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US-Medien unter politischem DruckWir brauchen jetzt dringend unsere Medienaufsicht

Trump, Musk & Co. attackieren Medien – und die AfD applaudiert. In den USA droht die Demokratie zu kippen – und hier?

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, ein Bollwerk gegen den Faschismus Foto: Soeren Stache/dpa

V ergangene Woche trafen sich die Di­rek­to­r*in­nen Landesmedienanstalten zu ihrem jährlichen Stelldichein namens „DLM im Dialog“ in Berlin. Eigentlich wollte ich deshalb hier den schalen Witz machen, was wohl passierte, wenn sich Elon Musk mit diesen 14 Behörden aus 16 Bundesländern beschäftigen würde. So von wegen der Ef­fi­cien­cy dieser eigentlich für den Privatfunk zuständigen Medienaufsicht.

Doch das verbietet sich in diesen Zeiten. Wir werden die Landesmedienanstalten und ihre Aufsicht und Regulierung im Netz ganz dringend brauchen, wenn wir den aus den USA heranschwappenden Zumutungen Paroli bieten wollen. Doge stand früher mal für die gewählten Oberhäupter diverser reicher italienischer (Klein-)Republiken wie Venedig.

Heute heißt so Musks Department for Government Efficiency. Dort wütet der egomanische Milliardär so autokratisch, dass mancher Renaissance-Doge glatt neidisch geworden wäre. Wobei Musks Laden besser als DFDD, also Department for Destroying Democracy, abgekürzt werden sollte.

So wie sich Trump und Musk verhalten, sind die USA schon heute kein demokratischer Rechtsstaat mehr. Weshalb beide jetzt ungeniert Jagd auf die Medien machen können. Zumindest die, die ihnen nicht passen und auf diese Entwicklung hinweisen.

Das ist aber doch alles weit weg von Deutschland? Im Prinzip ja, aber hier hat die AfD auch längst zur Jagd aufgerufen. Da bei uns der demokratische Rechtsstaat zum Glück noch intakt ist, kommen sie bloß nicht so zum Zuge. Die Rhetorik ist aber dieselbe, weshalb Musk Alice Weidel und die AfD ja auch super findet.

„Es kann hier nicht passieren“

1935 erschien in den USA der Roman „It can’t happen here“ von Upton Sinclair. Vor der Folie des Faschismus in Europa erzählt Sinclair die Geschichte des fiktiven Politikers Berzelius „Buzz“ Windrip, der gegen den realen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt antritt und auf einem verdächtig an Trump, Musk und „MAGA“ erinnernden Ticket die Wahl gewinnt. Es folgt der radikale Umbau von Staat und Regierung hin zur Autokratie und das Verbot anderer Meinungen.

Damals, in den 1930er Jahren, passierte es in den USA nicht. Heute sieht das anders aus. Schon in Trumps erster Amtszeit wurden Parallelen zu dem Roman gezogen. Doch da hat er noch geübt und hatte auch noch keinen Elon Musk oder Jeff Bezos. Heute sieht das anders aus. Bezos hat seiner Washington Post schon andere Meinungen verboten.

Hauptgegenspieler von Windrip im Roman ist übrigens der Journalist Doremus Jessup. Auch heute sind es Jour­nalist*in­nen, die Medien und ihre Anstalten, die die Verantwortung dafür haben, dass die (stilistisch unschöne) Übersetzung des Buchtitels bei uns Realität bleibt. Es ist hier nicht möglich!

„So schwappen wir ins nächste Themenfeld, den ÖRR nicht einzukürzen und Kanäle, die Nachrichten und Bildungsinhalte senden, nicht zu fusionieren“, meint die Mitbewohnerin.

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Steffen Grimberg
Medienjournalist
2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"
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4 Kommentare

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  • Vor gut 30 Jahren habe ich für einen grossen deutschen Pay TV Anbieter gearbeitet und musste - als Produkt Manager - einige Diskussionen zum Thema Jugenschutz und Programmvielfalt mit den Landesmedienanstalten über mich "ergehen" lassen.



    Das LfM Team war immer sehr konservativ und seriös. Wir waren gut vorbereitet, aber auch irgendwie ne Horde Cowboys, wenn ich ehrlich bin.

    Die Diskussionen waren hart, aber gut!

    Viele Einschränkungen habe ich damals nicht nachvollziehen können (ich war jung & dumm), aber das LfM hatte recht (nicht nur rechtlich).



    Vor allem: im nachhinein!

    Als das Internet sich durchsetzte, nicht nur mit Streaming Angeboten, konnte ich einfach nicht verstehen, warum wir all diese Beschränkungen hatten, im Internet aber ALLES möglich ist.

    Wo bleiben die Landesmedienanstalten?



    Im Grunde müsste jeden Anbieter von Inhalten/Diensten ähnlich harte Gespräche führen wie wir. Dann gäbe es einen guten Jugenschutz, Programmvielfalt ... und eine rechtlich durchgesetzte Verantwortung für alles, was auf den Plattformen stattfindet.

    Wir haben die Rahmenbedingungen - sie müssen nur durchgesetzt werden!

  • Die größte Bedrohung für den ÖRR ist er selbst.

    Ich war wirklich lange Zeit ein großer Befürworter des ÖRR aber insbesondere die Berichterstattung der letzten Jahre zu Ampel (Immer nur Familienstreit), Forderungsjournalismus ( jedes Jens Spahn fordert die Abschaffung der Menschenrechte bekommt ein Interview) und die Allgemeine Unreflektiertheit der großen Nachrichtensendungen geben mir den Rest.

    Der ÖRR ist viel zu nahe an der Politik, ich würde mir da mehr BBC wünschen, wo Politiker nur mit konkreten Gesetzesvorhaben ins Fernsehen kommen, die ständigen Interviews zu non-Themen, bei denen Politiker nur unreflektiert ihr Wahlprogramm an den nichtsahnenden Zuschauer senden können braucht keiner mehr.

  • Der Roman »It Can't Happen Here« stammt nicht von Upton Sinclair, sondern von Sinclair Lewis (1930 erster US-amerikanischer Preisträger des Literatur-Nobelpreises): cf. en.wikipedia.org/w...an%27t_Happen_Here

  • Die AfD-Bild, den CDU-Focus, den CSU-Kurier, den SPD-Spiegel, die linke taz....



    die meist gelesenen deutschen Medien sind schon lange nicht mehr neutral in der Berichterstattung, viele berichten leider nicht mehr objektiv, sondern senden Meinungsbotschaften, man könnte es auch Manipulation des Lesers nennen, aus.



    Wobei ich von den oben genannten Medien die taz zumeist noch als das beste Medium empfinde, was aber keine Heiligsprechung darstellt.