. Nehmen wir mal an, daß ich eigentlich gerne die SPD wählen würde, wer hat mich gefragt, ob Herr Steinmeier meiner Meinung nach der beste Kandidat wäre. Er taucht einfach auf, hallo ich bin Deutschland, und grinst mich an, es gibt keine Alternative.

    Es gibt keine Demokratie in diesem Land. Es wird regiert. Und es wird wählen gelassen nach dem Prinzip friss oder stirb. Das ist traurig,-und beleidigend.

  • V
    v.b.

    Bei RTL stellen Zuschauer Fragen an den Kanzlerkandidaten. Frank-Walter Steineier würde auch gerne antworten. Es kommt ihm aber so viel anderes dazwischen... VON DANIELA ZINSER

     

    *ggg* Steineier.... ein freudscher Fehler?

     

    Es mutet schon seltsam an, wenn die "Experten" von einer Arbeitslosenzahl von 10 Millionen ab nächstes Jahr ausgehen und Herr Steinmeier diese jetzt schon weg dividiert...

     

    Wobei, wenn man alle Menschen zählt, die im Moment von der Agentur für Arbeit oder der ARGE Geld erhalten leicht die 8 Millionen Grenze überschreitet.

  • LB
    Lea Blumenthal

    Dass die SPD traditionell eine Arbeiterpartei ist, darf sie sich zur Ehre anrechnen. Aber wir leben heute. War es nicht Karl Marx, einer der geistigen Väter der SPD, der vor über 100 Jahren schon gesagt hat, dass die Technik den Menschen mehr und mehr die Arbeit abnehmen wird und die Menschen dann viel mehr Zeit für schönere Dinge als die tagtägliche Plagerei haben?

     

    Immer mehr Bruttosozialprodukt wird von der Technik produziert. Wäre Herr Steinmeier auf der Höhe der Zeit, würde er Konzepte vorstellen, wie dieses Bruttosozialprodukt gerecht auf die Menschen verteilt werden kann.

     

    Gerechtigkeiten gibt es mehrerlei, z.B. diese:

     

    Existenzgerechtigkeit: Materielles Wohlgehen als Recht, weil jemand Mensch ist - dafür wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen ohne bräunlich wirkenden "Hartz-IV-macht-frei"-Terror angemessen.

     

    Genie-Gerechtigkeit - für ökonomisch, kulturell und wissenschaftlich zeugend tätige Menschen, die Wichtiges an Schöpferischem leisten, wie Berta und Carl Benz oder Edison.

     

    Leistungsgerechtigkeit - für erzeugend tätige Menschen im Sinne des klassischen Begriffs von Arbeit.

     

     

    Genie-Gerechtigkeit kann Herr Steinmeier für sich selber nicht beanspruchen, das spüren die Menschen und daher sinken die Sympathiewerte für die SPD. Denn welcher Mensch lässt sich gerne primär als Sklave definieren, wie es Steinmeier tut, der an nichts anderes denkt als an "Vollbeschäftigung", als ob das Volk wie im Gefängnis eine Beschäftigungstherapie verordnet bekommen müsste.

  • H
    Höxter_lebt

    Ein durchaus zutreffender Artikel.

     

    Das eigentliche Kernproblem jedoch bleibt unerwähnt - die SPD ist schlicht und einfach seit ca. 30 Jahren überflüssig, und aufgrund der Altersstruktur ihrer Mitglieder und Wähler wird sie in den kommenden Jahren einen langsamen und quälenden Tod sterben. Grüne und Linke werden sich den Stimmviehkuchen teilen.

  • O
    Oskar

    wer einmal lügt den glaubt man nicht, auch wenn er dann die wahrheit spricht.

  • E
    Eisenbahner

    Warum kann Genosse Steinmeier nicht geradeaus antworten??? Weil er keinen Plan hat. Er hat keinen Plan für nichts und niemanden, er hat keinen Plan für seine marode Partei, er hat keinen Plan, wo er 4 Millionen Arbeitsplätze her nehmen soll und er hat keinen Plan für den Bürger. Er rennt vollkommen orientierungslos im Polithimmel herum und windet sich wie ein Aal. Wie will er auch dem Hertie-Mitarbeiter verkaufen, dass er 4 Millionen Trümpfe im Ärmel hat?

     

    Wie will er uns verkaufen, dass alles gut wird??? So gut wie die Agenda, oder so gut wie die 400 € Jobs? Alles Ideen der Sozialdemokraten. Was will er denn auch sagen? Seine Partei ist am Boden, seine Genossin fährt mit der Dienstlimousine samt Lover durch Alicante, worauf sie aus dem Team fliegt, dann aber wieder drin ist... Halbwahrheiten, Zeichen absoluter Inkonsequenz, von Schwäche und von (Macht)Verlustängsten...

     

    So... da macht ihm der Wahlkampf Spaß... was macht ihm denn so viel Spaß? Zu sehen, dass der prozentuale Anteil der Wählerschaft seiner Partei derzeit unter dem Alkoholgehalt eines Likörs liegt??? Oder macht es ihm Freude, zu sehen, wie seine Partei den Bach runter geht? Kann ja auch sein, dass es ihm Spaß macht seinen eigenen Niedergang zu beobachten und überhaupt... Was für ein Wahlkampf. Wenn Herr Steinmeier seine laienhaften Auftritte als Wahlkampf bezeichnet, dann sieht er sicherlich auch Dick und Doof als Thriller an...

     

    Wahlkrampf wäre der richtige Ausdruck, denn Herr Steinmeier eiert sich durch die Gegend, dass es einen schaudert. Jeder Betrunkene mit 2 Promille im Blut ist gradliniger als dieser Kandidat

    -wohlbemerkt- auf den Kanzlerposten.

     

    Aber wenigstens lächelt er noch und wir gönnen es ihm... Angesichts einer tragischen Figur in einem aussichtslosem Gefecht sollte ihm wenigstens das Lachen nicht vergehen...

  • S
    Selbstdenker

    Müntefering schreibt sich ohne "h", aber das passiert schon mal im Mittelstufenpraktikum... Abgesehen davon ist es immer einfach (und oft auch ein wenig billig), eine Kritik mit aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten belegen zu wollen. Mal davon abgesehen, dass die Merkel, die besseres als abgedroschene Phrasen dreschen kann, erst noch aus einem mit Deutschland wiedervereinigten Nordkorea in die CDU eintreten muss.