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Steffen Grimberg Flimmern und RauschenQualität ist dem Fernsehen sein Pferdefuß – vom Streaming schönen Gruß

Ist ja mal wieder mächtig was los in Medienlanden: In Großbritannien spekuliert Boris Johnson mal munter drauflos, die öffentlich-rechtliche Finanzierung der BBC abzuschaffen. Mit dem lustigen Argument, andere Medien würden ihr Geld ja auch selber verdienen.

Womit wir bei RTL wären. RTL verdient weiterhin ganz ordentlich sein eigenes Geld, worüber sich wiederum die Konzernmutter Bertelsmann freut. Der Trugschluss, dass wir alle nur beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk zur Kasse gebeten werden, während die sich gerne als „Free-TV“ titulierenden Privaten dagegen für umme zu uns kommen – geschenkt. Wer konsumiert, zahlt die Werbung gleich mit – und die finanziert halt wiederum RTL und all die anderen.

Noch. Denn gerade kommen die Streamingdienste und nicht mehr nur fürs junge Publikum um die televisionäre Ecke. Gut, für den Deutschen Fernsehpreis ist das immer noch kein echtes TV, weshalb Produktionen von Netflix & Co. 2020 zwar eine eigene Kategorie bekommen – de facto dadurch aber bloß an den Katzentisch gebeten werden. Jetzt geht bei RTL auch noch Phi­lipp Steffens,. Der ist – anders als viele andere TV-Manager – noch gar nicht so alt. Er war außerdem mal erfolgreicher Produzent. Und sollte als Fiktion-Chef bei RTL dafür sorgen, dass der Laden bei Filmen und Serien wieder sichtbarer, besser, aufregender wird. Zunächst schien es sogar zu klappen: Mit „Deutschland 83“ leistete sich RTL die erste neuere deutsche Serie von internationalem Format. Sie bekam sogar einen Grimme-Preis. Bloß das an solche Qualität längst nicht mehr gewöhnte RTL-Publikum zog nicht mit. Die Fortsetzung „Deutschland 86“ lief denn auch bei Amazon Prime. Bei RTL kam dann nicht mehr furchtbar viel an fiktionalem Neustart, Anspruch und Qualität.

Dafür lädt RTL im März 2020 zum „Streaming Gipfel“ ins heimische Köln, und das klingt im Teaser der RTL-Presseankündigung dann schon ein bisschen verzweifelt: „International hochkarätige Fachkonferenz mit Werkstattgesprächen & exklusiven Insights zu strategischen, kommerziellen und inhaltlichen Aspekten von Streaming & Broadcasting. Networking von Top-Executives u. a. aus USA & Großbritannien, Skandinavien, Frankreich & Deutschland. Jan Wachtel & Stephan Schäfer: ,Streaming bewegt die internationalen Medienmärkte. Daher ist genau jetzt die richtige Zeit, Experten zusammenzubringen und voneinander zu lernen.‘“

Man könnte sogar sagen: höchste Zeit. Denn auch von öffentlich-rechtlichen Sendergewaltigen ist die Klage zu hören, dass in der Fiktion die guten Autor*innen, Regisseur*innen und Produzent*innen ausgehen. Von Schauspieler*innen ganz zu schweigen. Weil sie dort mehr Freiheiten haben und endlich Neues ausprobieren können, drehen sie lieber für die Streamer. Zur Not sogar für kleineres Geld.

Steffen Grimberg bringt hier jede Woche Unordnung in die aufgeräumte Medienwelt.

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