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Archiv-Artikel

Stasi-Stress im MDR

Birthler-Behörde: Bei der TV-Aufarbeitung seiner Vergangenheit soll der Sender geschummelt haben

Die Birthler-Behörde macht dem MDR schwere Vorwürfe: In einem Beitrag über die Stasi-Vergangenheit von Mitarbeitern der Anstalt habe Intendant Udo Reiter die Meinung der Stasi-Unterlagenbehörde geschönt. „Unsere Einschätzung wurde sinnentstellend zitiert“, sagt Behördensprecher Christian Booß. „Wir haben nur die Quintessenz der Stellungnahme wiedergegeben“, sagte MDR-Sprecher Eric Markuse.

Grund der Aufregung ist ein vom MDR produzierter Beitrag vom Mittwochabend über die Stasi-Verstrickungen der DDR-Medien. Und natürlich ging es in „Operation Fernsehen– Die Stasi in Adlershof“ (Mittwoch, 23 Uhr, ARD) auch um die Vergangenheit von Journalisten, die im Arbeiter-und-Bauernstaat Kollegen bespitzelt haben. Einer von ihnen soll MDR-Unterhaltungschef Udo Foth sein, in der DDR Leiter des Bereichs Unterhaltung beim Fernsehen.

„Wir gehen bei Herrn Foth von einer IM-Aktenlage aus“, sagt Birthler-Sprecher Booß. Das klingt in „Operation Fernsehen“ ganz anders. In einem Interview verteidigt MDR-Indendant Udo Reiter seinen Quotenbringer Foth („Ostalgie-Show“): „Es gibt Verdachtsmomente, aber es gibt keine Beweise.“

Reiter zitiert dann aus einem Schreiben der Birthler-Behörde vom 10. Mai 2001. Letztlich habe auch diese Folgendes feststellen müssen: „Ob und gegebenenfalls in welchem Umfang und mit welcher Intensität Herr Foth für das MfS tätig wurde, kann der vorliegenden Akte nicht entnommen werden.“

Der MDR hatte damals eine Stasi-Überprüfung seiner Mitarbeiter durch die Behörde veranlasst. Unter den Überprüften war auch Udo Foth. Das Paket, das die Birthler-Behörde dem MDR schickte, enthielt Akten über den IM Karsten Weiß, der zum Beispiel eine Charaktereinschätzung einer Kollegin bei der Unterhaltungssendung „Ein Kessel Buntes“ lieferte.

Für die Birthler-Beamten hat Foth als IM Karsten Weiß gespitzelt, „sonst hätten wir die Akten gar nicht an den Arbeitgeber schicken dürfen“, sagt Booß. In dem Anschreiben, auf das sich der MDR beruft, steht allerdings tatsächlich, dass Foths Akte unvollständig erscheint. Das gesamte Material weise allerdings zwingend auf eine IM-Tätigkeit hin, sagt Booß. „Der MDR weiß, dass wir das so sehen.“ Es sei absurd, die Birthler-Behörde als Entlastungszeugen für Foth anzuführen. „Einen Beweis gibt es aber nicht“, sagt MDR-Sprecher Markuse. Die Aktenlage ist eben zu dünn.“

Schon im August hatte der MDR das Birthler-Schreiben auf seiner Internetseite zur Entschuldung von Foth zitiert – als Reaktion auf einen Spiegel-Bericht. Als die Behörde intervenierte, wurde die Mitteilung von der Seite genommen.

DANIEL SCHULZ